Sportunterricht wird für ein Jahr von der Schulturnhalle in den Fitnessraum verlegt

Pinneberg. Inga Schwarze sucht nach einem Weg, um ihre Schüler wieder fitter zu machen. Gemeinsam mit Heidi Hammerschmitt, Sportreferentin beim VfL Pinneberg, hat sie ein einjähriges Trainingsprogramm erarbeitet. Das Projekt mit dem Titel "Sportunterricht mal anders" startete im Sportheim am Fahltskamp mit einem Fitnesstest.

"Die Kinder werden immer träger. ihr Gewicht nimmt zu, und gleichzeitig lässt die Konzentration erheblich nach", klagt die Sportlehrerin. Sie unterrichtet an der ehemaligen Karl-Sörensen-Realschule, die mit der Schule am Schulenhörn zu einer Regionalschule zusammenwächst. Die Pädagogin äußert sich pessimistisch: "Im typischen Sportunterricht können wir diese Defizite nicht mehr auffangen."

Doch mit dieser bitteren Erkenntnis will die junge Lehrerin nicht alt werden. Stattdessen hat sie den Kontakt zum VfL Pinneberg intensiviert.

"Ich habe festgestellt, dass die Kinder bei den kurzzeitigen Übungseinheiten mit unseren Wahlpflichtkursen immer total begeistert das Fitnessprogramm beim VfL mitmachten", erzählt die Lehrerin. Diese positiven Erlebnisse werden jetzt intensiviert. Statt Kurzzeit-Projekt werden eine sechste und eine achte Klasse jetzt regelmäßig den Fitnessraum besuchen - angeleitet von den erfahrenen Übungsleitern des Vereins. "Wir werden dafür den normalen Sportunterricht nutzen", erläutert Inga Schwarze, "und zwar im 14-täglichem Wechsel."

Schüler sollen neugierig darauf werden, welche Erlebnisse ein Verein bietet

So will die Sportlehrerin erkennen, ob tatsächlich die andere Umgebung und Ansprache die Schüler stärker motiviert. Zudem startet der Sportunterricht dieses Mal mit einem Fitnesstest, der am Ende des Schuljahres wiederholt wird. "So können wir feststellen, ob die Kinder tatsächlich fitter geworden sind", sagt VfL-Sportreferentin Heidi Hammerschmitt.

Mit vier Schwerpunkten wird das Jahresprogramm abgearbeitet: Ausdauer, Kraft, Entspannung und Gesundheit. So sollen sowohl die Kinder, die sich austoben wollen, als auch die ruhigen Schüler, die eher etwas Sanftes mögen, eingebunden werden.

Noch ein weiteres Ziel verfolgt das sportliche Duo Schwarze-Hammerschmitt. Die beiden Frauen wollen die Schüler neugierig darauf machen, wie ein Verein tickt. "Früher war es üblich, dass die Eltern, die selbst im Sportverein viele Jahre mitgemischt hatten, auch ihre Kinder dort anmeldeten. Heute sind viele Eltern nicht mehr organisiert, also bleiben auch die Kinder vereinslos", bedauert die VfL-Sportreferentin. Damit fehle im Lebenslauf vieler Schüler ein Abschnitt, der Millionen Menschen prägt: in einer Gemeinschaft zu gewinnen, aber auch zu verlieren, gemeinsam zu lachen und zu weinen, zu trainieren und sich im Wettkampf mit anderen zu messen.

Auch der Sportlehrerin ist dieses Erlebnis wichtig. Sie war von klein auf an im Sportverein aktiv und ist es derzeit bei "Fitness First" in Hamburg. Gespannt sind Inga Schwarze und Heidi Hammerschmitt nun auch darauf, wie viele Kinder bis nächsten Sommer die Lust auf Vereinssport packt. Jetzt sind die Aktiven noch an wenigen Fingern abzuzählen.