Es geht los: An diesem Wochenende startet auf dem Wedeler Hof Schmietendorf die Spargel-Ernte. Die Saison dauert bis zum 24. Juni.

Wedel. Sonnabend um 6 Uhr treten 20 polnische Erntehelfer auf einem Feld in Wedel ihre Arbeit an. Ihre Mission: den ersten Spargel im Kreis Pinneberg ernten. Drei Stunden später können die Stangen dann im Hofladen der Familie Schmietendorf an der Voßhörntwiete erworben werden. Die Spargelsaison ist damit auch im Kreis eröffnet - eine Woche später als geplant.

Britta und Harm Schmietendorf sind Monopolisten, was den Spargelanbau im Kreis Pinneberg betrifft. "Meine Eltern haben 1980 wieder damit angefangen", berichtet Harm Schmietendorf. Noch vor dem Zweiten Weltkrieg sei Wedel, was den Spargelanbau angeht, im Kreis führend gewesen. Dann jedoch brach dieser Geschäftszweig ab. Bis ihn die Schmietendorfs wieder belebten. "Wir haben dann den Spargelanbau über die Jahre ausgebaut, weil die Nachfrage größer wurde", sagt Harm Schmietendorf.

Fünf bis sechs Hektar werden heute im Vollertrag bewirtschaftet. Spargelfelder gibt es etwa an der Pinneberger Straße sowie in Holm. Das Feld direkt gegenüber dem Hof pausiert in diesem Jahr, dort sind nur einige wenige Bahnen übrig geblieben.

Drei Pflanzen befinden sich auf einem Meter Fläche. Sie müssen übrigens nicht jedes Jahr neu gesetzt werden. Der Spargel ist eine mehrjährige Staude, bei der nur der etwa 35 Zentimeter unter der Erdoberfläche liegende Wurzelstock überwintert. Jährlich im Frühjahr treibt Spargel daher mehrere Sprossen, die als Spargel geerntet werden. "Wir ernten pro Pflanze fünf bis sechs Stück in einer Saison", sagt der 40-Jährige. Spargelpflanzen können im Erwerbsanbau - je nach Boden und Sorte - etwa zehn Jahre lang beerntet werden. Danach wird umgepflügt, und der Boden braucht eine Regenerationszeit, bevor neu gepflanzt werden kann.

Eigentlich wollten die Schmietendorfs und ihre Erntehelfer bereits vor einer Woche loslegen. "Aber Spargel braucht einfach Wärme, damit er schneller wächst", sagt Schmietendorf. Und angesichts der langanhaltenden kühlen Witterung konnte der Zeitplan nicht eingehalten werden. Insbesondere die sehr kalten Nachttemperaturen nahe des Gefrierpunkts verlangsamen das Wachstum deutlich. Schmietendorf: "Was wir jetzt brauchen, ist eine längere Wärmeperiode."

Der weiße Spargel streckt allmählich seine Köpfe aus der Erde, sodass die Erntesaison beginnen kann. Die Spargelreihen befinden sich unter einer Wärmeschutzfolie. "Wir gehen die Reihen ab, heben die Folie an und gucken, wie es darunter aussieht", erklärt der 40-Jährige. Wenn sich auf dem sogenannten Spargeldamm die typischen kleinen Risse gebildet haben, schreiten die Erntehelfer zur Tat. Ihr Tun ist mühsam: Sie müssen den zu erntenden Spargel mit gespreizten Finger vorsichtig freilegen, um nicht die nebenstehenden Stangen und den Wurzelstock zu beschädigen. Dann wird der Spargel mit einem Stecheisen gestochen und in einen Korb abgelegt. Geerntet wird also in reiner Handarbeit.

In der Regel geht das bis zum Johannistag (24. Juni) so. Das gilt für den weißen, aber auch für den grünen Spargel. Der Grünspargel wächst ebenerdig, er wird also nicht durch einen Spargeldamm geschützt. Wenn die Triebe eine Länge von 15 bis 20 Zentimeter erreicht haben, werden sie knapp unter der Bodenoberfläche mit einem scharfen Messer abgeschnitten. "Der Grünspargel wird nicht durch Folien abgedeckt und kann daher noch nicht geerntet werden", sagt Schmietendorf. Er rechnet damit, dass diese Sorte etwa in einer Woche erntereif ist.

Der erste Spargel, der von Sonnabend an im Hofladen verkauft wird, kostet um die zehn Euro pro Kilogramm. Geöffnet ist täglich von 9 bis 18 Uhr. Die Schmietendorfs bieten ihre Ware auch auf den Wochenmärkten in Waldenau (mittwochs) sowie sonnabends in Wedel-Schulau an. Ware, die qualitativ nicht so hochwertig ist, ist entsprechend günstiger. "Die Preise haben sich seit Mitte der 90er-Jahre nicht verändert", so der 40-Jährige weiter. Allerdings hätten sich die Kosten für Diesel, Löhne sowie Versicherungen drastisch erhöht. Schmietendorf: "Eigentlich müsste ich mindestens 20 Euro pro Kilo nehmen."

Die Preise macht die günstige Ware aus dem Ausland kaputt, die den deutschen Markt regelrecht überschwemmt, etwa Spargel aus Peru oder Griechenland. Hier sind Preise von bis zu zwei Euro pro Kilogramm keine Seltenheit. Einer, der auch Ware aus dem Ausland verkauft, ist Stefan Brütt. "Ich biete das ganze Jahr Spargel an und stehe auch im Winter bei Minusgraden auf dem Wochenmarkt", sagt der Händler, der unter anderem den Pinneberger Wochenmarkt bedient.

Jetzt, wo auch in Deutschland die Saison begonnen hat, verkauft Brütt auch regionale Erzeugnisse. "Der Spargel kommt aus Lüneburg, ich kaufe ihn über den Großmarkt ein." Früher habe er die Ware direkt vom Erzeuger bezogen und sie dann an seinem Stand angeboten. "Da war ich immer stundenlang unterwegs, das hat sich einfach nicht mehr gerechnet."

Jörn Robohm, der ebenfalls auf dem Pinneberger Wochenmarkt steht, kauft demgegenüber direkt vom Erzeuger. "Der Spargel kommt aus Dienste im Landkreis Stade", sagt der Händler, der einen Obsthof in Jork im Alten Land betreibt. Er verlangt derzeit sieben bis neun Euro pro Kilogramm und bezieht ohne Umwege über den Großmarkt täglich frische Ware. Damit hat Robohm auf dem Pinneberger Wochenmarkt, verglichen mit seinem Mitbewerber Brütt zwei Stände weiter, die Nase vorn: Die Spargel aus Dienste war schon weit vor Marktschluss ausverkauft.