Die geheime Wahl ist ein Grundsatz unseres demokratischen Systems, und der ist auch gut so. Denn das Wahlgeheimnis schützt den Wähler davor, dass seine Wahlentscheidung beobachtet wird beziehungsweise nachvollzogen werden kann. Das Ziel der Befürworter der geheimen Wahl ist es, die Einschüchterung von Wählern zu erschweren.

Wie es nicht laufen sollte, durften wir in der ehemaligen DDR beobachten. Dort gab es zwar offiziell ein Wahlgeheimnis und die Möglichkeit, in einer Wahlkabine den Stimmzettel mit der Einheitsliste unbeobachtet auszufüllen und gegen die Einheitsliste zu stimmen. Doch wer sich das traute, musste mit Repressalien des Staatsapparats rechnen. Deshalb füllten die meisten Bürger im Wahllokal ihren Stimmzettel offen aus. Man gehe nicht zur Wahl, sondern "Zettel falten", sagten die Kritiker.

Auch in unseren Parteien ist die geheime Wahl, egal ob jetzt bei der Kür der Landtagskandidaten oder bei anderen Abstimmungen, in Wahrheit keine geheime Wahl. Am großen Tisch ist nur mit wenig Mühe zu erkennen, wer wo sein Kreuzchen macht oder welchen Namen ausfüllt. Es sei denn, man verhüllt, wie am Geldautomaten beim Tippen der Geheimzahl seinen Block. Aber irgendwie machen diejenigen sich schon verdächtig, oder? Und das unter Parteifreunden.

Der ehemalige Bundestagsabgeordnete der CDU aus Quickborn, Gert Willner (1940-2000), traute sich als einer der Wenigen, tatsächlich bei einer Kandidatenkür eine Wahlkabine aufzustellen. Der Abstimmungsvorgang dauerte zwar länger und die Proteste seiner Parteifreunde waren heftig. "Aber so ist gewährleistet, dass jeder wirklich denjenigen wählt, den er für den besten Kandidaten hält", argumentierte der Christdemokrat. Daran sollten sich die Strategen aller Parteien ein Vorbild nehmen, wenn sie die nächsten personellen Abstimmungen vorbereiten.

Nichtsdestotrotz haben die Christdemokraten in der Region Pinneberg-Schenefeld-Halstenbek ein gutes Signal gesetzt. Ein Drittel aller Wahlberechtigten beteiligte sich an der Wahl der Kandidatin.