Die Arbeit mit dem Hamburger Museumsschiff ist für ein Trio aus dem Kreis Pinneberg längst zur Herzensangelegenheit geworden.

Kreis Pinneberg/Hamburg. Was wäre die "Cap San Diego" ohne drei erfahrene Seeleute aus dem Kreis Pinneberg? Vermutlich ein Hamburger Museumsdampfer, der nur noch an seinem Liegeplatz an den Landungsbrücken zu besichtigen wäre. Denn wenn es darum geht, das letzte Prachtexemplar der schönsten Stückgutfrachterreihe der Reederei Hamburg Süd noch einmal auf die Reise zu schicken, sind Kapitän Rüdiger von Ancken, 66, aus Schenefeld, Schiffsingenieur Günter Schuldt, 69, aus Elmshorn und Schiffszimmermann Karsten Schurig, 68, aus Wedel an Bord - und unentbehrlich. Auch in diesen Tagen dürfen die drei Seebären nicht fehlen, wenn ihre "Cap San" im Dock 16 der Werft Blohm + Voss auf dem Trockenen liegt.

Seit der 1962 in Hamburg gebaute "Dampfer" - so heißt es immer noch in der Seefahrt - am Montag dieser Woche eingedockt wurde, geht es an Bord und drum herum um den schönen schlanken Schiffsrumpf zu wie in einem Ameisenhaufen. Überall wuseln Werftarbeiter, Besatzungsmitglieder und Prüfer vom Germanischen Lloyd, dem "Schiffs-TÜV", umher.

Mittendrin ist Rüdiger von Ancken der ruhende Pol. Es gilt, mehr als 300 sogenannte Werftpunkte zu erledigen. Das reicht von der Inspektion der Maschine über den Wechsel der gewaltigen Zylinderdeckel bis zu neuen Winden für das Ladegeschirr. Außerdem gibt es einen neuen Heizkessel sowie einen kompletten frischen weiß-roten Außenanstrich, damit der "weiße Schwan des Südatlantiks" wieder im neuen Glanz erstrahlt.

Für von Ancken, den Kapitän im Ruhestand, sind die Hamburg Süd und die "Cap San" vertrautes Terrain. Schließlich fuhr er 20 Jahre für die Reederei und war von 1977 bis 1986 auf den sechs "Cap San"-Schiffen als zweiter Offizier dabei. Jetzt, während der alle fünf Jahre fälligen Inspektion, die in der Seefahrt als Klassifizierung bezeichnet wird, ist er, wie Günter Schuldt und Karsten Schurig, die ebenfalls über Erfahrung mit dem Oldtimer verfügen, täglich von 8 bis 17 Uhr an Bord.

+++ Menschlich gesehen: Käpt'n "Cap" +++

Beim Rundgang im Schiff, der mehr einer Kletterpartie über Hunderte Stufen gleicht, bekommen die Männer leuchtende Augen. Ob von Ancken nun den aus heutiger Sicht altmodischen Maschinentelegrafen vorführt, Schuldt voller Stolz in der Maschine die zur Schraube führende 53 Meter lange Antriebswelle inspiziert oder Schurig liebevoll die polierten Holzrahmen der Fenster auf der Kommandobrücke streichelt. Man merkt es: Der ehrenamtliche Dienst an Bord der "Cap San Diego" ist dem Trio eine Herzensangelegenheit. Alle haben auch Erfahrung mit modernen Containerschiffen, doch von Ancken spricht auch für die Kollegen, wenn er sagt: " Ich fahre lieber Oldtimer als Containerschiffe."

Um das Schiff fahren zu können, sind 40 Mann Besatzung erforderlich. Neben dem Trio aus dem Kreis Pinneberg gehören zahlreiche ehrenamtliche Sailors dazu. Außerdem gehen jedes Mal zehn Seefahrtschüler mit an Bord. Für die ist der Einsatz auf dem stolzen Schwan ein Höhepunkt in der maritimen Ausbildung.

Die "große Fahrt" ist allerdings schon versicherungsrechtlich nicht mehr drin und wäre auch gar nicht zu bezahlen. Wenn die "Cap San Diego" beim Hafengeburtstag die Auslaufparade schmückt oder bis Cuxhaven und zurück tourt, dürfen bei den Fahrten 500 Passagiere an Bord sein. Auch der Nord-Ostsee-Kanal ist noch drin. Doch sobald es auf See geht, wird aus dem Museumsstück ein Frachtschiff, das nicht mehr als zwölf Fahrgäste befördern darf. Deswegen müssen auch die meisten "Cap-San"-Fans auch in Kiel von Bord, wenn es im Sommer durch die Ostsee nach Wismar geht zur 800-Jahr-Feier.

Rüdiger von Ancken, der in seiner aktiven Zeit alle Weltmeere bereiste und sogar schon Sibirien anlief, kennt vor allem Südamerika wie seine Westentasche. Einmal mit der "Cap San Diego" wieder nach Brasilien - der Traum wäre fast in Erfüllung gegangen. Denn bei Kiel gibt es auch ein Stück Küste, das Brasilien heißt und dort gleich neben Kalifornien liegt. Doch zum Ausflug dorthin gab es leider keine Genehmigung.