In stürmischer See kann es sich eine Bootsbesatzung nicht leisten, in verschiedene Richtungen zu rudern. Der Sieg von Urte Steinberg bei der Bürgermeisterwahl könnte als Signal für einen Kurswechsel in Pinneberg stehen. Es ist einmalig und bemerkenswert, dass sich die großen Parteien gemeinsam auf eine Kapitänin geeinigt haben, zumal diese weder schwarze noch rote Schulterstücke hat. Der Start ist angesichts des klaren Wahlsiegs gelungen. Wenn CDU und SPD künftig gemeinsame Anstrengungen unternehmen, statt sich wie in der Vergangenheit wiederholt bei großen Vorhaben zu blockieren, kann Pinneberg vor allem in Sachen Finanzen wieder in ruhigeres Fahrwasser kommen.

Die neue Frau am Ruder hat durchaus das Zeug, jenes Gemeinschaftsgefühl zu erzeugen, von dem sie im Wahlkampf immer gesprochen hat - und das offenbar viele Pinneberger vermissen. Es zeichnet Urte Steinberg aus, auf Menschen zuzugehen und sie einen zu wollen. Mag sie vor allem von CDU- und SPD-Wählern ins Amt gehoben worden sein, so wird sie allen Bürgern fair und respektvoll gegenübertreten. Ganz unabhängig von deren Parteibuch. Das entspricht ihrem Naturell. Ein Beispiel dafür ist, dass sie angekündigt hat, in Zukunft mit dem von ihr besiegten Kandidaten Ole Bues ins Gespräch kommen zu wollen, um seine Vorstellungen zu Projekten für junge Leute aufzunehmen.

Mit ihrer Art wird Urte Steinberg weiter Sympathiepunkte sammeln. Und eben selbst jene ins Boot holen, die nicht zum CDU- oder SPD-Klientel gehören.

Immer nur nett, das wird jedoch nicht funktionieren. Die neue Kapitänin muss gut Ausschau nach U-Booten halten - und manchen Offizier aus der eigenen Besatzung vielleicht einmal ins Achtung stellen.