Kreistagsabgeordnete bescheinigen dem neuen Landrat Oliver Stolz nach 100 Tagen einen guten Start als Chef der Pinneberger Kreisverwaltung

Kreis Pinneberg. Die Vorsitzenden der fünf Kreistagsfraktionen ziehen eine überwiegend positive Bilanz nach 100 Tagen Amtszeit des Landrats Oliver Stolz. Sie fühlen sich im Gegensatz zu den Erfahrungen mit Amtsvorgänger Wolfgang Grimme sehr gut informiert. Einzig Klaus G. Bremer (FDP) wünscht sich, dass der Neue mehr eigene "Duftmarken" setzt, beispielsweise bei den Sparbemühungen. Alle gestehen dem Neuling an der Spitze der Kreisverwaltung zu, vorerst hauptsächlich Zeit zu benötigen, um die problematischen Hinterlassenschaften, zum Beispiel Folgekosten der Regio-Kliniken, in den Griff zu bekommen.

Heike Beukelmann (CDU): "Mit Oliver Stolz gibt es eine gute, konstruktive Zusammenarbeit. Die Politik wird auch bei schwierigen Themen zügig informiert. Das kann man nicht anders sagen. Ich habe das Gefühl, dass er sich gut in die Verwaltung eingefunden hat. Im Vergleich zu seinem Amtsvorgänger hat er einen völlig anderen Arbeitsansatz. Die Diskussionen sind jetzt viel intensiver. Es wird nichts über unsere Köpfe hinweg entschieden. Es gibt keine Schnellschüsse mehr. Die Kommunikation ist auch einfacher geworden. Wolfgang Grimme hatte seine eigene Sprache, die sehr akademisch geprägt war. Da sprach man oft aneinander vorbei. Jetzt habe ich das Gefühl, man spricht wieder eine Sprache. Oliver Stolz gelingt es, die Menschen mitzunehmen. Das war mit Grimme oft schwierig."

Hannes Birke (SPD): "Ich habe den Eindruck, dass sich Oliver Stolz intensiv in das Aufgabenfeld eingearbeitet hat. Auffällig ist im Gegensatz zu seinem Amtsvorgänger, dass er auch bei kritischen Sachverhalten, die in der Vergangenheit liegen können, offen und geradlinig bleibt. Die SPD wird von ihm in Kenntnis gesetzt. Er steht vor der schwierigen Aufgabe, schwere Fehler seines Amtsvorgängers, soweit es überhaupt möglich ist, zu korrigieren."

Klaus G. Bremer (FDP): "Nach der Sommerpause erwarte ich insbesondere zur Erstellung des neuen Kreishaushalts, dass Landrat Oliver Stolz ein paar Duftmarken setzt. So würde mich interessieren, wo denn die zwei Millionen Euro Einsparpotenzial sein sollen, von denen er mit seinen früheren Kollegen vom Kreisvorstand des Gemeindetages gesprochen hat. Jeder hat ja seinen eigenen Stil. Deshalb ist es schwer, ihn mit seinem Amtsvorgänger zu vergleichen, der große Fußspuren hinterlassen hat. Ich wünsche mir mehr Durchsetzungsvermögen gegenüber der CDU-Fraktion. Da muss Oliver Stolz auch mal ein Machtwort sprechen."

Claus-Peter Matetzki (Die Linke): "Oliver Stolz war ja im Wesentlichen damit beschäftigt, die Scherben aufzusammeln, die Wolfgang Grimme hinterlassen hat. Das sind alles Hinterlassenschaften seines Amtsvorgängers, von dem ihn Welten trennen. Man merkt, dass Oliver Stolz in der Verwaltung groß geworden ist. Er legt Wert darauf, sein Umfeld einzubinden. Grimme war ja mehr der Chef, der die Verwaltung wie ein Unternehmen führte. Das hat dem Kreis Pinneberg nicht gut getan. Das ist bei Stolz grundlegend anders. Seine Informationspolitik ist sehr angenehm. Ich fühle mich gut informiert."

Burghard Schalhorn (KWGP): "Wir sind zufrieden. Er konnte sich in dieser Zeit logischerweise nicht in alles einarbeiten. Aber er bemüht sich redlich. Wir bekommen alle Informationen von ihm freiwillig, auch über kritische Themen wie die Regio-Kliniken. Wenn das so bleibt, wird es keine Probleme geben. Der Führungsstil ist auch mentalitätsbedingt anders als der seines Amtsvorgängers. Stolz kommt aus der Verwaltung, Grimme war Wirtschaftler. Der hat es anders angepackt. Ich wünsche Oliver Stolz weiterhin ein gutes Händchen."

Thomas Giese (Grüne): "Oliver Stolz hat schwierige Projekte übernommen von seinem Amtsvorgänger wie den kommunalen Schadensausgleich bei den Kliniken. Auch der Umzug der Verwaltung nach Elmshorn und die Übergabe der Kreisgymnasien scheinen nicht so rund zu laufen. Das sind alles keine einfachen Aufgaben. Aber Oliver Stolz hat es sehr gut gemacht. Deutlich besser geworden ist die Informationspolitik. Bei Wolfgang Grimme hat es ja angeblich nie Probleme gegeben. Nun werden wir Politiker frühzeitig und umfangreich darüber informiert, worüber wir zu entscheiden haben. Das ist eine gute Sache. Wir werden voll eingebunden. Stolz hat noch keine eigenen Duftmarken setzen können. Er muss erst die Aufgaben abarbeiten, die sein Vorgänger offen gelassen hat. Oliver Stolz hat unsere Erwartungen zu 100 Prozent erfüllt."