Die Entscheidung des Kreistages ist weise. Im Grunde werden alle Interessen bedient. Der hoch verschuldete Landkreis Pinneberg bekommt eine Millionenspritze, mit der er jetzt lang aufgeschobene Projekte wie den Neubau der Kreisberufsschule und der Feuerwehrzentrale in Angriff nehmen kann. Die Stadt Pinneberg erhält in zentraler Lage rund 200 neue Mietwohnungen, die überwiegend sozial verträglich, preisgünstig sowie alten- und behindertengerecht sein werden.

Also eigentlich alles im Lot. Doch die Anwürfe am Tag darauf lassen darauf schließen, dass dieser beschlossene Kompromiss wohl doch nicht alle Seiten gleichermaßen zufriedenstellt. Die Stadt Pinneberg hätte mit Eigentumswohnungen, wie sie Neuhaus plante, mehr für ihren Stadtsäckel tun können, wendet FDP-Fraktionschef Bremer ein, dem die SPD Lobbyismus vorwarf. Aber auch die Sozialdemokraten haben alles getan, um ihren Favoriten GeWoGe zum Zuge kommen zu lassen. Und die Genossenschaft taktierte äußerst geschickt, gab immer das letzte Angebot ab.

Auch das Verfahren war nicht astrein, da auch lange nach Ende der Ausschreibung noch heftig gepokert werden konnte. Aber Unternehmer Neuhaus hat Recht, wenn er sagt: So funktioniert unser Wirtschaftssystem. Vielleicht sollte der Kreis ihm tatsächlich dafür danken, dass er diesen anfänglichen Ladenhüter Kreishaus zu einem heiß begehrten Objekt gemacht hat. Denn dieses Areal ist offenbar locker 3,5 Millionen Euro wert.