Heute beginnen die 14. Holsteiner Apfeltage. Das Abendblatt stellt den Beruf, die Aufgaben eines Obstbauern und die beliebtesten Sorten vor.

Pinneberg. Für Julius Schinkel ist der Apfel ein Hauptbestandteil seines Lebens. Der Mann ist Obstbauer, betreibt einen kleinen Hof in Seestermühe. Seine Ernte verkauft er von Donnerstag bis Sonnabend auf den Wochenmärkten in Uetersen, Barmstedt und Elmshorn und in seinem Hofladen.

Am heutigen Freitag beginnen im Kreis Pinneberg die 14. Holsteiner Apfeltage. Sie dauern bis zum 14. Oktober. Fünf Wochen lang präsentieren die Apfelbauern in der Region ihre knackigen und saftigen Erzeugnisse und werben mit Aktionen für die runde und gesunde Frucht vom Baum. Seit Jahren sind Äpfel das beliebteste Obst der Deutschen. Jährlich werden in Deutschland mehr als 800 000 Tonnen Äpfel geerntet. Jeder Deutsche isst im Durchschnitt 17 Kilogramm Äpfel pro Jahr.

Julius Schinkel hat den Obsthof von seinem Vater übernommen und inzwischen vergrößert. Außer dem Apfelanbau betreibt der 31 Jahre alte Obstbauer eine kleine Gärtnerei auf dem Hof.

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"1968 hat mein Vater den Hof als Samenhandel übernommen und sich dann später auf die Gärtnerei und den Obstanbau spezialisiert", sagt Julius Schinkel. "Angefangen haben wir mit 1,5 Hektar Anbaufläche." 2001 hat er diese um 3,5 Hektar erweitert. Schinkel bewältigt seine tägliche Arbeit mit viel Humor. "Mein Tag dauert 24 Stunden, und wenn das nicht reicht, dann nehme ich die Nacht hinzu." Der Hof ist ein Familienbetrieb, fremde Helfer hat Schinkel nur selten. "Darüber bin ich ganz froh, dann kommt keine Hektik auf ", sagt er. "So mache ich immer einen Schritt nach dem anderen. Mein Tag beginnt um halb sechs Uhr in der Frühe. Feierabend ist nicht vor 21 Uhr." Außerhalb der Erntezeit, schneidet Schinkel die Bäume, pflegt die Pflanzen oder packt in der Gärtnerei an. "Es gibt immer was zu tun."

Wenn Julius Schinkel abends nach zwölf Stunden vom Feld kommt, ist sein Arbeitstag noch nicht vorbei. "Während der Erntezeit müssen die Äpfel nach dem Pflücken abgeladen und in die Kühlung gebracht werden", sagt Schinkel. "Die Anhänger müssen für den nächsten Tag vorbereitet werden, damit wir am nächsten Morgen direkt wieder loslegen können."

Die Arbeit als Obstbauer sei sehr vielseitig, das mache den Beruf so schön, sagt Schinkel. "Ich bin gerne draußen, mag die Arbeit mit Pflanzen. Es freut mich zu sehen, wie die Pflanzen gedeihen, das ist ein Erfolgserlebnis und macht für mich den Reiz am Beruf Obstbauer aus." Auch im Winter hat Schinkel als Obstbauer keine Ferien. "Dann fallen viele Pflegearbeiten an, und wir fahren ja auch das ganze Jahr über auf den Markt."

Auf seinem Hof erntet er vor allem die Sorten Cox Orange, Holsteiner Cox, Gala, Jonagold, Jonagored und Elstar. Elstar ist nicht nur der beliebteste Apfel in Deutschland, sondern auch Schinkels Lieblingssorte. Zu den üblichen Sorten baut er seit kurzem auch eine kleine Menge des Wellant-Apfels an. "Das ist eine recht junge Sorte, aber ich probiere gern Dinge aus und wollte etwas Neues ins Sortiment bringen."

