Die vier Bewerber um das Amt des Pinneberger Bürgermeisters stellen sich den Fragen des Publikums, geben jedoch kaum Antworten.

Pinneberg. Bloß keine Fehler machen. Die meisten politischen Beobachter meinen, das sei nun Mitt Romneys Strategie in der Endphase des US-Wahlkampfes. Zugegeben, das kleine Pinneberg ist nicht das große Amerika. Schließlich geht am 11. November nur um den Bürgermeisterposten in der Kreisstadt, nicht ums mächtigste Amt der Welt. Aber der republikanische Präsidentschaftskandidat in den USA scheint die gleichen Berater zu haben wie die drei Bewerberinnen ums Amt der Verwaltungsleitung in Pinneberg.

Während der ersten öffentlichen Vorstellung am Dienstagabend agierten Urte Steinberg, 54, Meike Oltmanns-Hase, 45, und Traudchen Perrefort, 59, unisono diplomatisch bis vorsichtig. Attacke? Beinahe komplett Fehlanzeige. Alle drei Bewerberinnen beließen es bei der Beantwortung wichtiger Fragen fast ausschließlich bei Allgemeinplätzen. Eben bloß keine Fehler machen.

Auch der vierte Bewerber, Ole Bues, 30, blieb viele Antworten schuldig. Vor allem die, was ihn in den Augen der Wähler denn eigentlich befähigen soll, Bürgermeister zu werden.

Bürgervorsteherin stellt sich schützend vor den Kandidaten Ole Bues

Dabei hatten die Pinneberger den Kandidaten eine große Bühne bereitet. Mehr als 600 Menschen waren in die Rübekamphalle gekommen. Doch die waren weitgehend enttäuscht von der Vorstellung des Kandidaten-Quartetts. "Das war nicht viel. Genauso dünn wie der ganze Wahlkampf bisher", sagte ein Zuhörer, der sich die mehr als dreistündige Präsentation angehört hatte.

Bues, dem das Los den ersten Startplatz beschert hatte, sagte zum Auftakt: "Ich will andere Politik machen." Die Ausgaben müssten minimiert, ein neuer Weg des Sparens eingeschlagen werden. Aber wie? Der 30-Jährige, der als pharmazeutisch-kaufmännischer Angestellter bei einer Versandapotheke in Hamburg arbeitet, sagte, Pinneberg brauche keine drei Standesbeamten.

Außerdem kündigte Bues an: "Ich verzichte auf einen Teil meines Gehalts." Einen Themenschwerpunkt will der Vater eines drei Jahre alten Sohnes bei der Verbesserung des Schulessens setzen. Auf die Frage, welche Qualifikationen er mitbringe, sagte er: "Jeder sollte die Möglichkeit haben, mit dem was er kann, etwas zu bewegen. Ich habe in meinem Unternehmen die Abläufe mitgekriegt." Das Publikum urteilte indes auf seine Weise: Als Bürger bestimmen konnten, wer auf ihre Fragen antworten soll, wurde Bues häufig ausgelassen. Einmal musste Moderatorin Natalina Boenigk sogar schützend eingreifen. "Ausgelacht wird hier keiner", sagte die Bürgervorsteherin.

Urte Steinberg, Referatsleiterin bei der Sparkasse Südholstein, setzte bei ihrer Vorstellung auf das Bild der motivierten und motivierenden Pinnebergerin. "Gehen Sie mit mir in eine neue Ära. Mit Pinneberg für Pinneberg. Ich kann mit Zahlen umgehen, bringe Lebenserfahrung mit, habe viele Kontakte", sagte die 54-Jährige über sich.

Die von CDU und SPD auf den Schild gehobenene Kandidatin wurde gefragt, wie sie vermeiden wolle, später mit ihren jetzigen Unterstützern in Konflikt zu kommen. Die Antwort lautete: "Ich bin parteilos, bleibe parteilos, das bedeutet für mich Unabhängigkeit."

Juristin Meike Oltmanns-Hase gab zu Beginn als kämpferischer Losung aus: "Ich verfolge ganz stringent meine eigene Meinung im Leben." Als Kandidatin der "Opposition" aber machte sich die 45-Jährige dann bei zentralen Fragen zur Überraschung vieler nicht zum Sprachrohr der Unzufriedenen. Über den Bau der Westumgehung beispielsweise sagte die zweifache Mutter, diese sei beschlossene Sache und der Beschluss müsse zügig umgesetzt werden. Den lautesten Beifall bekam Meike Oltmanns-Hase, als sie sagte: "Ich kann es besser als meine Vorgänger. Es darf einer Bürgermeisterin nicht passieren, dass wir seit fünf Jahren keine Eröffnungsbilanz haben."

Bereits heute Abend treffen sich die Kandidaten zur zweiten Runde

Traudchen Perrefort sprach ruhiger und leiser als ihre Kontrahentinnen. Die Fachdienstleiterin im Rathaus hob stark darauf ab, dass sie als Einzige aus der Verwaltung kommt. Auf die Frage zu Reibereien unter den jetzigen Fachdienstleitern sagte Traudchen Perrefort: "Ich bin überzeugt davon, die verschiedenen Sachkompetenzen bündeln und zum gemeinsamen Ziel führen zu können."

Hätte die Stadt an diesem Abend einen Applaus-Messer aufgestellt, hätte wohl Urte Steinberg mit leichtem Vorsprung vor Traudchen Perrefort und Meike Oltmanns-Hase die höchsten Werte bekommen. In vielen Fragen aber waren innerhalb des Kandidatinnen-Trios kaum inhaltliche Unterschiede auszumachen. Eine Bürgerin fragte zum Beispiel, was die Kandidaten tun wollten, um das defizitäre Schwimmbad zu erhalten. "Schwimmen gehört zu den Grundfähigkeiten. Das Bad gehört aber den Stadtwerken", sagte Steinberg. "Ein Schwimmbad gehört zur sozialen Infrastruktur der Stadt", sagte Oltmanns-Hase. "Die Schließung ist vom Tisch. Ich habe Vertrauen in die Stadtwerke", sagte Perrefort. Auf die Frage, wie man das Defizit verringern könne, ging keine Kandidatin ein.

Am heutigen Donnerstag um 19 Uhr beginnt in der THS-Sporthalle die zweite öffentliche Runde.