CDU und SPD nominieren in spannenden Abstimmungen ihre Kandidaten für die Landtagswahlkreise in der Region Pinneberg.

Kreis Pinneberg. Wenn es um die Frauenquote geht, dann hat die CDU im Kreis Pinneberg damit keine Probleme. Die Hälfte der Kandidaten für die Landtagswahl am 6. Mai 2012 ist weiblich. Bei der SPD sieht es genauso aus. Unter diesen acht Kandidaten wird es wahrscheinlich um die vier Direktmandate gehen, die der Kreis Pinneberg auch nach der vom Verfassungsgericht erzwungenen Verkleinerung des Landtags stellen darf. Allenfalls die Grünen könnten eventuell mithalten.

Spannend war die Vorauswahl für den Wahlkreis 25 Pinneberg-Halstenbek-Schenefeld. Dort setzten die Christdemokraten voll auf eine Frau. Bei der Abstimmung behielt Pinnebergs Bürgervorsteherin Natalina Boenigk, 51, am Dienstagabend die Nase mit 58 von 101 Stimmen vorn. Kerstin Seyfert, 47, Pressesprecherin der Regio-Kliniken und Kreistagsabgeordnete, überzeugte trotz einer sehr ausführlichen Rede, in der sie mit ihren wirtschafts- und kulturpolitischen Ideen warb, nur 31 Mitglieder. Kirsten Sajitz, 34, Orts- und Fraktionsvorsitzende aus Halstenbek, erhielt zwölf Stimmen.

Alle drei Christdemokratinnen bezeugten ihren Respekt gegenüber der Leistung ihres Vorgängers Christian von Boetticher. Er hatte im Sommer seine Bewerbung als Spitzenkandidat für die Union zurückgezogen, nachdem eine Liebesaffäre mit einer 16-Jährigen bekannt geworden war. Nach längerer Überlegung verzichtete er auch darauf, sich erneut um einen Sitz im Landtag zu bewerben. Ermuntert durch viel Beifall bedankte sich von Boetticher für die große Solidarität in den Reihen des Pinneberger Kreisverbands. Er warb persönlich für seine Büroleiterin Natalina Boenigk als Nachfolgerin.

Aber auch bei der SPD hatten die Genossen die Wahl, um einen Nachfolger für den freiwillig abtretenden Bernd Schröder zu finden. Die Mehrheit der Genossen entschied sich im notwendigen zweiten Wahlgang für den 43 Jahre alten Kai-Oliver Vogel. Der Familienvater gehört seit 2005 der Pinneberger Ratsfraktion an und ist stellvertretender Leiter der Tornescher Klaus-Groth-Gemeinschaftsschule. Er ließ Karsten Rahlf, 51, das Halstenbeker Urgestein Helmuth Jahnke, 62, und Christoph Bittner, 35, hinter sich.

Ein spannendes Duell verspricht der Wahlkampf im Wahlkreis 23 Pinneberg-Nord (Rellingen - Quickborn - Barmstedt) zu werden. Dort fordert die 34 Jahre junge Juristin Johanna Carolin Skalski (SPD) aus Elmshorn, die vier männliche Mitbewerber hinter sich ließ, den CDU-Abgeordneten Peter Lehnert, 48, aus Bilsen heraus. Die Elmshornerin wäre vor einem Jahr um ein Haar Bürgermeisterin von Quickborn geworden. Nur 19 Stimmen fehlten ihr bei der Stichwahl im Juni 2010 gegen Amtsinhaber Thomas Köppl. Nun will sie den nächsten CDU-Mann aufs Korn nehmen, hat sie vollmundig bei ihrer Kandidatenkür in Bönningstedt angekündigt. "Ich strebe den Wahlsieg im Wahlkreis an", sagt sie.

Das dürfte kein Selbstgänger werden. Denn zuletzt gelang einem Sozialdemokraten 1992 in dem mit 25 Kommunen größten Wahlkreis des Kreises Pinneberg ein Sieg bei den Erststimmen. Es handelte sich um Sabine Hamer aus Barmstedt. Lehnert, seit 19 Jahren Mitglied des Landtages, gewann seit 1996 alle seine vier Kandidaturen direkt. Im Jahr 2009 hatte der 48 Jahre alte, gelernte Bankkaufmann mit 48,2 Prozent der Erststimmen einen Vorsprung von fast 5000 Stimmen gegenüber dem Gegenkandidaten Wolfgang Kruse (36,3 Prozent). Dennoch sollte sich Lehnert nicht zu sicher fühlen. Auch Köppl unterschätzte Skalski anfangs, der er keinerlei Chancen einräumte, die dann aber mit einer Art Charme-Offensive punktete.

Dank der politischen Großwetterlage, die zurzeit zugunsten der SPD ausfällt, verspricht auch das Duell im Wahlkreis 24 Wedel-Uetersen-Marsch spannend zu werden. Dort hatte im September 2009 die Hetlinger Bürgermeisterin Barbara Ostmeier als Neuling den Abgeordneten Thomas Hölck, SPD, mit einem Vorsprung von 3871 Stimmen hinter sich gelassen. Da der Bauingenieur nicht über die Landesliste abgesichert war, ging der Haseldorfer zurück in seinen Beruf. Jetzt will er es noch einmal wissen. Parteiintern lag er klar vorn und gewann die Abstimmung gegen den Uetersener Ratsherrn Norbert Vahl mit 63 zu acht Stimmen.

Mit einer neuen Gegenkandidatin muss sich der Unternehmer Michael von Abercron, 61, im Wahlkreis 22 rund um Elmshorn, Tornesch und Appen auseinandersetzen. Beate Raudies, 45, entschied innerhalb der SPD das Rennen klar für sich. Die Fraktionsvorsitzende und SPD-Finanzexpertin zwang die amtierende Abgeordnete und Sozialpolitikerin Siegrid Tenor-Alschausky, 57, dazu, ihren Sitz zu räumen. Bei der Delegiertenversammlung entscheiden sich 17 Genossen für Raudies, acht für Tenor-Alschausky und drei für den Jungsozialisten Mats Hansen, 22.

Von Abercron, der 2009 den Wahlkreis direkt gegen Tenor-Alschausky gewann, musste keine Konkurrenz fürchten. Er wurde mit 95 Prozent der Stimmen zum Kandidaten bestimmt. Allerdings stimmten ausgerechnet zwei Elmshorner gegen ihren eigenen Stadtverbandsvorsitzenden. Kritisiert wurde, dass von Abercron seinen ersten Wohnsitz nicht im Kreisgebiet hat.