Viele Gewerbetreibende im Center ziehen für das Umbaujahr 2011 eine desaströse Bilanz. Die Kritik am neuen Management ist groß.

Schenefeld. Oh, du Unfröhliche. Am Ende eines Geschäftsjahrs, das von einem missglückten Start in die Umbaumaßnahmen zur Erweiterung, von Parkplatznot und zu allem Überfluss auch noch von einem Wechsel des Centermanagements geprägt war, ziehen viele der Kaufleute im "Stadtzentrum" eine desaströse Bilanz. Das belegt eine stichprobenartige Umfrage des Hamburger Abendblatts unter den Kaufleuten in den 120 Geschäften des Konsumtempels. "2011 war unser schlechtestes Jahr", sagt Gastronom Marco Cheng, Geschäftsführer von "Annie's Lounge" und beziffert den Umsatzrückgang auf annähernd 30 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Aus dem Eiscafé Florenz kommt ein ähnliches Echo.

Auch eine alt eingesessene Ladeninhaberin, die anonym bleiben möchte, bestätigt Chengs Einschätzung. Sie muss ein Minus von mehr als 50 Prozent verkraften. "Ich weiß nicht, ob ich das Geschäft halten kann", sagt sie. Es gibt auch positive Stimmen: "Wir sind begeistert und sehr zufrieden mit unseren Umsätzen", sagt Burhan Daricili, Inhaber von Baltaci Döner.

+++Glaspalast ist besser als sein Ruf+++

Bei vielen Kaufleuten steht das neue Centermanagement in der Kritik. Die Dekoration sei lieblos, die Feiern zum 20. Centerjubiläum im vergangenen Oktober zwar mit 14 Tagen erheblich länger als in den Jahren unter der Führung von Ex-Manager Alexander Bleis, aber trotzdem deutlich langweiliger. Außerdem lasse der Branchenmix zu wünschen übrig.

Nach zähen formaljuristischen Querelen um arbeitsvertragliche Details hatte Ex-Manager Bleis seinen Hut nehmen müssen. Als neuer Centermanager leitet Markus Montag von der Völkel Company die Geschicke des Einkaufszentrums. Zum Einstieg muss er allerhand Rückschläge hinnehmen: Kundenmagnet Peek & Cloppenburg verlängert seinen Mietvertrag nicht mehr. Am 31. Dezember 2011 ist Schluss. "Wir gehen definitiv raus", sagt Unternehmenssprecherin Katja Hünneken. Das Casino, Flaggschiff und größtes Haus unter den fünf Spielbanken Schleswig-Holsteins, steht im Frühjahr 2012 zum Verkauf. Ob der neue Eigentümer am Standort bleibt, steht in den Sternen.

Weitere Mieter sind auf dem Sprung: "Es hängt davon ab, welche Konditionen wir bei den anstehenden Verhandlungen um die Verlängerung unseres Mietvertrags aushandeln können", gibt Agnes Wiebicke, Geschäftsführerin des Hamburger Reformhauses Engelhardt, zu Protokoll. Die Schenefelder Filiale der Hamburger Kette muss nach eigenen Angaben etwa zehn Prozent Umsatzminus im Vergleich zum Vorjahr verkraften. "Der massive Umstrukturierungsprozess ist auch nicht ganz einfach für das Centermanagement", sagt Wiebicke und hat Verständnis für Montag und sei Team. Doch auch sie kritisiert: "In Schenefeld dauert alles sehr lange."

Oliver Schulz, Geschäftsführer der MediMax-Filiale und Sprecher der Werbegemeinschaft der Kaufleute im Stadtzentrum, hält dagegen: "Ich glaube, dass dieses Center sehr viel Potenzial hat." Natürlich sei dieses Jahr sehr schwierig. Doch er wertet die Grundstimmung unter den Kaufleuten als positiv. "Als wir Mitte November bei einer außerordentlichen Versammlung unser neues Konzept für 2012 vorgestellt haben, kam von vielen Teilnehmern eine sehr gute Resonanz." Mit dem neuen Management lasse es sich wesentlich besser arbeiten als mit deren Vorgängern unter Bleis. Er setze auf die für September 2012 geplante Neueröffnung des dann erweiterten Centers. Mit dem neuen Konzept und ohne Großbaustelle werde man die abgewanderten Kunden zurückholen.

Den Branchenmix würde Schulz gern durch die Ansiedlung eines Sportgeschäfts und weiterer Gastronomen verbessern. Auch die P&C-Nachfolge müsse möglichst rasch geregelt werden.

Damit liegt er mit Centermanager Markus Montag auf einer Linie. "Auch wenn wir die Entscheidung von P&C bedauern, so hat sie uns nicht überrascht." Gerüchte, dass Textilgigant C&A die frei werdenden Räume beziehen könnte, kommentierte er nicht. Wie Schulz favorisiert Montag die Ansiedlung eines Sportgeschäfts. Er zeigt Verständnis für die Unruhe unter den Geschäftsleuten: "Ein Umbaujahr ist sicherlich ein schwieriges Jahr. Wir stehen deshalb mit der Mieterschaft im Gespräch, um auf deren individuelle Situation eingehen zu können." Klar sei aber auch: "Die Erweiterung auf dann etwa 38 000 Quadratmeter vermietbare Fläche ist notwendig, um den Branchenmix des Stadtzentrums weiter zu verbessern und das Stadtzentrum fit für die Zukunft zu machen." Nach abgeschlossenem Umbau komme das Center wieder in Schwung: "Im vierten Quartal 2012 werden wir durchstarten."

Oliver Kraft, Manager des direkten Konkurrenten Elbe Einkaufszentrum in Hamburg-Osdorf, bestätigt diese Einschätzung. Das von der Hamburger ECE betriebene Center wurde von Herbst 2008 bis Herbst 2010 umgebaut und erweitert. "Nach dem Abschluss der der Erweiterung ging es spürbar bergauf", bilanziert Kraft. "Die verloren geglaubten Kunden kamen wieder. Keiner der Geschäftsleute musste aufgeben." Wie in Schenefeld vergrößerten die Fläche, den Bestand um 60 Geschäfte und sie änderten den Branchenmix. (abendblatt.de)