Holzfiguren und ein Geschwindigkeits-Smiley sollen die Autofahrer für das Tempo 30 sensibilisieren. Zahlreiche Autos fahren zu schnell.

Barmstedt. Auf den ersten Blick wirkt die Gebrüderstraße in Barmstedt wie eine kleine Anwohnerstraße. Am Straßenrand parken Autos, links und rechts versetzt vor den Einfamilienhäusern. Eine fast ländliche Idylle.

Der erste Eindruck täuscht. Die kleine Straße im Norden des AKN-Bahnhofs ist stark befahren. Linienbusse nutzen die Gebrüderstraße. Milchlaster biegen hier ein, wenn sie den kürzesten Weg zur Meierei suchen. Zwar ist die Gebrüderstraße seit gut einem Jahr eine Tempo 30-Zone, doch viele Autofahrer haben das offenbar noch nicht bemerkt. Das belegt eine aktuelle Geschwindigkeitsmessung mit dem neuen Smiley-Gerät der Stadt. Zahlreiche Autos fahren zu schnell.

Die Eltern und Erzieher des Kindergartens Arche Noah, der hier liegt, machen sich Sorgen um ihre Kinder. Deshalb sind sie jetzt aktiv geworden. Sie haben Holzschilder aufgestellt, die die Autofahrer zur Vorsicht mahnen. "Wir haben immer Angst, dass hier was passiert", sagt Kita-Leiterin Doris Renner. 100 Kinder werden in der Einrichtung betreut. Nächstes Jahr sollen es sogar 120 sein, wenn der Anbau für die Kinderkrippe fertiggestellt ist. "Die Kita muss wahrgenommen werden", sagt Doris Renner. "Ständig fahren hier große Busse und Lkw entlang."

Daraus entstand im Kollegen- und Elternkreis die Idee der ungewöhnlichen Bastelaktion. 21 fertige Holzfiguren wurden gekauft, die die Kinder, Eltern und Erzieher in aufwendiger Kleinarbeit bunt angemalt haben. "Wir haben dafür extra reflektierende Farbe genommen, die uns ein örtlicher Baumarkt spendiert hat, weil die sündhaft teuer ist", sagt Elternvertreter Sven Spelter. Die bunten Kinderfiguren hängen nun am Zaun der Kita zur Gebrüderstraße. Der gewünschte Effekt ist eingetreten. "Es fällt auf", sagt Spelter. "Man sieht den Kindergarten endlich."

Ohnehin liege die Kita in einer etwas dunklen Ecke der Straße, sagt der Elternvertreter. Alte, dicht bewachsene Bäume säumen die Straße. Das erschwert den Durchblick. "Das ist wie in einer dunklen Gasse hier", sagt Spelter.

Möglicherweise ist das der Grund dafür, dass viele Verkehrsteilnehmer noch nicht bemerkt haben, dass dort höchstens Tempo 30 erlaubt ist. "Die Schilder stehen vorschriftsmäßig", sagt Uwe Dieckmann, Amtsleiter für Bürgerservice in der Stadtverwaltung. Aber eine Verkehrsmessung über einen Wochen-Zeitraum erbrachte das erschreckende Ergebnis, dass jedes zweite der 5540 gemessenen Fahrzeuge zu schnell war. Jeder zehnte fuhr mit Tempo 50 und schneller. Zwei rasten sogar mit Tempo 90 durch die Gebrüderstraße. "Und das ausgerechnet zur Mittagszeit, wenn die Kinder auf dem Weg nach Hause sind", sagt Spelter.

"Die Stadt will die Messkontrollen jetzt häufiger wiederholen", sagt Dieckmann. Zudem werde der Bürgersteig mit roten Pflastersteinen versehen. Damit wolle die Stadt mehr Aufmerksamkeit erzeugen. "Eine zusätzliche Straßenlaterne wäre dort auch noch sinnvoll", sagt Elternvertreter Spelter. Erster Stadtrat Michael Schönfelder ist begeistert von dem Engagement der Eltern. "Das dient der Sicherheit unserer Kinder. Die Stadt wird ihren Beitrag dazu leisten."

In der Gemeinde Rellingen hat ein Geschwindigkeitsmessgerät mit einem Smiley den Verkehr in einer Tempo-30-Zone beruhigt. Anwohner der dortigen Amselstraße hatten über zahlreiche Raser geklagt, die sich dort auch nicht an das Tempolimit hielten. Nach einem Bericht im Abendblatt ließ die Gemeindeverwaltung das Messgerät dort aufstellen und bremste den Verkehr aus. So ein Ergebnis erhoffen sich jetzt auch die Kita-Eltern von ihrer Aktion in der Barmstedter Gebrüderstraße.