Ein Politischer Jahresrückblick 2011: Der spektakuläre Rücktritt von Boettichers, ein Bürgerentscheid und zwei Bürgermeisterwahlen.

Der politische Paukenschlag des Jahres 2011 ist die "Lolita-Affäre" von Christian von Boetticher. Neben dem jähen Absturz des politischen Senkrechtstarters im August sind Ereignisse wie die Bewältigung der EHEC-Krise im Kreis Pinneberg, der Umzug der kompletten Kreisverwaltung von Pinneberg nach Elmshorn, Bürgermeisterwahlen und das Nein der Helgoländer zu einer Landverbindung von Hauptinsel zur vorgelagerten Badedüne beherrschende politische Themen - neben vielen anderen interessanten Ereignissen.

Mehr als 3100 Männer und Frauen beteiligen sich von Januar an bei einer Typisierungsaktion für den an Leukämie erkrankten Kevin Krüger aus Moorrege. Die geeignete Spenderin wird schließlich in den USA gefunden.

Im Februar fassen die Gemeinden Prisdorf und Kummerfeld einen historischen Beschluss: Sie wollen eine gemeinsame Grundschule errichten. Es beginnt die Zeit von Verwaltungskooperationen und sogar Fusionsüberlegungen.

Die CDU trauert um Ingrid Roitzsch. Die frühere Bundestagsabgeordnete und Parlamentarische Staatssekretärin aus Quickborn stirbt Anfang Februar im Alter von 70 Jahren.

+++ Die CDU im Kreis Pinneberg trauert um Ingrid Roitzsch +++

Die Stadt Tornesch wird von Innenminister Klaus Schlie (CDU) als "sportfreundliche Kommune 2011" ausgezeichnet. Der Preis ist mit 5000 Euro dotiert.

Wedel wehrt sich gegen CO2-Lager. Bürgermeister und Politiker wenden sich gegen Regierungspläne, Treibhausgase unter der Stadt einzulagern. Anfang März beschließen der Rellinger Gemeinderat und Amtsausschuss des Amtes Pinneberg die Bildung einer Verwaltungsgemeinschaft, im April sucht Hasloh Anschluss in Quickborn. Der Gemeindrat gibt grünes Licht für den Ausstieg aus dem Amt Pinnau. In Uetersen und Tornesch werden Gedankenspiele zu einer Fusion der beiden Städte konkreter.

Gute Nachricht im März für die Nordseeinsel Helgoland, die Stützpunkt für Offshore-Windparks werden soll. Damit wird ein weiteres wirtschaftliches Standbein für die Insulaner geschaffen, die mit Jobs der neuen Investoren rechnen können.

Anfang März beginnen die Abbrucharbeiten am Hafensilo von Uetersen. Das frei werdende Gelände soll für Gewerbeansiedlungen genutzt werden.

Jubiläum für ein politisches Urgestein: Walter Rißler ist im April seit 25 Jahren als Bürgermeister seiner Heimatgemeinde Holm tätig.

Am 13. Mai vermeldet die Regionalausgabe Pinneberg des Abendblattes, dass die Stadt Pinneberg auf 16 000 offenen sowie nicht bezahlten Rechnungen sitzt. Der Bund der Steuerzahler spricht von Schlamperei im Rathaus, letztlich taucht die Pinneberger Finanz-Affäre sogar im Schwarzbuch des Steuerzahlerbundes auf.

+++ Finanzaffäre schafft es ins Schwarzbuch +++

Der Südschleswigsche Wählerverband (SSW) ist wieder reif für die Insel. Helgolands Linke verliert Anfang Mai ihre beiden Gemeinderäte Gerwin Bastrup und Uwe Menke an die Bewahrer friesischer Kultur.

Am 25. Mai bestätigt das Gesundheitsamt erstmals sechs Fälle der EHEC-Epidemie im Kreis Pinneberg. Es dauert etwa drei Wochen, bis die Zahl der Erkrankten deutlich sinkt. Insgesamt haben die Regio-Kliniken seit Ende Mai 200 Patienten mit den Krankheitssymptomen behandelt, von denen 109 mit dem EHEC-Keim infiziert waren. Eine 85-Jährige verstirbt.

Die Mehrheit von Helgolands Bürgern entscheidet sich am 26. Juni gegen eine Landverbindung von der Insel zur vorgelagerten Badedüne. Durch den rund 80 Millionen Euro teuren "Brückenschlag" wäre die Insel von etwa 1,7 auf 2,7 Quadratkilometer gewachsen, auf dem Neuland sollten ein Strand und mehrere Hotels geschaffen werden.

Haslohs CDU landet im Juli in der Facebook-Falle. Die Einladung zum CDU-Sommerfest auf Facebook wird der Renner in dem sozialen Netzwerk, weil es nicht als private Veranstaltung gekennzeichnet ist. Mehr als 3500 Anmeldungen gehen ein, letztlich wird das Fest abgesagt.

Unmut bei den Befürwortern der Kreisstraße 22. Das Land bleibt bei seiner Entscheidung, das Planfeststellungsverfahren für die Umgehungsstraße zwischen Uetersen und Tornesch zu verschieben.

Am 15. August zieht Christian von Boetticher die Konsequenz aus der publik gewordenen Affäre mit einer 16-Jährigen die Konsequenzen und tritt als Landesvorsitzender der CDU und einen Tag später auch als Fraktionsvorsitzender im Kieler Landtag zurück. Offenbar wurde der Kronprinz von Ministerpräsident Peter Harry Carstensen auch von Landespolitikern der eigenen Partei gestürzt - in seinem Heimatkreis Pinneberg allerdings durfte er sich auf die Solidarität der Parteifreunde verlassen.

