Anwohner fühlen sich von Lärm und Kampfgeschrei belästigt. Eigentümer will die Farbkugeln weiter fliegen lassen

Uetersen. Die Fronten sind verhärtet. Jetzt haben die Richter das Wort, um den Streit zwischen dem Betreiber der Paintball-Halle in Uetersen und den Nachbarn zu klären. Beide Seiten klagen. Eigentümer Ralf Kolpak will vor dem Verwaltungsgericht durchsetzen, dass die Baugenehmigung für die frühere Tennishalle erteilt wird, sodass dieser Schießsport mit Farbkugeln weiter erlaubt ist. Die Stadt Uetersen und die Bauaufsichtsbehörde des Kreises hatten wie berichtet den Betrieb nach einem Jahr nicht verlängert. Anwohner Henning von Werder möchte eine einstweilige Verfügung erwirken, die den Betrieb sofort stilllegt, der sonst bis zum Gerichtsurteil weiterliefe. Darüber entscheidet das Verwaltungsgericht Schleswig nächste Woche.

Die Mutter erinnert es an den Krieg, sie mag nicht mehr aus dem Haus gehen

Für die Nachbarn ist es "unerträglich" geworden, erzählt Nanna Boehnke-Lankau, deren Grundstück direkt an die 2300 Quadratmeter große Halle heranreicht. Der idyllische Garten, die gemütliche Terrasse hinter ihrem Häuschen in Schröders Tannen könne sie mit ihrer Familie nicht mehr nutzen. "Wenn man draußen ist, hört man ständig nur das Geknatter von Maschinengewehren und dieses nervige Kriegsgeschrei. Das macht sofort aggressiv oder löst Fluchtverhalten aus." Für ihre 74 Jahre alte Mutter nebenan sei es bereits Psychoterror. "Sie fühlt sich an den Krieg erinnert, den sie als Kind miterleben musste. Das durchdringende Geschrei der Spieler ruft bei ihr wach, wie die Russen den Bauernhof ihrer Eltern in Ostpreußen stürmten." Sie mag kaum noch aus dem Haus gehen, verdunkle ihre Fenster. Und das mitten im Sommer. "Das ist doch kein Leben."

Von Werder betont, dass er nichts gegen diese angebliche Trendsportart habe. "Sollen die Jungs das machen. Aber bitte im Gewerbegebiet oder so, dass es niemanden stört." Diese Ruhe sei zurzeit nicht gewährleistet. "Wir wollen keine Zuhörer mehr sein", sagt Nanna Boehnke-Lankau. Durch das Geschrei der Spieler seien sie, ohne es zu wollen, jederzeit über das Spielgeschehen informiert. "Meine beiden Jungs sind schon ganz verrückt." Sie verbiete ihnen "Ballerspiele" am Computer. Dann gingen diese raus und würden diese "Ratatatata"-Geräusche live miterleben. "Das ist doch widersinnig."

Bürgermeisterin Andrea Hansen zeigt Verständnis für die Bewohner. Zwar liege die Halle in einem Mischgebiet. De facto sei es aber ein Wohngebiet. Nach vielen Gesprächen mit den Nachbarn, dem Betreiber und Eigentümer habe sie schließlich entschieden, den Betrieb nicht länger zu genehmigen. "Ich habe das gemeindliche Einvernehmen versagt." Der Betreiber habe sich an die Absprache, ein zweites Lärmschutzgutachten bei Echtbetrieb erstellen zu lassen, nicht gehalten. Hansen: "Ich möchte, dass unsere Bewohner in ihrer Ruhe nicht gestört werden." Eigentümer Kolpak verweist auf den großen Zuspruch, den die Paintballhalle genieße. Allein in Uetersen gebe es bis zu 700 Paintballspieler, von denen 200 jeden Monat regelmäßig kämen. Weitere 150 Soldaten der Unteroffizierschule nutzten dieses Angebot. Aus Hamburg und dem Umland kämen noch mal 200 bis 300 Stammkunden jeden Monat hinzu. So spielten etwa 500 bis 1000 Leute jeden Monat dieses Spiel, bei dem zehn Personen in zwei Mannschaften mit Luftdruckgeräten Farbkugeln aufeinander abschießen. Ganze Betriebssportgruppen umliegender Firmen erfreuten sich daran.

Eigentümer schlägt vor, Anwohner sollen für den Lärmschutz zahlen

Ein zweites Lärmschutzgutachten hält Kolpak für überflüssig. Auch eine Dämmung des Gebäudes, damit nichts mehr nach außen dringe kann, sei seinem Pächter nicht zuzumuten. "Man muss doch mal die Kirche im Dorf lassen." Das könnten bis zu 100 000 Euro sein, die der Jungunternehmer nicht mal so ohne weiteres bezahlen könnte. Stattdessen schlägt Kolpak vor, diese Kosten über einen Fonds einzuwerben, an dem sich die Anwohner beteiligen sollten. Als Eigeninitiative könnte er sich vorstellen, die bisherigen Verstecke durch Strohballen oder Reifen zu ersetzen, damit der Aufprall der Farbgeschosse nicht mehr so laut sei.

Die Anwohner fühlen sich von der Kreisverwaltung im Stich gelassen. Mehrere Schreiben an den Landrat seien abwiegelnd beantwortet worden. Kreissprecher Marc Trampe. "Unsere Ablehnung beruht einzig auf dem fehlenden gemeindlichen Einvernehmen. Eine zusätzliche Begründung unsererseits gibt es nicht."