Viele Fakten erschweren schnelle Verwirklichung des Ausbaus. Das Autobahndreieck Nordwest bleibt ein permanentes Nadelöhr.

Kreis Pinneberg. Ein sechsspuriger Ausbau der Autobahn 23 zwischen Pinneberg und Hamburg unter Verwendung der vorhandenen Standspuren stößt in der Praxis auf immense Schwierigkeiten und wäre streckenweise nur mit einem unverhältnismäßig hohen finanziellen Aufwand zu erreichen. Zu diesem Ergebnis kommen Experten der Verkehrsbehörden auf Befragen der Pinneberger Zeitung. Das Bundesverkehrsministerium hatte - wie vom CDU-Bundestagsabgeordneten Ole Schröder berichtet und als "wichtiger Schritt für die Bürger im Kreis Pinneberg" bewertet - einer beidseitigen Freigabe der Standspuren in Stoßzeiten "im Grundsatz" zugestimmt.

Im Prinzip und in der Theorie soll die Standspurbenutzung - ähnlich wie auf der A 7 in Ferienzeiten in Fahrtrichtung Norden - mit telemetrischen Verkehrsbeeinflussungsanlagen und über ferngesteuerte gesonderte Anzeigetafeln erfolgen. Für die A 23 ist diese Möglichkeit sogar in beiden Fahrtrichtungen vorgesehen. Doch eine zügige Umsetzung (Planungsabschluss bis 2013) dieses auf den ersten Blick genial anmutenden Stauauflösungsverfahrens ist weit von der Realität entfernt.

Kai-Uwe Schacht, Chef der Außenstelle Itzehoe des Landesbetriebs Straßenbau, kann aus dem Stand gleich ein ganzes Arsenal von Komplikationen und Widrigkeiten aufzählen, die einer zügigen Verwirklichung entgegenstehen: "Die Brückenprofile sind vielfach zu eng für die nötige Spurverbreiterung, und es fehlt an Raum für erweiterte Abbrems- und Beschleunigungsspuren und Nothaltebuchten.

Tragfähigkeit für den Schwerlastverkehr reicht vielfach nicht aus

Auch die Lärmschutzwände stehen vielerorts dem Ausbau im Weg", listet Schacht die wesentlichen Hindernisse auf. Können denn die vorhandenen Standspuren nicht einfach per Anordnung abschnittsweise freigegeben werden? Auch dies sei nicht ohne einen gewaltigen Arbeits- und Kostenaufwand möglich, warnt der Fachmann. So müsse zunächst die Tragfähigkeit der Standspuren für den Schwerverkehr geprüft werden. Wie auch Michael Zisack von der Straßenverkehrsbehörde des Kreises bestätigt, reicht vielfach die Belastbarkeit nicht aus, um die langsamen, zig Tonnen schweren Lastwagen dort verkehren zu lassen. Damit wäre ein Ausbau unumgänglich. "Das wird nicht billig", sagt Zisack, dessen Behörde schon vor ein paar Jahren nach Lösungen zum Abbau der permanenten Staus in den Morgen- und Abendstunden suchte. Verbesserungen wie die Umgestaltung einiger Auffahrspuren, die Verlängerung der Abbremsspuren und geänderte Markierungen brachten aber nur wenig Entlastung, erhöhten allerdings die Verkehrssicherheit. Künftig soll zwischen den Anschlussstellen Halstenbek/Rellingen und Pinneberg-Süd die Standspur als gemeinsame Auffahrt- und Abfahrtspur in Fahrtrichtung Norden eingerichtet werden.

In südlicher Richtung, also nach Hamburg, gibt es allerdings die größten Staus während der morgendlichen Rushhour. Und dort wird es richtig eng. So müsste für eine Versetzung der schon jetzt die direkt am Standspurrand errichteten Lärmschutzwände sogar Grunderwerb betrieben werden.

Kai-Uwe Schacht spricht in diesem Zusammenhang von "total beengten Verkehrsverhältnissen". Doch der Experte aus Itzehoe blickt auch über den Tellerrand der Landesgrenze hinaus. Was jeder Autofahrer auf dem Weg in die benachbarte Hansestadt im Berufsverkehr erlebt, wird auch mit der Einbeziehung von Standspuren nicht besser. Denn das Dreieck Nordwest bildet schon jetzt einen Flaschenhals. Dort treffen die gegenwärtig die jeweils zweispurigen Fahrstreifen der A 7 und der A 23 in Richtung Elbtunnel aufeinander und werden auf drei Spuren weitergeführt. So ist der Stau schon programmiert, allen vorhandenen Verkehrsbeeinflussungsbrücken zum Trotz.

Verkehrsbehörden der Länder müssen eng zusammenarbeiten

Selbst der Ausbau in Hamburg auf vier Spuren je Fahrtrichtung in einigen Jahren dürfte kaum Entlastung bringen, wenn dann zwei statt drei Spuren aus Schleswig-Holstein anschließen, befürchtet Schacht. Notwendig sei in jedem Fall eine enge Abstimmung der Hamburger und Schleswig-Holsteiner Verkehrsbehörden, die in Auftragsverwaltung für den Bund den Autobahnverkehr betreuen.