Meine Firma: Die 100 Mitarbeiter von Gawron & Co. haben das Prinzip lebenslanges Lernen in ihrem Alltag längst verinnerlicht

Kreis Pinneberg. Viele Menschen sind an diesem Morgen nicht in den riesigen Werkhallen anzutreffen. Wo sind die hundert Mitarbeiter, von denen Volker Gawron, 41, gesprochen hat? Dass an einem normalen Arbeitstag nur so wenige Kollegen in der Firma sind, sei bei Gawron & Co. in Rellingen völlig in Ordnung, sagt der Chef: "Unsere Leute arbeiten draußen bei den Kunden." Denn das, was die Rellinger Firma herstellt, umrahmt gefühlt jeden zweiten deutschen Garten: der berühmte Gawron-Zaun. Die Mitarbeiter bauen Sicherheitszäunen, Stahlmattenzäune, Ziergittern inklusive der dazu passenden Türen und Toranlagen und stellen diese bei den Kunden auf.

Metallbauer-Meister Kai Potthoff, 45, ist dagegen immer im Haus. Er leitet die Lehrwerkstatt im Hause Gawron. "Die Lehrwerkstatt haben wir vor einem Jahr eingerichtet", sagt Volker Gawron. "Alle Auszubildenden verbringen dort ihr erstes Lehrjahr. Sie finden dort ihre Arbeitsplätze und einen großen Tisch für Gespräche in der Gruppe.

Kai Potthoff vermittelt dem Nachwuchs im ersten Jahr theoretisches und praktisches Basiswissen. Sein pädagogisches Geschick, seine Kenntnisse der Berufsschulpläne und seine Berufserfahrungen sorgen dafür, dass sich die jungen Menschen in einer Art Schutzraum optimal entfalten können.

"Aber die feilen hier keineswegs Schmuckwürfel fürs Fensterbrett", stellt der Firmenchef klar. Die Lehrlinge arbeiten stets an Komponenten, die später für die Gawron-Produkte gebraucht werden. So finden hier Auszubildende wie Jan Hendrick Wagner und Reinhold Bredfeld (beide im ersten Lehrjahr) buchstäblich Stück für Stück in ihren beruflichen Alltag. Was später auf sie wartet, dass sehen sie gleich nebenan in der Halle: Da steht eines der imposanten, mehr als 25 Meter langen Stahltore.

+++Von der Spree an die Rellau+++

Volker Gawron engagiert sich übrigens auch sozialpolitisch im Ehrenamt für die Ausbildung junger Menschen: In seiner Funktion als Innungsobermeister Metall für den Kreis Pinneberg begleitet ihn das Thema auf Schritt und Tritt. Welch' eine zentrale Rolle die Aus- und Fortbildung im eigenen Betrieb spielt, dafür finden sich in der Gawron-Belegschaft viele positive Beispiele. Eine besonders respektable Karriere hat Alexander Meyn gemacht: Er wurde Geselle und Meister nahezu auf einen Schlag.

Nach Abitur und Physikstudium kam der heute 36 Jahre alte Meyn 2006 als Auszubildender zu Gawron. Von Reimer Lange ermuntert absolvierte der Mann eine Ausbildung, an deren Ende die Gesellen- und die Meisterprüfung standen. Zwischendurch belegte er in Hannover einen Lehrgang zum Schweißfachmann. Von Volker Gawron bestärkt, strebt Alexander Meyn jetzt den Abschluss als Diplom-Ingenieur für Sicherheitstechnik an.

Heute ist Meyn bei Gawron in der Arbeitsvorbereitung tätig, wird künftig Kranführer bei Gawron ausbilden und kümmert sich überdies um die EDV des Unternehmens.

Das Unternehmen, in dem allein fünf Brüderpaare arbeiten unternimmt alles, Mitarbeiter zum lebenslangen Lernen zu motivieren. Ein Beispiel dafür ist Heiko Bliemeister, 36. Er hat Technischer Zeichner gelernt und sein Studium als Diplom Wirtschaftsingenieur abgeschlossen. Heute leitet Bliemeister das Zeichenbüro und ist Projektleiter (Kalkulation, Angebotserstellung und Konstruktion). "Sechzig Prozent unserer Belegschaft haben wir selbst ausgebildet", versichert Reimer Lange. Immerhin arbeiten heute acht Ingenieure, fünf Meister und zwei Techniker bei Gawron. Wer hier beschäftigt ist, bleibt länger, sagt Volker Gawron: "Viele sind 25 Jahre und länger bei uns. In einem Fall konnten wir sogar ein 50jähriges Jubiläum feiern." Und das Durchschnittsalter liegt bei 30 Jahren. Das kommt durch den jedes Jahr stattfindenden Zuwachs an jungen Auszubildenden.

Dass bei Gawron jeder etwas werden kann, der das Prinzip des lebenslangen Lernens für sich verinnerlicht hat, verbinden Chef und Senior-Chef mit einem Namen: Olaf Oltrop. Der 58-Jährige hat von 1970 bis 1973 Metallbauer gelernt und sich dann zielstrebig hochgearbeitet. Heute ist er Verkaufsleiter des Unternehmens und Projektleiter. 2010 erteilte ihm die Geschäftsleitung Prokura. Das ist eine an einen Mitarbeiter erteilte, umfangreiche geschäftliche Vertretungsmacht. Volker Gawron: "Wenn ich nicht da bin, kann mich Herr Oltrop als Prokurist vollständig vertreten."

Wer mittwochs durch die Werkhallen von Gawron geht, trifft viele Mitarbeiter an. An diesem Tag finden nämlich die betriebsinternen Schweißschulungen statt, an denen viele teilnehmen. Eines der Weiterbildungsangebote, die hat Tradition in diesem Handwerksbetrieb.