Die Stadt Pinneberg will die historische Ernst-Paasch-Halle, Baujahr 1891, an der Lindenstraße zum neuen Veranstaltungszentrum machen.

Pinneberg. An der das Stadtbild prägenden Backsteinfassade prangen links und rechts der gewaltigen Holztür vier stilisierte "F". Sie stehen für das "Frisch, fromm, fröhlich, frei" als Wahlspruch von Turnvater Jahn. Mit neuem sportlichem Ehrgeiz hat die Stadt Pinneberg jetzt den Plan öffentlich gemacht, die historische Turnhalle, Baujahr 1891, an der Lindenstraße in Pinnebergs Innenstadt zu einem städtischen Kulturzentrum zu machen. Nachdem die Politik der Umwidmung der ältesten Sporthalle der Stadt, wenn nicht des ganzen Kreises Pinneberg, bereits Ende 2011 zugestimmt hatte, ruft die Stadtverwaltung nunmehr Interessenten dazu auf, ein Konzept für ein künftiges Veranstaltungszentrum vorzulegen. Gesucht wird ein Betreiber (und Investor), der das geschichtsträchtige Gebäude übernimmt - voraussichtlich auf Basis eines Erbbaurechts.

Der amtierende Bürgermeister Klaus Seyfert nannte die Ernst-Paasch-Halle ein "ansehnliches Gebäude im Mittelpunkt der Stadt", aus dem ein "Haus der Kultur" werden solle. Allerdings machte der CDU-Politiker am Montag auch klar, dass die Stadt für einen Um- oder Ausbau keine finanziellen Mittel zur Verfügung stellen werde. Ob Theater- oder Konzertsaal, ob Künstlerateliers oder Literaturcafé: Die Stadt will dem künftigen Betreiber möglichst wenig inhaltliche Vorgaben machen, wie die derzeitige Sporthalle in Zukunft genutzt werden könnte. Zwei zentrale Vorgaben aber formulierte Traudchen Perrefort als Leiterin des Fachbereichs Schulen und Kindergärten, Kultur, Sport, Jugend und Senioren. "Was wir prüfen werden, ist, ob es ein gesichertes Finanzierungskonzept gibt", sagte die Ressortchefin. Und: Der künftige Betrieb müsse sich auch mit dem Schulbetrieb auf dem gleichen Grundstück an der Lindenstraße vereinbaren lassen.

Die finanzielle Seite könnte der Knackpunkt sein. Traudchen Perrefort sprach selbst von einer "großen Nummer". Denn auch, wenn das Gebäude als "funktionstüchtig" eingestuft ist, kommen auf den Betreiber voraussichtlich gleich zu Beginn Sanierungskosten zu. Nach Abendblatt-Informationen gehen Fachleute davon aus, dass bereits eine fünfstellige Summe nötig ist, um die tragenden Teile zu sanieren. Die Stadt hat ausgerechnet, dass ein gewerblicher Nutzer annähernd 14 000 Euro Erbbauzins im Jahr zahlen müsste. Hinzu kämen die Betriebkosten. Die Ernst-Paasch-Halle hat in der jetzigen Konstellation Platz für bis zu 150 Zuschauer. Interessenten bekommen nähere Informationen beim Fachbereich Kultur unter Telefon 04101/21 15 12. Bis zu 10. August sollen die Bewerbungen eingereicht werden.

"Die Stelle ist prädestiniert für ein Theater", sagt Bürgermeister Seyfert, und spielt damit auch darauf an, dass auf der anderen Straßenseite, auf dem Areal der früheren Kreisverwaltung, in den kommenden Jahren eine Vielzahl von neuen Wohnungen gebaut werden sollen.

Seit 1995 ist die Ernst-Paasch-Halle die künstlerische Heimat des Vereins Forum Theater. Bereits mehr als 250 Vorstellungen haben die ambitionierten Amateur-Mimen, die in der Halle auch ihren Fundus untergebracht haben, in "ihrem" Theater schon gegeben. Fest steht, dass dort im Herbst das Stück "Robin Hood" auf die Bühne gebracht wird, und danach das Kinder-Weihnachtsstück "Frau Holle". Und dann? "Offiziell haben wir noch keine Kündigung erhalten", sagte Andreas Hettwer, Sprecher des Forum Theaters, am Montag. Der Verein selbst könne es nicht stemmen, die Halle in Eigenregie zu übernehmen: "Wir haben einfach nicht das Geld." Bei der Verwaltung hofft man offensichtlich vor allem darauf, die hiesigen Bühnen, also Forum Theater, pinneberger bühnen und die Musical Company könnten sich zusammenschließen, um das neue Kulturzentrum zu betreiben. Allerdings hatte in der Vergangenheit auch Hartmut Tank von den pinneberger bühnen aus finanziellen Gründen abgewunken.

Als Sportstätte wird die Ernst-Paasch-Halle bis dato von bis zu 130 Sportlern des VfL Pinneberg genutzt. Sie sollen von Herbst an, wenn die große, neue Dreifeld-Halle an der Johannes-Brahms-Schule fertiggestellt ist, dorthin umziehen. "Das wird ein Kraftakt, ist aber machbar", sagte Sönke P. Hansen, Geschäftsführer des VfL Pinneberg.