Genmeinsame Sache: Das Innenministerium gibt grünes Licht für eine Verwaltungsgemeinschaft Quickborns mit Hasloh und Bönningstedt.

Bönningstedt/Hasloh/Quickborn. Die Gemeinden Hasloh und Bönningstedt können jetzt gemeinsame Sache mit Quickborn machen. Das Innenministerium hat grünes Licht für die Ausgliederung von Bönningstedt und Hasloh aus dem Amt Pinnau gegeben. Beide Gemeinden sind mit Wirkung zum 1. Januar 2013 amtsfrei. Die Verwaltungsgeschäfte der beiden Gemeinden gehen zum selben Zeitpunkt "nahtlos vom Amt Pinnau auf die Stadt Quickborn über", heißt es in der Entscheidung, die Manuela Söller-Winkler unterzeichnet hat.

Auf sieben Seiten begründet die Leiterin der Kommunalabteilung im Ministerium ihre Entscheidung, die im Wesentlichen der Argumentation der Antrag stellenden Gemeinden, aber auch der der Kreisverwaltung und der Landesplanungsbehörde in Kiel folgt: Bönningstedt und Hasloh verbindet viel mehr mit der Stadt Quickborn als mit den anderen fünf Amtsgemeinden Ellerbek, Tangstedt, Borstel-Hohenraden, Prisdorf und Kummerfeld. Die Verkehrsanbindung, die Bürgerströme und bestimmte Verwaltungsbeziehungen sprechen für "eine eindeutige Verflechtung der Gemeinden Bönningstedt und Hasloh zur Stadt Quickborn".

So liegen alle drei Orte entlang einer Bundesstraße (B4) und Bahntrasse (AKN-Linie A1). Die Bürger aus Hasloh und Bönningstedt würden in Quickborn einkaufen, zum Arzt gehen oder auf eine weiterführende Schule besuchen. Alle drei Kommunen eint ein gemeinsamer Schulentwicklungsplan. Das Schulangebot ergänzt sich, da es in Quickborn zwei Gymnasien und eine Regionalschule gibt, während Bönningstedt eine Gemeinschaftsschule hat. Langzeitarbeitslose müssen zum Leistungszentrum ins Quickborner Rathaus, um dort ihre Angelegenheiten zu regeln.

Das Amt Pinnau könne mit den fünf verbleibenden Gemeinden gut leben, urteilt das Innenministerium. Ohne die 7770 Einwohner aus Hasloh und Bönningstedt behielte es mit 13 042 Bürgern eine ausreichende Größe und "alle Möglichkeiten für eine leistungsfähige, sparsame und wirtschaftliche Verwaltung", so Söller-Winkler und kommt zu dem Schluss: "Insgesamt sprechen daher das zusammenhängende, abgerundete Gebiet, die beim Amt Pinnau verbleibende Einwohnerzahl sowie die örtlichen Verhältnisse für die Ausgliederungen in der vorgesehenen Form."

+++ Kommunen sind bereit zur Verwaltungsfusion +++

Dass sich die Mehrzahl der betroffenen Gemeinden skeptisch bis ablehnend gegenüber dem Vorhaben der Nachbarn geäußert haben, hat das Ministerium registriert und abgewogen. "Diese Bedenken stellen grundsätzlich kein Hindernis dar", heißt es aus Kiel. So hatten sich Ellerbek, Prisdorf und Borstel-Hohenraden gegen die Ausamtung ausgesprochen, weil sie finanzielle Nachteile befürchten. Tangstedt äußerte sich neutral wie der Pinneberger Kreistag. Die Gemeinde Kummerfeld und der Amtsausschuss begrüßten das Vorhaben von Bönningstedt und Hasloh. Die befürchteten finanziellen Nachteile seien aber "nicht stichhaltig oder werden jedenfalls nicht als so wichtig angesehen, als dass sie zu einer anderen als der getroffenen Entscheidung hätte führen können", urteilt Söller-Winkler. Zumal erste Schritte zum Vermögensausgleich vollzogen seien mit der Übergabe des ehemaligen Bönningstedter Amtsgebäudes an die Gemeinde Bönningstedt zum Februar 2011. Und es deute sich an, dass auch die noch offenen Fragen zur Überleitung von 15 Vollzeitstellen der Amts- auf die Stadtverwaltung und die Trägerschaft der Schule Rugenbergen einvernehmlich gelöst werden könnten, urteilt das Ministerium.

Ein Schulzweckverband zwischen Ellerbek, Bönningstedt und Hasloh wäre aus Kieler Sicht die "sachgerechte" Lösung. Diese Zuversicht teilen auch die Bürgermeister. Peter Liske (Bönningstedt) sagt: "Ich hoffe, dass wir jetzt eine gemeinsame Lösung im Sinne der Schüler erreichen können". Bernhard Brummund (Hasloh) erwartet, dass nun in diesen offenen Fragen "alles schnell unter Dach und Fach gebracht wird". Die Klärung werde noch Zeit in Anspruch nehmen, glaubt Amtsvorsteher Wilfried Hans. "Es ist gut, dass wir jetzt Klarheit haben. Ich bin zuversichtlich, dass wir eine einvernehmliche Lösung finden und uns nicht vor dem Verwaltungsgericht wiedertreffen müssen."

Quickborns Bürgermeister Thomas Köppl ist froh über die Zustimmung aus Kiel. "Wir freuen uns darauf, gemeinsam mit dem Amt Pinnau jetzt die weiteren Schritte vorbereiten zu können".

Ein personelles Opfer hat allerdings die Entscheidung des Innenministers. Wolfgang Jendretzky, seit 18 Jahren stellvertretender Bürgermeister in Hasloh, war von Anfang an gegen die Ausamtung. Auf Nachfrage wiederholte er seine Ankündigung von vor einem Jahr, dass er nun alle seine politischen Ämter niederlegen werde. "Der Entschluss steht fest." Spätestens zum Jahresende werde er zurücktreten, sagt Wolfgang Jendretzky.

"Das wird für die Bürger Haslohs noch ein sehr teures Unterfangen", sagt Wolfgang Jendretzky. "In ein oder zwei Jahren wird ein Aufschrei durch die Gemeinde gehen. Dann werden die Leute feststellen, dass die Kosten für die Stadtverwaltung höher sind als die alte Amtsumlage."