Weil die Tiefenbelüftungsanlage im Krupunder See ständig beschädigt wird, ist ein Zaun montiert worden

Halstenbek. Gegen die Dummheit ist bekanntlich kein Kraut gewachsen! Aber Nato-Draht hilft! Der wächst zwar nicht, sichert aber jetzt die Tiefenwasserbelüftungsanlage (Tibean) im Krupunder See.

Dass die lebenserhaltende Luftpumpe für das Halstenbeker Naturidyll mit militärischen Hilfsmitteln geschützt werden muss, hat seinen Grund: In der sommerlichen Hitzeperiode im Juli waren - wie berichtet - unbekannte Schwimmer auf das Ansaugrost geklettert und hatten die Abdeckung für den Luftschacht der zehn Meter langen, aus Kunststoff gefertigten Atemhilfe demoliert.

Das Zerstörungswerk bescherte Marcel Weiß und Oliver Fischer von der Bremer Firma Polyplan jetzt erneut einen halbtägigen maritimen Einsatz auf dem Gewässer. Schon unmittelbar nach dem Anschlag mussten sie die 80 000 Euro teure Anlage bergen um damit ein Versinken im Wasser in letzter Minute zu verhindern.

Jetzt paddelten die Ingenieure der Tibean-Herstellerfirma in einem Schlauchboot zur Mitte des Krupunder Sees, wo die elektrisch betriebene Großluftpumpe unter Wasser verankert ist. Alle begehbaren Bereiche des nur knapp einen Meter weit aus dem Wasser ragenden Zylinders garnierten die Experten mit dem scharfkantigen robusten Drahtgeflecht. Eine Fummelarbeit, die nur mit Schutzhandschuhen ausgeführt werden kann. Denn die als Widerhaken ausgeformten messerscharfen Flügel des Nato-Drahts können zu Schnittverletzungen führen. Und sind damit ein ideales Abschreckungsmittel für ungebetene Besucher. Um Wasservögel am Betreten zu hindern installierten die Polyplan-Mitarbeiter zusätzlich Spikes auf dem Gerät.

Offenbar haben sich Ausflüge zur Tibean-Station längst zum abenteuerlichen Spektakel für leichtsinnige und oft auch alkoholisierte Schwimmer entwickelt. "Wir haben mehrere leere Bierflaschen in der Anlage gefunden", sagt Marcel Weiß. Dabei wird - ähnlich wie bei Bergtouren - das Erreichen des Ziels mit Aufklebern oder Autogrammen dokumentiert "Wir hätten dort wohl noch ein Gipfelbuch anbringen sollen" sagt Bauamtschef Holger Lange mit bitterer Ironie.

Lebensgefährlich war der Ausflug vor allem, als die Abdeckung demontiert war. Wer in den Schacht gefallen wäre, hätte kaum eine Chance zum Überleben gehabt und wäre zudem unbemerkt von der Bildfläche verschwunden, sagt Marcel Weiß.

Die Abschreckung mit Nato-Draht, Spikes und Warnaufklebern soll auch noch nach der Sommersaison aufrecht erhalten werden. Denn bei harten Wintern gilt der Krupunder See - ebenso verbotenerweise wie beim Baden - auch als beliebte Eislauffläche. Schlittschuhläufern dürfte eine Ruhepause auf der Tiefenwasserbelüftungsanlage nun allerdings wegen drohender Schnittverletzungen ebenso wenig zu empfehlen sein.

Die Beseitigung der Vandalismusschäden und Sicherung des Belüfters haben Kosten von etwa 4500 Euro für die Gemeinde verursacht.