Jäger müssen gegen Anfeindungen kämpfen. Kreisjägermeister spricht sich für offene und faire Debatte aus

Kreis Pinneberg. Mit dem Herbst beginnt jetzt auch die Zeit, in der Jäger verstärkt zu ihren Waffen greifen. Weil Jagd immer wieder Anlass zu teils hitzigen Diskussionen bietet, bei der die Jäger ins Kreuzfeuer verschiedener Gruppen geraten, sind sie um Entspannung und Versachlichung bemüht. "Zugegeben: Jagd beinhaltet immer auch das Töten von Wildtieren. Trotzdem ist sie sinnvoll und unverzichtbar", sagte Kreisjägermeister Wolfgang Heins zum Auftakt der Saison.

Nach seiner Auffassung sollten auftretende Kritikpunkte nicht in Anfeindungen ausarten, sondern im offenen Austausch zwischen Jägern und Nicht-Jägern besprochen werden. Heins nannte die Gründe für die Schwierigkeiten: "Jagd ist eine komplexe Materie, die nicht leicht zu überschauen ist. Hinzu kommt ein immer schwächer werdender Bezug vieler Menschen zur Natur und natürlichen Abläufen." Deshalb entstünden (Vor-)Urteile, die aufgeklärt werden müssten.

"Wir haben im Kreis Pinneberg beispielsweise eine dramatische Zunahme von Wildschweinen sowie einen guten Bestand von Rehwild zu verzeichnen. Weil die großen Raubtiere wie Luchs, Bär und Wolf nicht mehr in unserer Region leben können, müssen Jäger Tiere schießen", sagt Heins. Das sei einerseits notwendig, um die Wildtierpopulationen stark und gesund zu halten, andererseits, um sie an den Naturraum anzupassen. Nur so können nach den Worten von Heins Schäden auf Äckern und in Baumschulkulturen, an Knicks und in Wäldern auf einem erträglichen Level gehalten werden. Heins: "Das Rehwild verdoppelt sich jedes Jahr, Wildschweine können ihre Zahl verdreifachen. Das ist in unserer dicht besiedelten Landschaft nicht zu tolerieren."

Auch in den Medien ist es immer wieder Thema: Eine Rotte Wildschweine kann innerhalb kurzer Zeit einen Maisacker ruinieren, Steinmarder als sogenannte Kulturfolger breiten sich ohne menschliches Gegenhalten immer stärker aus und der Marderhund, der ursprünglich nur jenseits des Urals lebte, sogar fast explosionsartig. Leid tragende von der Expansion der Räuber sind unter anderem die Vertreter der heimischen Vogelwelt, deren Gelege die Gegend für Raubtiere fast zum Schlaraffenland machen. "Wir kommen deshalb um die Jagd und hierbei besonders auch die Fallenjagd nicht herum", sagte der Kreisjägermeister.

Selbstverständlich sei jedoch dabei, dass die Vorschriften des Bundes- und des Landesjagdgesetzes eingehalten werden. Hier sind unter anderem die Tierarten aufgelistet, die bejagt werden können, und zu welchen Zeiten das zu geschehen hat. "Es ballert schon lange niemand mehr wild in der Gegend herum, sondern eine strenge Ausbildung der Jäger und die Erfahrung, die sie sich im Laufe der Jahre erwerben, führen dazu, dass die Jagd waidgerecht und trotz der letzten Konsequenz auch schonend für die Tiere abläuft", so der Kreisjägermeister.

Während einige der Entenarten schon jetzt geschossen werden dürfen, beginnt die Zeit der Bewegungsjagden oder Treibjagden erst Ende Oktober. Laut Heins werden viele Tierarten gar nicht bejagt, obwohl dies legal wäre: "Die Kaninchenpopulationen etwa sind durch Krankheiten wie Myxomatose und Chinaseuche so stark dezimiert, dass sie nicht bejagt werden. Rebhühner gibt es kaum noch in der Region - deshalb bleiben auch sie unbehelligt." Ein ähnlicher Schutz gelte auch für "führende Tiere" wie die ihre Frischlinge führende Bache in einer Wildschweinrotte oder geschützte Arten wie etwa den Uhu.