Energiekonzern mit “Charme-Offensive“ bei Bürgermeistern aus dem Kreis Pinneberg

Bokel/Kreis Pinneberg. Die Botschaft war klar und deutlich und kam bei den betroffenen Bürgermeistern an. Das Strom- und Gasnetz in Schleswig-Holstein, das zu 80 Prozent von E.on-Hanse betrieben, verwaltet und gewartet wird, müsse unbedingt in Händen des größten Energieversorgers im Norden bleiben. Wie Wanderprediger touren die E.on-Hanse-Vorstände seit Wochen durch die Lande, um dafür zu werben. Ihre neunte Station führte sie jetzt in die Bokeler Mühle, wohin sie 25 Bürgermeister aus dem Kreis Pinneberg eingeladen hatten. Um ihre "Charme-Offensive", wie das Flensborg Avis sie nannte, schmackhaft zu machen, verbanden die E.on-Manager ihre Bitte mit einem lukrativen Angebot: Bis zu 730 Kommunen im Land, 37 davon im Kreis Pinneberg, die nicht über Stadtwerke im Besitz ihres Strom- und Gasnetzes sind, können jetzt Aktionäre werden. Die E.on-Tochter verkauft bis zu 49,9 Prozent der Anteile ihrer neuen Schleswig-Holstein Netz AG an die Städte und Gemeinden. Jede der 99 800 Aktien koste 4122,29 Euro und werfe jedes Jahr eine garantierte Dividende von 5,1 Prozent ab. Dem Kreis Pinneberg würden 7900 Aktien angeboten, sagte E.on-Hanse-Vorstand Udo Bottländer.

Jahrzehntelang verfügten Schleswag, Hein-Gas und ihr Nachfolge-Unternehmen E.on-Hanse über fast das gesamte Leitungsnetz im nördlichsten Bundesland. Die Liberalisierung des Energiemarktes hat auch in dieses Geschäft Bewegung gebracht. In Uetersen laufen bald die Konzessionsverträge für Wasser, Gas und Strom aus. Die Kommune verhandele bereits mit einer Handvoll Interessenten, sagt Bürgermeisterin Andrea Hansen. "Letztlich ist das eine politische Entscheidung. Wir wollen ja unsere Stadtwerke stärken."

E.on-Hanse-Vorstand Klaus Lewandowski warnt jedoch vor einem Flickenteppich vor allem bei den Stromnetzen. Nur ein großes, technologisch erfahrenes Unternehmen sei in der Lage, die Versorgung der Bevölkerung und der Betriebe einwandfrei sicherzustellen. Bottländer: "Das Netz ist neutral. Aber wer kann es betreiben und so koordinieren, dass alles reibungslos funktioniert?" 100 Millionen Euro investiere E.on-Hanse jedes Jahr in die Instandhaltung der Strom- und Gasnetze, acht Millionen im Kreis Pinneberg.

Vor dem Hintergrund des notwendigen Ausbaus der erneuerbaren Energien sei es besonders wichtig, dass die Netze funktionieren. Mit 2800 Megawatt decke Schleswig-Holstein heute schon die Hälfte seines Energiebedarfs mit Windstrom ab. 9000 neue Einspeise-Anträge kamen allein in diesem Jahr hinzu. Bis 2015 werden die regenerativen Energieanlagen 6500 Megawatt, 2020 11 000 Megawatt Strom produzieren. Damit diese gewaltige Menge an Energie nicht ungenutzt verpufft, müssen die Stromtrassen über weite Strecken von 110 auf 380 Kilovolt ausgebaut werden. Dafür sei ein kompetenter Energieversorger wichtig, warb Lewandowski.

In Landrat Oliver Stolz, der über den Kreis auch an E.on-Hanse beteiligt ist, das zu 26 Prozent den Landkreisen gehört, hat der große Versorger einen Freund. "Die Energieversorgung ist Daseinsvorsorge im klassischen Sinne. Da muss sich der Bürger auf einen starken Partner verlassen können."