Nach dem Willen von Planern soll die Insel um rund zehn Hektar wachsen und als “Helgoland 3.0“ bewusst konsumierende Touristen ansprechen.

Helgoland. Die Insel Helgoland verändert ihr Gesicht und erfindet sich neu - bereits zum dritten Mal: Im 19. Jahrhundert bis zum Zweiten Weltkrieg war Helgoland Seebad für Erholungssuchende, Gesundheitstouristen, Künstler und Prominente. Nach dem Wiederaufbau Mitte der 50er-Jahre wurde die Insel bis heute Ausflugs-, Einkaufs und Freizeitparadies für Tagestouristen. Doch die werden immer weniger - es muss etwas geschehen. Jetzt soll der rote Felsen zum "übernachtungstouristischen Ganzjahresparadies" für "Naturerlebnis, Entschleunigung, Erholung und Nachhaltigkeit" werden. Arbeitstitel: "Helgoland 3.0".

Im Rahmen einer Einwohnerversammlung wurden jetzt die im Auftrag der Gemeinde von mehreren Planungsgruppen erarbeiteten Zwischenergebnisse der Bevölkerung vorgestellt. Immerhin werden die Insulaner im Rahmen eines Bürgerentscheides selbst beschließen, ob sie den neuen Weg mitgehen - und der hat es in sich. Zwar blieb die spektakuläre Vision des Hamburger Unternehmers Arne Weber, der Hauptinsel und Düne mit einer riesigen Landaufschüttung verbinden wollte, auf der Strecke. Dennoch wird Helgoland größer, und zwar um rund zehn Hektar Land, das an der Ostseite zwischen Nordosthafen und der dann verlängerten Landungsbrücke aufgeschüttet werden soll.

Im Rahmen eines sogenannten Präferenzszenarios sollen auf dem "Neuland" diverse neue Hotel- und Gastronomiebetriebe, ein Familienhafendorf, Geschäfte und Grünanlagen entstehen. Im Blick hat man die neue, wachsende Zielgruppe betuchter "Lohas" (siehe Kasten) - Menschen, deren Lebensweise auf Gesundheit und Nachhaltigkeit ausgerichtet ist.

Wie viele Millionen Euro die gigantischen Baumaßnahmen kosten werden, ist noch nicht klar. Ebenso wenig, woher das Geld kommen soll. Die Erweiterung der Landungsbrücke zur Anlandung der Seebäderschiffe etwa weisen die Planer als öffentliche Maßnahme aus, Infrastruktur- und Küstenschutzmaßnahmen an der Nordostmole sowie die Aufspülung vom Nordosthafen bis zur erweiterten Landungsbrücke erfordern "hohe Investitionskosten", heißt es. Gesamtinvestitionskosten seien anteilig über Grundstückserlöse zu refinanzieren - doch das allein wird nicht reichen.

Das "Neuland" ist zwar die spektakulärste, dennoch nicht die einzige neue Facette Helgolands. Wassererlebnis und Wassersport werden ausgebaut, sogar eine Nutzung des Nordosthafens oder des Südhafens an den Hummerbuden für Wasserhäuser wurde den Helgoländern anhand von Beispielen anderer Regionen präsentiert. Dazu kommen Vorschläge wie "maritime Landart" im öffentlichen Raum mit Windharfen und Windspielen, eine "Meeresorgel", bei der einlaufendes Wasser sanfte Töne erzeugt, "Glücksplätze" mit moderner innovativer Möblierung und Inszenierung besonderer Plätze und eine Neugestaltung von Wander- und Spazierwegen.

Weiterhin schwebt den Planern ein Gesundheits- und Präventivzentrum mit Einbindung vorhandener Einrichtungen vor sowie ein Umwelt- und Erlebniszentrum in Kooperation mit der Biologischen Anstalt Helgoland. Beispiel für maritime Freizeitangebote: Schiffswracks als Tauchparcours, Tauchschule, weiterhin eine Surfstation und Surfschule sowie die Einrichtung einer Marina, einer Erlebnispromenade am Hafen mit Anbietern für Schiffszubehör, Gastronomie und Shopping sowie Hafenmeisterei. Die Fraktionen im Gemeinderat stehen den bisherigen Planungen bislang grundsätzlich positiv gegenüber. Die Fragen der Bürger, hauptsächlich zur touristischen Entwicklung, wurden bei der Versammlung von den Experten jeweils beantwortet, die Anregungen sollen mit in die weitere Arbeit einfließen.