EMTV-Vereinschef erklärt nach Abstimmungspleite Rücktritt. Delegierte lehnen Neubau der Sportanlage ab

Elmshorn. Das Jubiläumsjahr endet für den Elmshorner MTV mit einem Eklat. 150 Jahre ist der Verein in diesem Jahr alt geworden, aber seine Zukunft ist ungewisser denn je: Mit überwältigender Mehrheit hat die Delegiertenversammlung am Mittwochabend den Finanzierungsplan für den Neubau des Sportzentrums an der Wittenberger Straße abgelehnt. Damit ist nicht nur das 10,3 Millionen Euro teure Großprojekt gestorben, sondern der EMTV hat auch seinen Vorsitzenden verloren: Burkhard Koriath erklärte unmittelbar nach der Abstimmungsniederlage seinen sofortigen Rücktritt.

Gestern war in der Geschäftsstelle des 4706 Mitglieder starken Vereins Wundenlecken angesagt. "Der Vorstand wird am Dienstagabend zusammenkommen und alles aufarbeiten", sagt Geschäftsführer Uwe Hönke. Der Verein verfüge über vier stellvertretende Vorsitzende, die alle vertretungsberechtigt sind. "Damit sind wir weiter voll handlungsfähig", betont Hönke. Allerdings könne er "nicht ausschließen, dass noch weitere Vorstandsmitglieder zurücktreten". Im Falle, dass alle im Amt bleiben, könnte die Wahl eines neuen Vorsitzenden bis zur turnusgemäßen Delegiertenversammlung im März 2011 aufgeschoben werden. Im anderen Fall müsste ein kommissarischer Vorsitzender bestimmt werden, dafür wäre der Hauptausschuss zuständig. Koriath stand dem EMTV seit sechs Jahren vor.

Am Mittwochabend hatte er noch verzweifelt versucht, eine Mehrheit für den Finanzierungsplan zu erhalten. Doch schon während der ersten Wortbeiträge aus dem Kreis der Delegierten wurde deutlich, dass dies nicht gelingen würde. Unaufhörlich prasselte die Kritik auf den Vereinschef nieder. Bemängelt wurde, dass viele Abteilungen in der neuen Anlage gar kein oder kein adäquates Sportangebot vorfinden.

Auch die Tatsache, dass das Gelände in der Mitte geteilt ist, weil die dazwischen liegende Fläche eines Landwirts wegen zu hoher Preisforderungen nicht erworben wurde, stieß auf wenig Begeisterung. Die Neuverschuldung, die sich innerhalb eines Jahres von 430 000 auf fast 1,4 Millionen Euro erhöht und für deren Ausgleich eine Beitragserhöhung von 1,50 Euro pro Mitglied und Monat angestrebt wurde, war dann das Tüpfelchen auf dem i.

Dabei zeigte sich, dass sich inzwischen auch der Vorstand nicht mehr einig mehr. So betonte ausgerechnet Kassenwart Thomas Dabelstein bei der Vorstellung des Finanzentwurfs gleich mehrfach, dass er die Neuverschuldung für "eine Nummer zu groß halte" und gegen das Projekt sei. Auch Vize-Vereinschef Stefan Heesch outete sich als Umzugsgegner.

Ein letzter Überzeugungsversuch Koriaths erwies sich dann als Rohrkrepierer: So legte der Vereinschef überraschend neue Zahlen vor, wonach eine Sanierung der bestehenden Sportstätten am Koppeldamm und der Wilhelmshöhe 4,12 Millionen Euro kosten würde und nur mit einer Neuverschuldung von 1,943 Millionen Euro zu realisieren wäre. Doch viele Delegierten monierten, Koriath habe dies so hingerechnet, um Stimmung für den Umzug zu machen. Letztlich stimmten nur 19 Delegierte für den Finanzierungsplan, 76 votierten dagegen.

Bei Thorsten Rück, dessen Anwohnergemeinschaft Fuchsberg den Sportpark seit langem bekämpft hatte, knallten nach der Entscheidung die Sektkorken. "Ich gehe davon aus, dass diese Fläche jetzt langfristig zu Bauland wird, damit können wir leben." Er will die Anwohnergemeinschaft aufrechterhalten - und kritisiert, "dass sich Herr Koriath jetzt einfach wie eine beleidigte Leberwurst aus der Verantwortung stiehlt".

Bürgermeisterin Brigitte Fronzek sichert dem Verein städtische Hilfe zu. "Wir sehen alle, dass er Schwierigkeiten hat." Eine Sanierung der maroden Sporthalle hält die Verwaltungschefin für völlig abwegig. "Die brauchen eine neue Halle, das steht fest."

Am Dienstag will der Vorstand auch beraten, wie es weitergeht. Jetzt muss schnellstmöglich ein Sanierungskonzept her - und zwar eines, das sich auch in Abschnitten realisieren lässt.