Das Uetersener Kloster feiert 777. Geburtstag. Der Adlige Damenstift steckt noch heute voller Leben, muss jedoch auf seine Finanzen achten.

Uetersen. Mit Vorträgen und Konzerten erinnern die Uetersener Klostertage an diesem Wochenende an die Kulturgeschichte eines der ältesten Klöster in Schleswig-Holstein. Zwei Tage lang können Besucher bei Konzerten in der barocken Klosterkirche und historischen Ausführungen in der Scheune der Priörin erfahren, welche große kulturgeschichtliche Bedeutung die heutige Kleinstadt im Mittelalter und der frühen Neuzeit besessen hat. Schon im Jahr 1235 hatte der Ritter Heinrich von Barmstede am "Ueterst End" auf dem Areal der heutigen Stadt ein Zisterzienserinnenkloster gestiftet. Zwölf Nonnen aus dem Kloster Reinbek zogen in die bescheidene mittelalterliche Klosteranlage, die 1224 abbrannte und anschließend neu erbaut wurde. Einige mittelalterliche Kelche und andere liturgische Gegenstände werden heute in der Schatzkammer des Schleswig-holsteinischen Landesmuseums Schloss Gottorf aufbewahrt.

+++ Die 10. Klostertage Uetersen beginnen mit Rundgang und Bach +++

Die Töchter der Ritterschaft lebten keineswegs wie Nonnen im Kloster

Nach der Reformation löste man das Kloster nicht einfach auf, sondern wandelte es in ein Adeliges Damenstift um. Damals war das eine Art Versorgungseinrichtung, in der die eingesessene Ritterschaft ihre unverheirateten Töchter in guten Händen wussten. Geheiratet werden konnte später ja immer noch. Obwohl die Klosterordnung eine ganze Reihe von Paragrafen zum Verhalten und zur Kleiderordnung enthielt, mussten die Damen keineswegs mehr wie Nonnen leben. Sie gingen, wie Quellen aus dem 18. Jahrhundert belegen, durchaus modisch bekleidet.

Mitte des 18. Jahrhunderts war Benedict von Ahlefeldt Propst von Uetersen. Der prachtliebende Adelige, der einige Zeit die Hamburger Oper leitete, gab der Anlage ihren bis heute gültigen Charakter. Im 18. und 19. Jahrhundert entstanden anstelle der mittelalterlichen Gebäude die barocken Konventualinnenhäuser, von denen vielen noch erhalten sind. 1748/49 ließ von Ahlefeldt auch die neue Kirche erbauen, ein spätbarocker Saalbau mit neun Achsen und einem gewaltigen Mansarddach. Auf der Nordseite ist über dem Portal das Monogramm des dänischen Königs Frederik V. zu sehen. Doch seine erstaunliche Pracht offenbart die Kirche erst im Inneren, das von einem riesigen Deckengemälde geprägt wird. In einer perspektivischen Wolkenlandschaft zeigt das 1749 entstandene Werk des italienischen Theatermalers Giovanni Battista Colombo, die "Verherrlichung der Dreieinigkeit".

Heute dient die Klosterkirche der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde , während die Konventualinnenhäuser normal vermietet sind. Hubertus Graf Luckner, der jetzige Probst, ist als Banker in Hamburg tätig, bewohnt aber das 1734 errichtete und 1829 umgebaute Probstenhaus. Seine Tochter Helena, 27, ist Konventualin und arbeitet derzeit in Australien an einem medizinisch-ökonomischen Forschungsprojekt. Keine der acht Damen, die dem Stift auch heute noch angehören, nimmt ihr historisch verbürgtes Wohnrecht wahr. Ist das Uetersener Kloster damit nur noch ein malerisches Stück Kulturgeschichte?

Für den 57-Jährigen ist das Kloster auch heute noch eine sehr lebendige Institution - in einem traditionell geprägten Umfeld. Seine Aufgaben als 34. Probst sind sehr weltliche. "Ich organisiere Gelder und Veranstaltungen", bringt es Hubertus Graf Luckner auf den Punkt. Dabei kommt ihm der Volkswirt zugute. Er versucht, die historischen Gebäude zu erhalten. Vermietungen und Verpachtung von Wiesen an Landwirte bringen das Nötigste ein. "Es ist immer eine Gratwanderung - die historische Substanz soll bewahrt bleiben, die Häuser aber auch für die Mieter mit modernen Heizungen, Bädern und Küchen ausgestattet sein." Je nach Kassenlage muss er Prioritäten festlegen. Und da das Geld eigentlich nie reicht, prüft Graf Luckner, wo er weitere Quellen anzapfen und öffentliche Fördermittel beantragen kann. Ein zeitintensives Ehrenamt, das er seit seiner Wahl 1993, bekleidet.

Damals übernahm er das Amt seines verstorbenen Vaters Ernst-Günther. Dennoch wird es nicht vererbt. "Ein Probst wird von den Konventuallinnen vorgeschlagen und dann für zehn Jahre gewählt", erklärt Graf Luckner. Die nächste Wahl steht 2013 an.

Die Pflege der Landeskultur liegt dem dreifachen Vater am Herzen. "Ich möchte die Tradition lebendig halten", sagt der gebürtige Oldesloer, der 1994 nach Uetersen zog. Immerhin war das Kloster der Ursprung der Stadt.

Dabei erfährt der Adlige Unterstützung von den Bürgern. "Viel Hilfe kommt beispielsweise vom Verein Gesellschaft der Freunde des Uetersener Klosters", sagt Graf Luckner. Sie pflegen den Klosterpark mit seinen Rosen, säubern einmal im Jahr die Grabsteine auf dem Klosterfriedhof und sammeln Spenden. Damit die Geschichte lebt.