Der Vorstand setzt ein zusätzliches Pressesprecher-Team ein. Ein Sanierungsgutachten soll nun Klarheit über die Zukunft bringen.

Schenefeld. Wenn es nach der neuen Vorsitzenden der Lebenshilfe Schenefeld geht, dann würde sie am liebsten alles hinter sich lassen. Mobbingvorwürfe, Finanzchaos, die Querelen unter den Mitarbeitern - einfach alles, was den 700 Mitglieder umfassenden Ortsverein in den vergangenen Monaten erschütterte. "Wir müssen jetzt nach vorne schauen", sagt Christine Heins immer wieder. Ein Satz, den die neue Vereinschefin auch den 14 Kollegen auf Leitungsebene in einem Gespräch mit auf den Weg gab. Sie appelliert mit Blick auf die Zerwürfnisse innerhalb der Belegschaft für ein Miteinander statt eines Gegeneinanders.

Vier leitende Mitarbeiter der Wohngruppen hatten mit ihren schweren Mobbingvorwürfen, die sie gegen zwei ihrer Kollegen erheben, eine Lawine losgetreten. Der Streit um die richtige Aufarbeitung und Vorgehensweise griff unter den 300 Mitarbeitern in Verein und angegliedertem Gärtnereibetrieb um sich.

+++ Schenefelder Lebenshilfe kämpft um Zukunft +++

Ein vom alten Vorstand noch eingeleitetes Mediationsverfahren scheiterte. Man habe sich darauf verständigt, die Vergangenheit erst einmal ruhen zu lassen, sagt Heins. Mit den Betroffenen wurde eine Art Klausurtagung mit professioneller Hilfe vereinbart. Inwieweit die Mobbingvorwürfe damit vom Tisch sind, zeigt sich in den kommenden Monaten.

Dann stehen der Lebenshilfe Schenefeld, dem größten Ortsverein in Schleswig-Holstein, schwere Prüfungen bevor. Der Oktober könnte zum Schicksalsmonat des Vereins werden. Denn dann soll das in Auftrag gegebene Sanierungsgutachten eines Hamburger Unternehmensberaters auf dem Tisch liegen. Der Gutachter beleuchtet die wirtschaftliche und personelle Situation innerhalb des Vereins. Damit kommt die Lebenshilfe einer Forderung der Geld gebenden Bankinstitute nach. Der Gutachter führt zudem Gespräche mit den Mitarbeitern und wird damit auch das Thema Mobbing anschneiden.

Die finanziell angeschlagene gemeinnützige GmbH, zu der unter anderem auch die Gärtnerei an der Blankeneser Chaussee gehört, wurde bereits im Frühjahr dieses Jahres vom gleichen Unternehmensberater durchleuchtet. Dieses Gutachten werde überarbeitet, so Heins. Auch hier erhofft sich der Vorstand Vorschläge, wie weiter mit dem Betrieb verfahren werden kann. Seit Jahren unterstützt der Verein das defizitäre Unternehmen. Jetzt steckt die Lebenshilfe Schenefeld im finanziellen Chaos und sucht auch nach einem Kooperationspartner für die Gärtnerei. Hinzu kommt, dass die Kosoz (Koordinierungsstelle soziale Hilfen der schleswig-holsteinischen Kreise) den Betreuungsschlüssel in der Gärtnerei überprüft hat und Nachbesserungen fordert, weil sich zu wenig qualifizierte Mitarbeiter um die Betreuten kümmerten.

+++ Das gehört zur Lebenshilfe Schenefeld +++

Das Zahlenwerk wird Thema einer für Oktober geplanten Mitgliederversammlung sein. Dann wird es auch um die vom Dachverband geforderte strukturelle Neuausrichtung des Vereins gehen. Denn eines ist klar: "Die Satzung muss überarbeitet werden", sagt Heins. Die Lebenshilfe sei in ihren 33 Jahren enorm gewachsen, die Struktur müsse dem angepasst werden. Wie genau das aussehen soll, dazu will sich Heins genauso wie zur finanziellen Situation des Vereins nicht äußern. Sie verweist auf das ausstehende Gutachten.

Eine Änderung gab es allerdings schon - und zwar im Bereich Pressearbeit. Im Kampf gegen das schlechte Image durch die öffentlich ausgetragenen Querelen setzt der Vorstand auf ein Team aus Ansprechpartnern. Bernd Stehrenberg, Vera Biefeld, Roman Husmann und Simon Puls sind jetzt für gute Neuigkeiten verantwortlich. Eine solche "gute Nachricht" verkündete Heins gestern noch selbst: "In den Verkauf der Immobilie Teufelsbrück ist Bewegung gekommen. Wir haben mehrere Makler beauftragt und diverse Interessenten." Die 45-Jährige hofft auf einen Verkauf der eine Million Euro teuren und seit zwei Jahren leer stehenden Immobilie an der Elbchaussee noch in diesem Jahr.