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Dass die Arbeit des Obstbauern nicht mit dem Pflücken und Verkaufen der Äpfel getan ist und dass teilweise komplizierte und ausgeklügelte Systeme dahinter stecken, zeigt das Beispiel der Frostschutzberegnung. Hierbei werden die blühenden Apfelbäume mit Wasser beregnet, wenn im April oder Mai Nachtfrost droht.

Durch die Beregnung bildet sich ein Eispanzer um die Blüte. Dieser Panzer schützt die Blüte vor dem Erfrieren. Wie bei einem zugefrorenen Gewässer bleibt die Temperatur unter der Eisschicht über null Grad Celsius. Wenn es wieder wärmer wird, schmilzt das Eis in der Sonne.

Wenn im September die Erntezeit beginnt, fährt Julius Schinkel mit dem Trecker aufs Feld hinaus. Die Äpfel werden von Hand gepflückt, das Sortieren übernehmen Maschinen. "Es gibt keine Maschinen, die Pflücken können, dafür müssten die Äpfel wie an einer Schnur in einer Reihe hängen", sagt er und lacht. "Deshalb brauche ich mir keine Sorgen um meinen Beruf zu machen." Die viele Handarbeit sei der größte Unterschied zu einem Getreidebetrieb.

Wann ein Apfel reif ist und wie lange er lagern kann, erkennen die Obstbauern an Pflückreife und Genussreife des Apfels. Die Pflückreife der Früchte prüft Schinkel mit einer Jodlösung, die er auf den aufgeschnittenen Apfel aufsprüht. Je nachdem, wie sich der Apfel verfärbt, kann er erkennen, wie lange er den Apfel lagern kann beziehungsweise wie reif die Frucht ist, wenn sie gepflückt wurde. "Direkt nach der Ernte schmecken die Äpfel noch nicht, sie müssen erst ein wenig nachreifen", sagt der Obstbauer. "Die Genussreife ist dann erreicht, wenn der Geschmack des Apfels ausgereift ist und man ihn beim Essen wirklich genießen kann."

Dank moderner Kühl- und Lagermethoden, bei denen der Sauerstoff im Lagerraum auf zwei bis drei Prozent reduziert wird, können die Äpfel ohne zu faulen sehr lange gelagert werden. "So eine Anlage ist bei uns auch in Planung. Momentan nutzen wir aber normale Kühlmethoden", sagt Julius Schinkel. "Wir können so das ganze Jahr auf dem Markt unsere Äpfel verkaufen."

Der Anspruch der Kunden an die Früchte und die Obstbauern sei sehr hoch, sagt er. "Man will Äpfel ohne Makel und am liebsten ungespritzt." Der Obstbauer lächelt. "Dafür bräuchte man aber einen Superapfel, der gegen Schädlinge immun ist", sagt er. Ganz und gar lasse sich das Spritzen der Äpfel mit Schädlingsbekämpfungsmitteln nicht vermeiden. "Wir versuchen natürlich, so wenig wie möglich zu spritzen. Das Ziel ist, nicht gegen die Natur, sondern mit der Natur zu arbeiten."

+++ Das Geld hängt an den Bäumen +++

So stehen bei Schinkel auf einem Hektar Anbaufläche etwa 1600 Bäume. "Ich pflanze sie lieber weiter auseinander, damit sie freier stehen und sich besser entwickeln können", sagt er. Schinkel kauft die Bäume von Händlern und stellt sie dann auf seinem Gelände auf. Erst ab dem dritten Jahr bringen die Bäume den Vollertrag. "Nur sehr wenige Bäume tragen schon im ersten Jahr, die meisten fangen erst im zweiten Jahr nach der Pflanzung an", sagt Schinkel. Die Lebensdauer eines Apfelbaumes beträgt etwa 16 bis 17 Jahre. Dann kommt ein neuer, junger Baum. "Das ist wie mit den Obstbauern. Wenn der eine zu alt ist, dann kommt ein jüngerer nach und übernimmt den Betrieb. Zumindest meistens."