Landkreise untersuchen das Entwicklungspotential entlang der A 23, wenn der A 20-Elbtunnel gebaut ist

Kreis Pinneberg. Der Bau der A 20 mit dem geplanten Elbtunnel bei Glückstadt birgt ein enormes Wachstumspotenzial für die gesamte Unterelbe-Region. Der Kreis Pinneberg wird aus seiner Randlage plötzlich in das Zentrum eines vierten Ringes um Hamburg herum katapultiert, der erstmals die Märkte von Ost- und Westeuropa direkt miteinander verbindet, zeigt WEP-Geschäftsführer Harald G. Schroers die Dimension dieses Projektes auf. "Die A 23, die jetzt im Nirwana an der Küste endet, wird von einer reinen Pendler- und Ferienautobahn auf einmal Bestandteil des internationalen Verkehrswegenetzes. Das wird Impulse für die ganze Region schaffen, die es jetzt zu nutzen gilt."

Die vier Landkreise entlang der A 23 planen zusammen die Zukunft

Damit diese Wachstumschancen nicht verpasst werden, haben sich die vier Landkreise, durch die die A 23 verläuft - Pinneberg, Steinburg, Ditmarschen und Nordfriesland - zusammengetan, um ein gemeinsames Konzept für die Zukunft zu erarbeiten. Drei Planungsbüros aus Wedel und Hamburg sind beauftragt, die mit dieser neuen Verkehrsanbindung einhergehende Entwicklung zu untersuchen. Beteiligt daran sind auch die zuständigen Industrie- und Handelskammern Kiel und Flensburg sowie die Wirtschaftsförderungsgesellschaften Nordfriesland "egeb" und WEP. Die Federführung und Koordination hat die Wirtschaftsförderungsgesellschaft des Kreises Pinneberg (WEP) übernommen. Das Land fördert dieses Projekt mit 104 000 Euro. 20 Prozent der Kosten tragen die vier Kreise selber.

Die Ergebnisse dieser Arbeit, die in enger Abstimmung mit den Planungsbüros der Kreisverwaltungen erfolgen soll, sind später Grundlage der Landesplanung, erklärt Schroers.

Untersucht werden Pendlerströme, Wohn- und Arbeitskräfte-Entwicklung

Untersucht werden soll vor allem, wie sich die Verkehrs- und Pendlerströme verändern, welche Auswirkungen das auf mögliche Betriebsansiedlungen und -verlagerungen hat, ob und welche Effekte sich für die Wohnentwicklung in dieser Region ergeben und wie sie den Wettbewerb der Seehäfen untereinander beeinflussen. Denn, so Schroers: "Rein zahlenmäßig werden durch die A 20 mit der Elbquerung mehr Märkte miteinander verbunden als mit der Fehmarnbelt-Querung." Nicht nur der skandinavische Raum rückt näher. Für Holland, Belgien, Frankreich und das Ruhrgebiet sei Schleswig-Holstein dann eine Stunde schneller zu erreichen, wenn nicht der gesamte Verkehr über das Nadelöhr Hamburg umgelenkt wird. Schroers: "Und aus Westdeutschland kommen die meisten Touristen an die Nord- und Ostsee."

Die vier Kreise versprechen sich von diesem Gutachten, das Ende 2011 vorliegen soll, konkrete Antworten auf die Fragen: Wo werden die Menschen künftig wohnen und wo arbeiten? Ziehen Leute von Niedersachsen auf die nördliche Seite der Elbe oder werden sie hier Arbeit suchen? Oder ist es genau umgekehrt? Wie werden sich die Baulandpreise verändern? Wo wird sich zukünftig Gewerbe und Industrie ansiedeln? Lohnt es sich für Hamburger oder gar international agierende Unternehmen, ihren Standort oder ein Logistikzentrum an die A 23 zu verlagern?

Schroers: "Wir müssen schon jetzt die Weichen dafür stellen, um diese Wachstumschancen zu nutzen." Denn die Ausweisung von neuen Wohn- und Gewerbegebieten braucht ihre Zeit, auch wenn die A 20 mit der Elbquerung frühestens im Jahr 2020 fertiggestellt sein sollte. Der Startvorteil ist da: Schleswig-Holstein hat mit dieser Planung angefangen, Niedersachsen noch nicht.

Gerade der Kreis Pinneberg werde von dieser Entwicklung besonders profitieren, ist der WEP-Chef überzeugt. Dabei werden in erster Linie die Wirtschaftszentren Elmshorn und Pinneberg weiter gestärkt, glaubt er. Da gelte das eherne Gesetz aus der Wirtschaftsfachwelt: "Da, wo viel ist, kommt viel hin."

Städte des Kreises sind zum ersten Gedankenaustausch eingeladen

Aber solche Räume in absoluter Randlage, wie zum Beispiel Barmstedt, die bislang vom Gewerbe- und Arbeitsplatzboom weitgehend verschont blieben, würden natürlich ihren Teil vom Kuchen abbekommen. Die gelockerte Landesplanung wird dieser Entwicklung weiteren Schub geben.

Damit jetzt nicht überall ein wildes Ausweisen von Baugebieten erfolgt, soll die Planung koordiniert werden. Der Kreis Pinneberg hat deshalb für nächsten Dienstag, 21. September, die Städte zu einem ersten Gedankenaustausch in den Kreistagsaal eingeladen, die davon in erster Linie betroffen sind: Elmshorn, Pinneberg, Barmstedt, Tornesch und Uetersen. Landrat Oliver Stolz wirbt für eine rege Teilnahme der Städte und Gemeinden an diesem Projekt: "Ich begrüße den Startschuss für das Regionale Entwicklungskonzept. Es wichtig, dass wir bereits heute die Chancen und Auswirkungen der A 20 analysieren." Das Potenzial müsse gemeinsam genutzt werden. Daher sei es aus seiner Sicht sinnvoll, dass die Auswirkungen für die Region beleuchtet werden und dies nicht isoliert in den einzelnen Kreisen geschehe.