+++ Christian von Boetticher: Feind, Todfeind, Parteifreund +++

Christiane Küchenhof wird am 4. September bei der Bürgermeisterwahl in Schenefeld, wo sie als einzige Kandidatin antritt, mit 80,9 Prozent der Stimmen wiedergewählt.

Der Umzug der Kreisverwaltung von Pinneberg nach Elmshorn wird am Wochenende 4. Oktober vollendet. Jetzt arbeiten 480 Menschen im ehemaligen Talkline-Gebäude. Der Kreistag behält seinen Sitz weiter in Pinneberg, die Ausschüsse tagen allerdings von nun an in Elmshorn.

In Quickborn hat sich der Protest der Bürger gegen die Schließung des Bahnhofzugangs gelohnt, ein neues Portal ist in Planung.

Kai Trulsson übernimmt von Uwe Zabel die Führung des IG Metallbezirks Unterelbe.

Aufatmen in Uetersen und Appen: Der Bundeswehrstandort Appen mit der Unteroffizierschule der Luftwaffe bleibt erhalten, obwohl 150 von 500 Dienstposten bei der von Bundesverteidigungsminister de Mazière am 26. Oktober vorgestellten Reform gestrichen werden.

Die Quickborner Fluglärmgegner wollen gegen Hamburg klagen, die bislang geltende Bahnbenutzungsregel soll gerichtlich gekippt werden.

+++ Fluglärm-Klage: Köppl warnt vor den Folgen für Quickborn +++

Halstenbeks Grund- und Gemeinschaftsschule an der Bek wird im November offiziell eingeweiht.

Tornesch behält seinen bereits seit 25 Jahren amtierenden Verwaltungschef. Roland Krügel siegt am 6. November deutlich bei der Bürgermeisterwahl über seinen Konkurrenten Andreas Bannick und führt für weitere sechs Jahre die Geschicke der Stadt.

Große Kehrtwende in der Pinneberger City-Planung. Mit CDU-Mehrheit lehnt der Stadtentwicklungsausschuss Ende November die bisherigen Pläne für die Pinneberger Innenstadterweiterung mit Verlegung der Friedrich-Ebert-Straße in Richtung Markt ab und will nun mit einer "kleinen Lösung" die City attraktiver gestalten.

Die Regionalschule Wedel feiert am 26. November einen Neubau. Der Trakt mit Küche, Mensa und Klassenräumen kosten 2,9 Millionen Euro.

Das Ende eines jahrelangen Stillstandes naht. SPD und CDU wollen das Pinneberger Kasernen-Areal kaufen. Geplant ist eine multifunktionale Verwertung des Areals für Wohnbebauung, Bildung und innovatives Gewerbe.

Der Kreis Pinneberg startet am 1. Dezember als erster mit der bundeseinheitlichen Verwaltungs-Rufnummer 115. Der neue Behördenservice kommt gut an bei den Bürgern.

+++ Mit der 115 durch den Behörden-Dschungel +++

Das Schenefelder Casino steht nach Entscheidung der Landesregierung, die Spielbanken im Land zu veräußern, zum Verkauf. Bürgermeisterin Küchenhof fürchtet den Wegzug des Casinos, die Stadt verlöre dadurch jährlich 800 000 Euro.

Streit ums Elmshorner Rathaus. Lübecker Architekten berechnen die Neubaukosten des denkmalgeschützten Gebäudes, das stark mit Formaldehyd belastet ist, mit 17 Millionen Euro.

Die Protestpartei Bürger für Barmstedt löst sich nach fünf Jahren auf. Die Sitze im Stadtrat bleiben unbesetzt.

Männer dürfen am Sonntagmorgen wieder ins Pinneberger Schwimmbad. Der im Frühjahr eingerichtete umstrittene Frauenbadetag, gegen den viele Pinneberger protestierten, erwies sich als Flop und findet letztmalig am 18. Dezember statt.

Der Kreis feuert den Leiter des Kreisbauhofs. Gegen den 63-Jährigen läuft ein Verfahren wegen Korruption und Unterschlagung. Angeblich soll er Geräte auf Kosten des Kreises gekauft und Holz gestohlen haben.

Quickborn droht mit Klage gegen Starkstromtrasse. Stadt will 380-000-Volt-Leitungen verhindern und Erdverkabelung prüfen lassen. Quickborn hat wieder eine Tafel, um bedürftigen Menschen Speisen zukommen zu lassen.

Rellingen-Krupunder bekommt endlich das lang ersehnte Zentrum, dafür werden 20 Millionen Euro investiert.

Obwohl 3334 Wedeler das Bürgerbegehren für die Rettung der alten Wedeler Stadtbücherei "Schauburg" unterschrieben haben, lässt das Innenministerium das Begehren nicht zu. Jetzt plant die Initiative eine Bürgergenossenschaft zur Rettung der alten Stadtbücherei.

Die Stadtwerke Wedel spenden für Erhalt des Frauenhauses Wedel 15 000 Euro, insgesamt kommen aus allen gesellschaftlichen Bereichen Spenden für 130 000 Euro zusammen, sodass der Erhalt des Frauenhauses zumindest fürs nächste Jahr gesichert ist.

Kreistags-Fraktionschef Claus-Peter Matetzki verlässt am 20. Dezember seine Partei Die Linke aus Unzufriedenheit. Der Austritt wird zum Politikum um nicht gespendete Sitzungsgelder Matetzkis an den "Wendepunkt", er zahlt kurz darauf 2800 Euro an die soziale Einrichtung nach.

Das ehemalige Kreishaus in Pinneberg wird für 3,5 Millionen Euro an den Rendsburger Investor Michael Demandt und die Wohnungsbau-Genossenschaft GeWoGe verkauft.