Ehrenamtliche Förderer des Rosengartens Pinneberg beklagen immer größere Schäden durch Wildverbiss. Verein fordert rehsicheren Zaun.

Pinneberg. Was die menschlichen Besucher angeht, so fristet der Rosengarten in Pinneberg ein Dornröschendasein. Selbst bei schönem Sommerwetter trifft man in der öffentlichen Grünanlage zwischen dem Stadtwald Fahlt, dem Stadion des VfL und dem Flüsschen Mühlenau nur wenige Besucher an. Indes haben Joachim Ulrich Haß und seine ehrenamtlichen Mitstreiter vom Verein Freundeskreis Rosengarten ein tierisches Problem mit ungebeteten Gästen: Die Rehe aus dem Fahlt haben die Parkanlage buchstäblich zum Fressen gern.

Der Rellinger Haß und die anderen Rosengarten-Fans haben sich auf die Fahnen geschrieben, dem Areal, das in den 30er-Jahren des vorigen Jahrhunderts angelegt worden war, zu neuer Blüte zu verhelfen. Dabei aber machen ihnen die gefräßigen Rehe in immer größerem Maße einen Strich durch die Rechnung. "Wenn es so weitergeht, können wir die Rosenblüte vergessen", sagt der Vereinsvorsitzende. Haß spricht von extrem starkem Verbiss durch die Tiere. "Wie sieht das aus? Für Pinneberg eine peinliche Nummer", so der Vereinsvorsitzende.

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Elf Rehe sollen es inzwischen sein, die im nahen Fahlt leben - und regelmäßig zum Delikatessen-Schmaus in den Rosengarten hopsen. "Sie fressen nur die kleinen, leckeren Knospen", sagt Haß.

Der Verein fordert seit längerem von der Stadt, den Rosengarten mit einem hohen, rehsicheren Zaun zu versehen. "Der jetzige Zaun und vor allem die Eingangstore sind viel zu niedrig. Das ist für die Rehe ein Morgenspaziergang, darüber zu kommen", sagt Haß.

Aber ein solcher Zaun kostet viel Geld, mindestens 40 000 Euro. Gepflegt wird der Rosengarten von den Mitarbeitern des Kommunalen Servicebetriebes (KSP) der Stadt Pinneberg, die generelle Verantwortung für die Grünanlage aber liegt beim Fachbereich Stadtentwicklung und Bauen. In einem Schreiben an seine Kollegen von der Stadtverwaltung hat Ralf Offenborn als Zuständiger beim KSP die Problematik bestätigt. "Im Bereich des Pinneberger Rosengartens hat der Rehwildbestand in den vergangenen Jahren erheblich zugenommen. Wir empfehlen, den Rosengarten mit einem 1,80 Meter hohen Stahlmattenzaun einzufrieden", heißt es. Das Geld dafür möge in den nächsten Haushalt eingestellt werden.

Katja Oldenburg, Leiterin des Fachdienstes Stadt- und Landschaftsplanung, verweist auf die extrem angespannte Finanzsituation Pinnebergs: "Ob das im Haushalt durchgeht, da bin ich mir nicht sicher." Aber auch die Fachfrau sagt über das Treiben der Rehe im Rosengarten: "Das hat sich zugespitzt."

Bejagt werden die Tiere im Stadtwald Fahlt nicht. Das wäre aus Sicht von Katja Oldenburg auch viel zu gefährlich: "Da gehen selbst nachts Menschen durch. Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass es bei der Bevölkerung gut ankommt, wenn wir den Fahlt sperren würden, um Jagd zu machen."

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Hans-Albrecht Hewicker, Vorsitzender der Kreisjägerschaft, bestätigte, dass der Fahlt ein befriedeter Bezirk, eine Jagd dort also nicht möglich sei. Ein Bestand von elf Rehen in dem etwa 30 Hektar großen Stadtgrün ist aus Sicht des Fachmanns auf jeden Fall zu hoch. Als Faustregel gelte, dass zwölf Rehe mindestens 100 Hektar als Lebensraum brauchten. "Das Problem von Wildverbiss haben wir bei uns im Kreis in vielen Orten, besonders im Randbereich von Pinneberg und Rellingen", so der Jäger. Als eine Art Hausmittel um die Rosen zu schützen, empfiehlt der Fachmann, die Pflanzen mit einem Gemisch aus Buttermilch und Wasser abzuspritzen. "Das schädigt die Pflanzen nicht, riecht aber für die Rehe widerlich." Das Spritzen aber muss nach jedem starken Regen wiederholt werden.

Im Rosengarten flächendeckend Wildverbissmittel zu spritzen, kostet laut Ralf Offenborn vom KSP jährlich bis zu 3000 Euro.

Und: Neue Triebe, die in den sechs Wochen, in denen die Wirkung das Spritzens vorhalte, nachkämen, seien nicht geschützt und würden mithin trotzdem von den Tieren abgefressen. An manche Rosenstöcke im Rosengarten sind mittlerweile Büschel von Schafswolle gebunden worden. Auch das soll Rehe abschrecken.

Joachim Ulrich Haß lässt die Kostenargumente nicht gelten und verweist darauf, dass er und seine Mitstreiter sich seit längerem freiwillig und kostenlos für den Rosengarten einsetzten. So hatte der Verein, in Zusammenarbeit mit dem KSP, jüngst den Eingangsbereich des Parks pünktlich zum Rosen- und Pflanzenmarkt komplett neu gestaltet und bepflanzt. Mehrere Hundert Menschen besuchten die Veranstaltung.

"Unsere Arbeit geht den Bach runter. Es macht keinen Spaß mehr, sich zu engagieren", sagt Haß mit Blick auf die immer größere Zahl angefressener Rosen. "Als Eigentümerin ist die Stadt für Pflege und Unterhaltung des Rosengartens verantwortlich."