Thomas Tegelhütter veranstaltet vom 26. bis 28. Juli zum 15. Mal das Headbangers Open Air in seinem Garten in Brande-Hörnerkirchen.

Brande-Hörnerkirchen. Noch sieht alles recht normal aus in Brande-Hörnerkirchen. Das einzige Geräusch, das man auf den umliegenden Feldern hört, ist das Brummen der Trecker, mit denen die Bauern über ihr Land tuckern. Doch vom 26. bis zum 28. Juli verwandelt sich das Dorf zum Mekka für Liebhaber der lauten Musik. Dann findet hier zum 15. Mal das Headbangers Open Air statt und bis zu 2500 Metal-Fans aus aller Welt schlagen ihre Zelte auf.

Thomas Tegelhütter organisiert das Festival. Und zwar in seinem Garten. "Die größte Metal-Gartenparty der Welt" nennt er das Festival deshalb auch. Die Bühne, eine ehemalige Scheune, ist gerade mal 20 Meter von Tegelhütters Haustür entfernt, der Campingplatz liegt direkt dahinter. Wie oft kommt denn im Laufe des FestivalWochenendes jemand klingeln, weil er die Toilette benutzen will? "Zum Glück geht das gar nicht", sagt Tegelhütter. "An die Klingel kommt niemand ran, weil wir direkt vor der Haustür den Tresen aufgebaut haben."

Und wie kommt man darauf, im eigenen Garten ein Festival dieser Größe zu veranstalten? "Angefangen hat alles 1998", sagt der 50-Jährige, der auch das Hörnerfest in Brande-Hörnerkirchen sowie diverse Märkte in der Umgebung organisiert. Damals war er Betreiber der mittlerweile geschlossenen Hamburger Disco "Headbangers Ballrooms". "Ich war gerade hier auf den alten Bauernhof gezogen, als uns die Idee kam, man müsste in der Sommerzeit auch draußen mal was veranstalten." Drei Bands spielten damals, auf einem Treckeranhänger. "Es kamen immerhin 50 bis 100 Leute", erinnert sich Tegelhütter. "Über die Jahre ist das immer größer geworden."

Mittlerweile dauert das Headbangers Open Air drei Tage. 26 Bands haben sich für dieses Jahr angekündigt. Die meisten davon spielen klassischen Metal. Große, teure Headliner sucht man hier vergebens. Stattdessen konzentriert Tegelhütter sich auf echte Liebhaber-Themen. Auf Bands zum Beispiel, die viele Jahre nicht gespielt haben oder noch nie in Europa aufgetreten sind. "Ich selbst freue mich besonders aus Lizzy Borden aus den USA, die habe ich nämlich noch nie gesehen, die machen eine etwas verrückte Horror-Show", sagt Tegelhütter. "Und auf Fist aus Kanada, die spielen richtig kernigen Hardrock und waren tatsächlich noch nie ein Europa."

Viele Bands lassen sich für ihre Auftritte außerdem etwas Besonderes einfallen. Die deutsche Band Tankard, die in Metal-Kreisen ziemlich bekannt ist, feiert dieses Jahr 25. Bandjubiläum und präsentiert einen musikalischen Querschnitt aus ihrer Karriere. Sinner, ebenfalls aus Deutschland, spielen nur Songs ihrer ersten fünf Platten, die in den Achtzigern erschienen sind.

Bei dem Programm ist es kein Wunder, dass sich das Headbangers Open Air mittlerweile auch im Ausland einen Namen gemacht hat. "Vergangenes Jahr war einer aus Teneriffa hier, der ist erst mit dem Flugzeug nach Madrid, ist da dann dem VW-Bulli seiner Freunde zugestiegen und dann sind sie gemeinsam nach Brande-Hörnerkirchen gefahren", sagt Tegelhütter. "Das ist Leidenschaft!"

Aber auch aus Skandinavien, Amerika und Korea sind schon Besucher angereist. Sogar nach Australien hat Tegelhütter schon des Öfteren Eintrittskarten versendet. "Die verbinden den Besuch bei uns dann mit dem Wacken Festival, das ja gleich um die Ecke ist", sagt er. Rund Tausend der Besucher sind laut Tegelhütter Stammgäste. Viele kenne er vom Sehen.

Aber wie reagieren die Bands, wenn sie das erste Mal nach Brande-Hörnerkirchen kommen und Tegelhütters Bauernhof sehen? "Wenn sie aufs Gelände fahren, kriegen sie meistens den Schock ihres Lebens", lacht er. "Weil sie denken, sie sind 15 000 Kilometer geflogen, um in einer Scheune zu spielen. Aber dann singt die Meute beim Konzert jedes Stück mit und feiert sie wie die größten Rockstars. Am Ende sind dann alle Bands immer total glücklich."

In Tegelhütters Augen ist es die friedliche und familiäre Atmosphäre, die das Headbangers Open Air so besonders macht. Für Stress oder Schlägereien ist das Festival nicht bekannt. Dafür haben Fans im Meet & Greet Zelt die Gelegenheit, ihre Lieblingsbands zu Treffen und mitgebrachte Platten signieren zu lassen. Mit ein bisschen Glück schlafen sie vielleicht sogar neben ihnen. "Dass die eine oder andere Band selbst gezeltet hat, ist tatsächlich schon vorgekommen", sagt Tegelhütter.

Im Grunde genommen ist das Headbangers Open Air also etwas wie der Lebenstraum eines jeden Metal-Fans mit Garten. "Das macht schon Spaß", sagt Tegelhütter. Nach 14 Jahren blickt er auf zahlreiche Anekdoten zurück. Im ersten Jahr, da habe der Sänger einer Band jedes Mal einen Stromschlage bekommen, wenn das Mikrofon seinen Mund berührte. "Der Techniker meinte dann wir hätten hier auf dem Land 'schlechten Strom', aber am Ende stellte sich heraus, dass er eine defekte Dreiersteckdose hatte", erinnert sich Tegelhütter. "Oder ein anderes Jahr, da hat sich eine Band verlaufen und mitten in der Nacht rief mich ein Bauer aus dem benachbarten Lutzhorn an, da wären ein paar komische Gestalten. Ich musste sie dann abholen."

Keine Frage, dass auch dieses Jahr einige unvergessliche Momente dazu kommen werden.