Das große Areal in der Pinneberger Innenstadt geht an den Unternehmer Michael Demandt, die beiden kleineren Flächen an die GeWoGe.

Kreis Pinneberg. Vorzeitige Bescherung im Kreistag: Das ehemalige Kreishaus-Areal ist verkauft. Einstimmig beschlossen die Abgeordneten am Mittwochabend in nichtöffentlicher Sitzung, die drei Teilflächen in einer Gesamtgröße von knapp 13 000 Quadratmetern für 3,55 Millionen Euro an zwei Anbieter zu veräußern.

Das alte Kreishaus mit dem Hochhaus und dem denkmalgeschützten früheren Krankenhaus am Drosteipark erhält der Rendsburger Unternehmer Michael Demandt für 2,59 Millionen Euro, sofern der Verkauf noch dieses Jahr zustande kommt. Von 2012 an dürfte er die dann um 44 000 Euro steigende Grunderwerbssteuer vom Kaufpreis abziehen. Die beiden Nebengrundstücke (Lindenstraße 4-6 und Moltkestraße 21) bekommt die Pinneberger Wohnungsbaugenossenschaft GeWoGe für 960 000 Euro. Dafür sind bereits Nägel mit Köpfen gemacht. Der GeWoGe-Vorstand und Landrat Oliver Stolz unterzeichneten gestern Vormittag den notariell beglaubigten Kaufvertrag.

Für beide gilt, dass der Kaufpreis erst fließt, wenn Baurecht geschaffen ist. Wenn also die Stadt Pinneberg den Bebauungsplan so geändert hat, dass auf diesen Grundstücken wie geplant Wohnungsbau möglich ist. Bislang darf dort nur Verwaltung sein. Das B-Plan-Verfahren dürfte etwa ein Jahr dauern. Demandt will bis zu 150 Mietwohnungen auf bis zu sechs Etagen errichten und 17 Millionen Euro investieren. Die GeWoGe plant auf beiden Flächen jeweils 30 Wohnungen auf vier Etagen für eine Investitionssumme von acht Millionen Euro. Beide Investoren verpflichten sich, die Kosten für Abriss, Erschließung und Sanierung zu übernehmen.

"Wir sind sehr zufrieden und haben wirklich ein gutes Ergebnis für den Kreis Pinneberg erzielt", freute sich Landrat Stolz. "Für uns war die Wirtschaftlichkeit der Angebote das entscheidende Kriterium."

Nicht zum Zuge kamen jetzt die Anbieter Manke-Bau aus Henstedt-Ulzburg sowie Neuhaus und Triskatis aus Pinneberg. Christian Manke zeigte sich "verwundert" über diese Entscheidung. "Im Moment bin ich sprachlos." Sein Unternehmen hatte wie die GeWoGe bis zum 1. Juni dieses Jahres 2,15 Millionen Euro für die große Fläche geboten. "Plötzlich sind neue Bieter aus der Hecke gesprungen und es entwickelte sich eine regelrechte Bieterschlacht", wundert sich Manke. Erst am Freitag hatte Demandt das Angebot Mankes um 400 000 Euro übertroffen.

Joachim Neuhaus zeigte sich gelassen: "So funktioniert Marktwirtschaft." Dafür, dass sein erst im Oktober eingereichtes Angebot für die beiden Nebenflächen, das er zuletzt auf 885 000 Euro erhöhte, Bewegung in die Sache brachte, gebühre ihm Dank, findet er. "Ich erwarte, dass ich jetzt vom Kreis mit der goldenen Ehrennadel ausgezeichnet werde." Triskatis' Angebot, das er erst diese Woche abgab und in dem er für die kleine Fläche an der Lindenstraße über 284 000 Euro bot, spielte bei den Überlegungen der Kreispolitik keine Rolle.

Wer jetzt glaubt, die fast einmütige Entscheidung im Kreistag hat eine neue politische Eintracht eingeläutet, sieht sich getäuscht. Gestern schlugen die Politiker verbal wieder aufeinander ein. So reklamieren CDU und FDP für sich, durch ihren Nichtentscheid am 7. Dezember, als der Kreistag den Verkauf verschob, dem Kreis zusätzliche 550 000 Euro eingebracht zu haben. Wäre auf der Basis der damals vorliegenden Angebote entschieden worden, hätte der Kreis nur drei Millionen Euro eingenommen. Ähnlich äußert sich die SPD. Durch die Ablehnung des Dringlichkeitsantrages von CDU und FDP auf der Hauptausschusssitzung konnte das um nochmals 100 000 Euro verbesserte Angebot der GeWoGe erzielt werden, betont Fraktionschef Hannes Birke. Tatsächlich hat die GeWoGe ihr erstes Angebot um fast 50 Prozent erhöht.

KWGP und SPD hätten mit ihren "Attacken", "Reeperbahn-Pokerrunde", "Lobbyismus" und "Unverfrorenheit, die an Lüge grenzt", eine "Schlammschlacht" initiiert, ärgern sich Heike Beukelmann (CDU) und Klaus G. Bremer (FDP). "Sie sollten sich entschuldigen", fordert Bremer. "Aber dazu gehört ja Größe und die haben sie nicht."

Birke kontert: "Uns war die wohnungsbaupolitischen Konzepte am wichtigsten, dass hier alten- und behindertengerechte Sozialwohnungen gebaut werden. Damit waren Neuhaus' Eigentumswohnungen aus dem Rennen."