Liebe auf vier Rädern: Der Ford Typ A des Halstenbeker Auto-Fans Jürgen Westphalen hat einiges zu bieten – sogar eine Fußbodenheizung.

Halstenbek. Ein Auto mit Fußbodenheizung? Wo gibt's denn so was? "Bei mir", sagt Jürgen Westphalen und kann sich ein triumphierendes Grinsen nicht verkneifen. Der sonnengebräunte Halstenbeker mit dem weißen Seemannsbart öffnet die Beifahrertür seines Fords, schlägt den Teppichbelag im Fußraum zurück und weist auf eine solide hölzerne Platte, die vom Fahrgastgehäuse bis zum Motorraum reicht. "Der Holzfußboden überträgt die Wärme des Motors und sorgt für halbwegs angenehm temperiertes Schuhwerk", erläutert Westphalen. Eine kleine Wohltat im Winter. Warme Kleidung ist allerdings bei strammer Kälte trotzdem zu empfehlen. Denn eine richtige Heizung gibt es nicht an Bord.

Doch dieser Mangel muss hingenommen werden. Immerhin ist Opa Ford schon 84 und damit 17 Jahre älter als sein Besitzer. Jürgen Westphalen erwarb den amerikanischen Oldtimer 1988 zu einem Preis, der nicht verraten wird. Für den Technik-Fan, der ein großes Herz für betagte Autos hat, war der Kauf aus Übersee nicht ohne Risiko. Denn er kannte den Ford Typ A, so die Werksbezeichnung, nur vom Foto. Ein Bekannter hatte den Veteranen in Kalifornien bei einem Händler entdeckt und Jürgen Westphalen informiert, der sofort total begeistert war. Der Logistik-Experte, inzwischen im Ruhestand, ließ seinen Traumwagen auf dem Seeweg in die neue Heimat transportieren und begann mit einer Generalüberholung von Motor, Getriebe, Kupplung und weiteren wichtigen Bestandteilen. Erst ein Jahr später war es soweit, dass der Oldtimer nach der Einzelabnahme beim TÜV die deutsche Zulassung bekam.

Immerhin befand sich die Karosserie in einem erstaunlich guten Zustand. Die in Braun und Beige gehaltene Zweifarbenlackierung verhilft dem Typ A noch jetzt zu einem im Wortsinne glänzenden Erscheinungsbild. Außer ein bisschen Kantenrost weist der US-Import keine gravierenden Korrosionsschäden, etwa an tragenden Teilen, auf. Offenbar hat das milde kalifornische Klima dem rüstigen Alten recht gut getan. Echte Beach-Boys bleiben eben lange fit.

Die solide Bauart mit einem Stahlrahmen-Chassis als Basis machte den Typ A, dessen Serienstart 1927 war, einst zu einem würdigen Nachfolger der berühmten Tin Lizzy. Diese Blech-Liesel kam auch als Auto von Oma Duck in Walt Disneys Comic-Heften zu Ehren.

"Der Ford A war der erste Typ, der am elektrisch betriebenen Fließband zusammengebaut wurde. Zuvor hatte Autochef Henry Ford, der Erfinder der Fließbandproduktion, seine Fahrzeuge an Seilen zu den verschiedenen Montageplätzen ziehen lassen", erklärt Westphalen, der sich intensiv mit der Geschichte der Marke Ford beschäftigt hat.

Dass der Oldie noch gut beieinander ist, beweist ein Belastungstest. Für das Foto lässt sich sein Besitzer auf dem elegant geschwungenen Kotflügel nieder, ohne seinem Prachtexemplar dabei mit einem Knick oder einer Delle die dynamische Linienführung zu verbiegen.

Überhaupt hat der Ford A bemerkenswerte Details aufzuweisen. So wird die Kühlwassertemperatur nicht etwa am Armaturenbrett angezeigt. Stattdessen muss der Fahrer mit einem gezielten Blick voraus peilen. Denn das Thermometer ist im Schraubverschluss des mit Chrom verzierten Kühlergrills an der Front des Autos angebracht.

Die Windschutzscheibe kann per Hand in eine Kippposition gebracht werden. Dann umfächelt kühler Fahrtwind Fahrer und Beifahrer. Die Seitenfenster des erstaunlich geräumigen Zweitürers verfügen bereits über Handkurbeln, um die Scheiben zu öffnen oder zu schließen. Um die Umgebung vor dem herannahenden Gefährt zu warnen, gibt es ein Horn, das mit dem Fuß betätigt wird und wie ein brüllender Büffel klingt. Dazu verfügt der Ford noch über eine Klingel sowie eine weitere Hupe, die wie eine Kuh muht.

Der Umgang mit dem hochbeinigen Gefährt erfordert allerdings ebenso ausgeprägte Muskelkraft wie technisches Geschick. So müssen beim Schalten des Dreigang-Getriebes die unterschiedlichen Drehzahlen in den Gangbereichen mit gefühlvoll dosierten Zwischengasstößen ausgeglichen werden. Das Lenkrad lässt sich nur drehen, wenn der Fahrer mit beiden Händen beherzt zugreift, denn es gibt keinerlei Servo-Unterstützung.

Wenn er erst einmal so richtig in Fahrt ist, bringt der 40 PS leistende Motor den Typ A offiziell auf Tempo 80. "Aber ein hinter mir fahrender Bekannter hat in seinem BMW gemessen, dass ich sogar mit 100 Kilometern pro Stunde unterwegs war", berichtet Westphalen von einer Vollgastour.

Dann wieder zum Stehen zu kommen, ist auch ein Kraftakt. "Beim Bremsen muss ich mit voller Wucht das Pedal durchtreten", sagt Westphalen. Denn auch hier fehlt eine Hydraulik. Die Trommelbremsen werden lediglich über ein Gestänge betätigt. Wenn der Mann oder die Frau hinter dem Volant nicht genügend Druck auf die Bremsbeläge bringt, verhindern nur noch die robusten Eisenband-Stoßstangen größere Schäden beim Auffahrunfall.

Die Kräfte zehrende Bedienung ist auch der Grund dafür, dass sich Jürgen Westphalen mit Rücksicht auf seine Gesundheit in naher oder ferner Zukunft von seinem geliebten Ford Typ A trennen möchte. Der Eigentümer hat nur vage Preisvorstellungen: "Zu D-Mark-Zeiten sind mir einmal 50 000 Mark geboten worden." Obwohl der Ford-Fan einst mit einem Bündel Bargeld wedelte, hielt Westphalen seinem Typ A damals noch die Treue.