Die Priörin Karine von Rumohr lebt vorwiegend in Süddeutschland. Im Interview erklärt sie, was sie dennoch mit Uetersen verbindet

Die Autorin Karine von Rumohr, Jahrgang 1977, studierte Germanistik und Linguistik in Wien. Zuletzt veröffentlichte sie 2010 das Buch "Blumenfrauen", in dem sie 17 Frauen und deren Gärten vorstellt. Wir fragten die Priörin des Uetersener Klosters:

Pinneberger Zeitung:

Was bedeutet es für Sie, Priörin in Uetersen zu sein?

Karine von Rumohr:

Das Priörinnen-Amt hat für mich zum einen eine Art familienhistorische Bedeutung, da im Laufe der Jahrhunderte viele Vorfahrinnen und Vorfahren einem der vier Klöster vorgestanden haben. Zuletzt war mein Großvater Probst des Johanniskloster zu Schleswig. Ein schönes Gefühl, ein Glied in der Kette zu sein. Ich habe auch Freude daran, die vielleicht auf den ersten Blick altmodische Position mit der Moderne zu verbinden.

Ist es nur ein Ehrenamt, oder sind auch Pflichten damit verbunden?

von Rumohr:

Meine Amtskolleginnen haben vermutlich deutlich mehr Aufgaben und Pflichten als ich, da sie in den jeweiligen Klöstern leben. In Uetersen hat zuletzt in den 50er-Jahren eine Priörin gelebt, seitdem waren wir immer auswärts und die Frau des Probsten, heute also Gräfin Luckner, hat viele der Aufgaben inne. Ich kümmere mich dafür beispielsweise um die Webseite der Ritterschaft ( www.sh-ritterschaft.de ) und andere Dinge, für die ich nicht unbedingt nonstop in Uetersen sein muss. Unter anderem bin ich, wie alle Vorstände der Klöster, im Vorstand der schleswig-holsteinischen Ritterschaft, der sogenannten Fortwährenden Deputation.

Keine der Damen, die dem Konvent angehören, nimmt mehr ihr Wohnrecht in Uetersen in Anspruch. Hat sich das adelige Damenstift nicht überlebt?

von Rumohr:

Ich denke nicht, dass sich das adelige Damenstift grundsätzlich überlebt hat. Aber ich denke viel darüber nach, wie wir es noch besser in die Gegenwart übersetzen können. Es wird sicher auch heute und in Zukunft Damen geben, die aus verschiedenen Gründen ein Zuhause dieser Art und Unterstützung brauchen. Gleichwohl sind wir heutigen (jungen) Frauen ganz anders in der Welt verankert, verdienen unser eigenes Geld und sind oft nicht auf die Männer in unserer Umgebung - Väter, Brüder, Onkel usw. - angewiesen, wenn wir nicht heiraten. Für diese Art von Frau ist deshalb etwas Anderes wichtig: die Vernetzung untereinander, sowohl sozial als auch beruflich. Es gibt viele Studien darüber, dass Frauen im Gegensatz zu Männern gerade im Berufsleben kaum Netzwerke entwickeln und pflegen. Ich kann mir deshalb sehr gut vorstellen, etwas in dieser Richtung aufzubauen. So einige der Konventualinnen haben mir signalisiert, dass sie sich dabei sehr gerne einbringen würden. Der Gedanke scheint also ein Bedürfnis zu treffen. Wir werden in ein paar Wochen ein Gesamt-Konventualinnen-Treffen aller Klöster haben und hoffentlich etwas konkreter in diese Richtung denken können.

Wie viele Konventualinnen gibt es?

von Rumohr:

Uetersen hat heute, inklusive der Priörin, noch acht Konventualinnen im Alter von 17 bis 87. Ich habe 2010 drei junge Konventualinnen eingeführt, also ins Kloster aufgenommen und ihnen den Kloster-Orden verliehen.

Sie leben und arbeiten in Süddeutschland, welchen Stellenwert hat Uetersen in Ihrem Leben? Wie oft sind Sie dort?

von Rumohr:

Stimmt so nicht ganz. Ich habe auch eine Wohnung in Hamburg und pendle. Ich versuche, möglichst viel Norden zu pflegen - es ist aber kaum möglich, einen genauen Prozentsatz meiner Anwesenheit zu benennen, weil ich da sehr flexibel auf Termine und Aufgaben reagiere.

Sie gelten als leidenschaftliche Gärtnerin und schreiben auch Bücher über Gartenkultur. Fühlen Sie sich auch angeregt durch die Tradition der Klostergärten? Gibt es Informationen und Dokumente über einen Kostergarten in Uetersen?

von Rumohr:

Leidenschaftliche Gärtnerin stimmt auch nicht ganz. Ich habe eine Gärtnerlehre gemacht und die Staudengärtnerei meiner Großmutter und Mutter letztes Jahr übernommen, das ist vielleicht korrekter. Danach habe ich Sprachen und Literatur studiert. Ich finde aber tatsächlich die Klostergärten eine ganz wunderbare Sache, weil in ihnen sehr viel Geschichte und Tradition liegt. Es ging darin ja zunächst lange um medizinische Zwecke und die Küche. Dass sie fast immer eine sehr friedvolle Atmosphäre haben und schön zu betrachten sind, ist "nur" ein Nebeneffekt. In Uetersen gibt es zumindest Unterlagen zur historischen Parkanlage, die allerdings aus späteren Zeiten stammt.

Was erhoffen Sie sich von den Klostertagen, die zum zehnten Mal stattfinden?

von Rumohr:

Die Klostertage sind inzwischen eine wirkliche Institution geworden und ich kann das Engagement und die Energie von Frau Plath nur bewundern. Jemanden, der die Dinge dermaßen in die Hand nimmt und auf die Beine stellt und immer neue Themen findet, die man genießen und vertiefen kann, zu haben, war ein Glücksfall für das Kloster. Von den Klostertagen erhoffe ich mir - hm, nicht ganz idealer Ausdruck vielleicht, klingt fordernd -, dass sich die Besucher dem Kloster noch auf neue und tiefere Art verbunden fühlen. Dass noch mehr Leben für ein paar Tage in die alten, schönen Mauern kommt und das Kloster einmal mehr als kulturelle Quelle wahrgenommen wird, die es ja auch früher war.