Polizei beklagt chaotische Zustände in der Pinneberger Fußgängerzone. Stadt lehnt Schranken und Poller ab – täglich Strafzettel.

Pinneberg. Der schmutzige Abrieb auf dem gar nicht mehr so schönen Pflaster des erst im Vorjahr aufgehübschten Pinneberger Lindenplatzes gibt Zeugnis davon: Gib Gummi, lautet das tägliche Motto vieler Autofahrer in der Fußgängerzone der Kreisstadt. Vor allem die Fahrer von Lieferfahrzeugen fahren aus Richtung Damm kommend immer wieder regelwidrig bis ins Fußgängern vorbehaltene Areal hinein. Das ist nicht nur verboten und störend, sondern eine gefährliche Regelverletzung: Die Geschäftsleute rund um das Pinneberger Einkaufszentrum PIZ und den Lindenplatz berichten von einer Reihe von Beinahunfällen zwischen Fußgängern und Lieferwagen. Die Beamten vom Bezirksdienst beim Polizeirevier Pinneberg, die auch die chaotischen Zustände auf dem Wendehammer am PIZ beklagen, verteilen Tag für Tag Strafzettel an die Regelbrecher.

35 Euro muss zahlen, wer verbotenerweise mit dem Auto in die Fußgängerzone fährt. "Einige der Anlieferer belastet das scheinbar gar nicht, wenn wir sie aufschreiben", sagt Polizeioberkommissar Jens Iwanoff, "wir führen jetzt Listen mit denen, die wir immer wieder erwischen". Ist jemand als "Wiederholungstäter" ausgemacht, wird es noch teurer.

+++Noch brummt es in der City+++

Der für die Innenstadt zuständige Beamte ruft die Anlieger am Lindenplatz dazu auf, sich Kennzeichen der Fahrzeuge zu merken, Fotos zu machen, damit Anzeige erstattet werden könne. Besonders häufig werden tagsüber Imbisse in der Fußgängerzone beliefert. "Einige haben sogar eine Genehmigung, aber die gilt nur bis morgens um 9 Uhr", sagt Jens Iwanoff. Auswärtige Fahrer, die nur selten die Pinneberger City anfahren, werden laut Iwanoff von ihren Navigationsgeräten fehlgeleitet, die als Lieferanschrift die Adressen der Geschäfte mitten in der Fußgängerzone anzeigten.

Die Gäste im Grillrestaurant von Jörg Federmann im PIZ sitzen draußen wie im Straßencafé - nur, dass dort gar keine Straße mehr verläuft. "Das geht so, bis irgendwann etwas Schlimmes passiert", sagt der Betreiber des Lokals mit Blick auf diejenigen, die häufig deutlich schneller als mit Schritttempo in die Fußgängerzone einfahren. Federmann spricht von "blanker Willkür der Mitbürger": "Sie stellen sich mitten in den Rettungsweg und erzählen allen, sie wollten nur zwei Minuten lang etwas erledigen."

Federmann findet den Vorschlag der Polizisten gut, die Einfahrt vom Damm aus mit einer Schranke oder einem versenkbaren Poller zu verwehren. Allerdings, so räumt Jens Iwanoff ein, müsste Anliegern möglich gemacht werden, ihre Geschäfte und Grundstücke zu erreichen.

Ein weiteres Problem ist, dass es am Wendehammer beim PIZ drei Parkplätze gibt, auf deren Erhalt besonders die Verantwortlichen der HypoVereinsbank drängen. Tatsächlich ist tagsüber regelmäßig der gesamte Wendehammer zugestellt, nicht selten ist dadurch die Ausfahrt der Tiefgarage der Einkaufspassage behindert.

Roland Schultz, Leiter des Fachdienstes Verkehrsplanung und Straßenbau bei der Stadtverwaltung, sieht sich nicht in der Pflicht und erteilt einer Lösung mit Schranke oder Poller eine Absage: "Die Leute sollen sich an die Verkehrsregeln halten."

Die Beschilderung sei eindeutig, vor allem, was das Verbot, die Fußgängerzone zu befahren angehe. Schultz sieht die Gefahr, durch eine Sperrung am westlichen Rand der Fußgängerzone das Problem nur zu verlagern: "Der Verkehr ist da. Wenn ich irgendwo eine Sperre schaffe, hört damit nicht der Verkehr auf." "Dann fahren die Anlieferer möglicherweise durch den Fußgängerbereich Fahltskamp oder sogar über den Drosteivorplatz", sagt der Diplom-Ingenieur.

Schultz verweist zudem auf den Kostenfaktor. Eine Schrankenanlage oder ein hydraulischer Poller seien teuer - "und wer regelt, wer einen Schlüssel oder einen Chip bekommt?"

Der Straßenbauexperte spielt den Ball zurück an die Polizei: "Es gibt ganz klare Regeln. Dann muss eben noch häufiger kontrolliert werden." (abendblatt.de)