Im Interview reagiert Sibylle Hallberg, Chefin der Drostei-Förderer, schockiert auf die Entlassung

Rauswurf des Geschäftsführers per Handstreich quasi über Nacht: Führende Kulturschaffende der Region wie zum Beispiel Kreiskulturpreisträger Valerij Krivoborodov (Cellist) aus Halstenbek und der Tornescher Künstler Jörgen Habedank reagierten auf Nachfrage schockiert und ungläubig auf die Entscheidung des Stiftungsvorstands, Stefan Dupke zu entlassen. Auch Sibylle Hallberg, als Chefin des 1997 gegründeten Fördervereins der Drostei nah dran an den Abläufen und Entscheidungen im Haus, machte im Interview keinen Hehl aus ihrer Überraschung.

Hamburger Abendblatt:

Die Aktiven des Fördervereins arbeiten traditionell sehr eng mit Geschäftsführung und Vorstand der Stiftung zusammen: Hat die Entscheidung, Stefan Dupke zu feuern, Sie vor diesem Hintergrund überrascht?

Sibylle Hallberg:

Natürlich war ich überrascht, weil es sehr plötzlich gekommen ist und weil Herr Dupke eine sehr gute künstlerische Arbeit geleistet hat.

Wie bewerten Sie als ehrenamtliche Förderer diesen Schritt des Stiftungsvorstands?

Hallberg:

Wir als Verein müssen diese Entscheidung akzeptieren. Unter den gegebenen Bedingungen wäre es wohl auch schwierig gewesen, eine andere Lösung zu finden. Aber ich bedaure diese Entscheidung sehr. Zum einen, weil wir als Förderverein sehr gut mit Herrn Dupke zusammengearbeitet haben und zum anderen eben, weil er eine so hervorragende Kulturarbeit geleistet hat. Er hat ja die Drostei als Kulturstätte deutlich profiliert und sehr hochkarätige Veranstaltungen wie zum Beispiel die laufende Horst-Janssen-Ausstellung hierher geholt. Da kann man ihm nur höchste Anerkennung zollen. Andererseits gibt es für ihn als Geschäftsführer der Stiftung auch klare finanzielle Vorgaben, einen Rahmen, den er einhalten muss.

Ein Finanzloch von 30 000 Euro im Stiftungsvermögen - das ist keine Kleinigkeit. Was wussten Sie als Chefin des Fördervereins über das jetzt bekannt gewordene Defizit?

Hallberg:

Wir nehmen regelmäßig an den Sitzungen des Stiftungsvorstands teil und werden auch über die laufenden finanziellen Entwicklungen informiert.

Und trotzdem kam das hohe Minus für Sie überraschend?

Hallberg:

Ich persönlich bin erst seit November 2010 Vorsitzende des Fördervereins und weiß deshalb vergleichsweise wenig über die vorangegangene Entwicklung.

Bis ein Nachfolger gefunden ist, steht die Drostei, immerhin ein renommiertes Prestigeobjekt des Kreises Pinneberg, einigermaßen "kopflos" da. Was bedeutet das für Ihre laufende Vereinsarbeit?

Hallberg:

Das hat vorerst keine konkreten Auswirkungen auf unsere tägliche Arbeit. Wir bereiten jetzt wie gehabt unsere aktuellen Projekte gemeinsam mit der Stiftung vor.

Könnten Sie ein paar Beispiele für konkrete Vorhaben nennen?

Hallberg:

Da fallen mir zum Beispiel die nächste Auflage des Barockfestivals im Oktober und unsere neue Literaturreihe "Poets on Stage" ab 21. August ein. Da geben wir jungen Autoren die Möglichkeit, ihre Texte öffentlich zu präsentieren.

Zu den vordringlichen Zielen des Stiftungsvorstands gehört es ja, das fünfstellige Minus im Stiftungstopf schleunigst wieder zu füllen. Was kann der Förderverein dazu konkret beitragen?

Hallberg:

Da haben wir noch keine Ideen, die Entscheidung ist ja noch ganz frisch. Das wird aber mit Sicherheit Thema bei unserer nächsten Vorstandssitzung Anfang August sein.