Pinnebergs SPD hat heute die Wahl zwischen einer gemeinsamen Bürgermeisterkandidatin und dem Parteimitglied Karsten Rahlf.

Pinneberg. "Ich bin parteilos und ich werde es bleiben", sagte Urte Steinberg auf der Mitgliederversammlung der CDU im Pinneberger VfL-Heim. Dennoch sei sie froh, die CDU im Rücken zu haben, wenn sie am 11. November zur Bürgermeisterwahl in Pinnberg antrete.

Kurz zuvor hatte die Mehrheit der 45 wahlberechtigten Christdemokraten die 53-Jährige mit 38 Ja-Stimmen zu ihrer Wunschkandidatin erkoren. Vier stimmten dagegen. Niemand warf spontan als Gegenkandidat seinen Hut ins Rennen. Dabei hatten zuvor auch einige CDU-Mitglieder wie Torsten Hauwetter (Ausschuss für Wirtschaft und Finanzen) Interesse am Amt bekundet.

Ganz so harmonisch dürfte Urte Steinbergs Nominierung am heutigen Montagabend (19 Uhr im VfL-Heim) auf der Versammlung der SPD-Mitglieder nicht ablaufen. Die öffentliche Vorstellung Urte Steinbergs als gemeinsame Kandidatin der Vorstände von CDU und SPD sorgte für Unmut bei manchem Genossen. Denn Sozialdemokrat Karsten Rahlf, 52, will ebenfalls Bürgermeister werden - auch ohne die Unterstützung des Vorsitzenden Herbert Hoffmann.

Für den Banker ist die Empfehlung der SPD-Parteispitze nicht nachvollziehbar: "Die Gründe für das taktische Vorgehen des Vorstands sind mir völlig unklar." Ihm sei in Pinneberg keine Notlage bekannt, die diesen Schritt rechtfertige. Der Diplom-Volkswirt, der sich im Frühjahr vergeblich als Kandidat für den Landtagswahlkampf beworben hatte, schätzt seine Chancen als sehr gut ein. "Frau Alheit hat vieles auf den richtigen Weg gebracht", sagt der Vater zweier Söhne, der als Anlageberater bei einer Hamburger Bank arbeitet und für die SPD im Finanzausschuss sitzt. Was allerdings vernachlässigt worden sei, sei die Innenstadtentwicklung. "Besonders der Drosteipark ist verkümmert", sagt Karsten Rahlf. Mit Hilfe junger Architekten sei dort mehr rauszuholen. Darum wolle er sich künftig gemeinsam mit Bauamtschef Klaus Stieghorst kümmern. Rahlf betont, dass in der Verwaltung kompetente Menschen arbeiten. Der Kulturamtschefin räumt er sogar gute Chancen bei der Bürgermeisterwahl ein. "Traudchen Perrefort ist für mich die aussichtsreichste Kandidatin", sagt er. Und fügt mit einem Schmunzeln hinzu: "Nach mir natürlich."

Binnen sechs Jahren möchte er einen ausgeglichenen Haushalt vorlegen. Rahlf wundert sich, dass es nicht mehr Bewerber aus den Reihen der Parteien gibt. Und wenn seine ihm eine Abfuhr erteilt? Der SPD, der er seit 1982 angehört, werde er nicht den Rücken kehren. Wie es aber auf kommunalpolitischer Ebene dann weitergehen solle, sei fraglich. Rahlf glaubt, dass einige Parteifreunde aus dem Ortsverband austreten könnten. "Es brodelt in der Partei."

Auf der Mitgliederversammlung der CDU im VfL-Heim war von innerparteilichen Spannungen nichts zu spüren. Natalina Boenigk erklärte den Parteimitgliedern, wie es zu der Zusammenarbeit mit der SPD kam. Wochenlang habe sie geeignete Kandidaten mit und ohne Parteibuch gesucht. "Eine ausgesprochen schwierige Aufgabe", sagte sie. Die Findungskommission wollte weder Kulturamtschefin Traudchen Perrefort noch Juristin Meike Oltmanns-Hase unterstützen. "Ich wollte drei bis vier Kandidaten präsentieren." Doch am Ende seien die meisten vor dem neuen Wahlverfahren zurückgeschreckt. Niemand wollte sich einem Mitglieder-Votum unterziehen, wenn er nicht als alleiniger Favorit gehandelt würde. Ein Argument, das Natalina Boenigk nicht nachvollziehen kann: "Entweder ich will Bürgermeister werden oder nicht." Am Ende lief es auf Urte Steinberg als gemeinsame Kandidatin von CDU und SPD hinaus. "Das hat nichts mit Kuschelkurs zu tun", sagte die Parteichefin. Vielmehr gehe es um ein klares Signal an die Bürger. Natalina Boenigk sieht im ungetrübten Blick von außen einen Vorteil. Einen Seitenhieb gegen Kristin Alheit ließ sich die Politikerin, bekannt dafür, Klartext zu reden, nicht nehmen: "Was haben uns die gut geschulten Juristen in der Vergangenheit denn gebracht?", fragte sie und gab die Antwort gleich mit: "Gar nichts."

Sie gab auch gleich die Antwort, was einen guten Kandidaten ausmache. Ein aussichtsreicher Bewerber auf das Amt brauche außer Durchsetzungsvermögen kommunikative Fähigkeiten und Verständnis für Finanzen. Verwaltungserfahrung sei hingegen nicht so wichtig. "Urte Steinberg ist für uns die Richtige", sagte Natalina Boenigk. Zum Wohle der Stadt habe die CDU deshalb ihre politischen Interessen zurückgestellt. Urte Steinberg, Mutter von zwei erwachsenen Kindern und in Pinneberg aufgewachsen, arbeitet seit 35 Jahren bei der Sparkasse. Sie habe in 20 Jahren Führungserfahrung gesammelt, sagte Boenigk, verfüge über reichlich Lebenserfahrung und kenne sich mit Finanzen und Imagepflege aus.

Außer Urte Steinberg und Karsten Rahlf gibt es vier weitere Kandidaten für das Bürgermeisteramt. Meike Oltmanns-Hase und Traudchen Perrefort wollen sich zur Wahl stellen, ebenso Motorboot-Club-Chef Alexander Kroh aus Pinneberg und Christian Schlesselmann, Stadtkämmerer aus Bremervörde in Niedersachsen. Bis zum Montag, 24. September, können noch weitere Bewerbungen für die Bürgermeisterwahl eingereicht werden.

GAL und Unabhängige haben sich noch nicht positioniert. Sie wollen am Dienstag, 28. August, von 18.30 Uhr an im Ratssaal, Bismarckstraße 8, mit Bürgern darüber diskutieren, welche Eigenschaften ein Pinneberger Bürgermeister braucht.