Wegen eines Defizits im Stiftungskapital der Pinneberger Kreiskulturstätte trennt sich der Vorstand von Geschäftsführer Stefan Dupke
Pinneberg. Stefan Dupke ist nicht länger Geschäftsführer der Stiftung Landdrostei. Der Vorstand der Stiftung Landdrostei zog jetzt die Notbremse und trennte sich im gemeinsamen Einvernehmen von ihm. Grund dafür sind, wie schon bei Dupkes Vorgängern, die Finanzen. Landrat Oliver Stolz, zugleich Vorsitzender des Stiftungsvorstandes, sagte am Dienstag zur Abendblatt-Regionalausgabe Pinneberg: "Nachdem wir von einem Defizit im höheren fünfstelligen Bereich und einer Reduzierung des Stiftungsvermögens von rund 30 000 Euro erfahren haben, war der Punkt erreicht, an dem wir Gegenmaßnahmen einleiten mussten." Erster Schritt: Geschäftsführer Dupke muss gehen. In einem zweiten Schritt werden sämtliche Ausgaben der Drostei auf den Prüfstand kommen.
Noch vor gut einem Jahr hatte Dupke in einem Gespräch mit dieser Zeitung mit Blick auf die finanzielle Situation der Drostei gesagt: "Ich bin zuversichtlich, dass es weitergeht." Diese Zuversicht mochte der Stiftungsvorstand jetzt offenbar nicht mehr teilen, sah die Notwendigkeit zum Handeln gegeben. Insbesondere beklagte der Vorstand, nicht rechtzeitig informiert worden zu sein. "Es lag uns auch kein aktueller Jahresabschluss vor", sagt Landrat Stolz, der letzte stamme aus dem Jahr 2008. Nicht gerade ein Zeichen für eine gute Kontrolle durch den Vorstand, solche Defizite nicht früher eingefordert zu haben. Auch Stolz sieht hier Verbesserungen als notwendig an. Er sagt: "Eigentlich hätte schon der Abschluss für 2010 vorliegen müssen."
Erstaunlich ist auch, dass sich das Stiftungsvermögen um rund 30 000 Euro reduziert hat. Eigentlich dürften die etwa 345 000 Euro nicht ohne weiteres angerührt werden. Eine ausgelaufene Anlageform, so Stolz, habe dazu geführt, dass Geld aus dem Vermögen auf dem Girokonto der Stiftung gelandet sei. Doch statt es neu anzulegen, was geboten gewesen wäre, sei es im Tagesgeschäft aufgebraucht worden. Ärgerlich sei das, weil dadurch auch zu erwartende Zinseinkünfte aus dem Stiftungskapital geringer ausfallen werden.
Landrat Stolz bedauert den Schritt, Dupke feuern zu müssen: "Ich habe seine Arbeit für die Kultur sehr geschätzt." Wörtlich heißt es in einer Erklärung des Stiftungsvorstandes dazu: "Der Vorstand bedauert diesen Schritt vor dem Hintergrund, dass Stefan Dupke sich in den letzten Jahren uneingeschränkt Verdienste um die Verbesserung der Kulturarbeit des Kreises und der Stiftung erworben und das Haus mit Leben erfüllt hat." Er habe die Besucherzahlen gesteigert und die Qualität des Programms verbessert. All das ist beachtlich. Doch hätte es eben mit einem jährlichen Haushaltsvolumen von 350 000 Euro erreicht werden sollen. Daran sei Stefan Dupke gescheitert.
Siegfried Ritzke, stellvertretender Leiter des Fachdienstes Schule und Kultur, wird als Interimsgeschäftsführer der Stiftung Landdrostei einspringen. Die Erwartungen des Vorstandes sind offenbar hoch. So soll das Stiftungsvermögen unverzüglich wieder hergestellt werden. Kosten sollen reduziert und weitere Einnahmemöglichkeiten erschlossen werden, um die Stiftung zu konsolidieren. Darunter müsse der Kulturbetrieb nicht leiden, sagt Oliver Stolz. Immerhin betrügen die Personalkosten mehr als 50 Prozent des Jahresetats. Aber auch die Ausgaben für den Geschäftsbetrieb kommen auf den Prüfstand.
Der Vorstand ist sich sicher, dass bis spätestens zum Beginn des kommenden Jahres ausreichende Erkenntnisse über die finanzielle Lage vorliegen und die erforderlichen Maßnahmen eingeleitet sind, um dem wichtigen regionalen Auftrag, der Kulturförderung durch die Stiftung, gerecht zu werden.
Bis dahin soll die Kulturarbeit allerdings nicht brach liegen. Selbst das Barockfestival soll in diesem Jahr wieder seinen Platz im Veranstaltungskalender der Drostei bekommen. Und auch die laufende Ausstellung mit Zeichnungen von Horst Janssen werde durch die Auflösung des Arbeitverhältnisses mit Dupke nicht tangiert. "Die Kultur geht weiter", verspricht Oliver Stolz für die Zukunft der Drostei. Stefan Dupke war am Mittwoch für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.