Dank massiver Investitionen verbrauchen die Unterrichtsgebäude mittlerweile weniger Energie. Die Heizkosten bleiben dennoch hoch.

Kreis Pinneberg. Einst galt der Innenhof der Theodor-Heuss-Schule in Pinneberg als kleines Schmuckstück. Großzügige Glasscheiben sorgen noch heute für herrlich lichtdurchflutete Flure. Doch das architektonische Highlight des Schulensembles sorgt mittlerweile für Sorgenfalten auf der Stirn des Schulleiters. Vor allem jetzt im Winter geben die Fenster des Gymnasiums so viel Wärme ab, dass sich Matthias Beimel zu Sätzen wie "Wir heizen damit ganz Pinneberg" hinreißen lässt. Auch unser Energieberater Thomas Lange erkennt sofort die ökologische Zwei-Klassen-Gesellschaft.

Der linke Teil (Foto) ist frisch saniert und gibt kaum Wärme ab, der rechte Teil leuchtet hingegen strahlend rot und ist eine energetische Katastrophe. "Die Fenster geben mehr als sechs Grad ab, gut isolierte hingegen lassen nur etwa zwei Grad durch", sagt Thomas Lange.

Während Schulleiter Beimel weiter auf die längst versprochene Sanierung des Innenhofes und anderer Gebäudeteile warten muss, strömt die Wärme heraus - die Heizkosten gehen in die Höhe. Etwa 40.000 Euro kostet hier das Heizen. Und das ist im Vergleich noch moderat: Die Johannes-Brahms-Schule beispielsweise verbraucht 127.300 Euro an Heizkosten, die Grund- und Gemeinschaftsschule 104.000 Euro. Damit haben die Schulen den mit Abstand größten Anteil an den Heizkosten der Städte: Von 960.606 Euro entfallen knapp 830 000 Euro auf die Schulen der Pinnaustadt, in Elmshorn sind es gleich 1,2 Millionen von 1,6 Millionen. Und allein für die Beheizung der Schulen in Wedel müssen 616.000 Euro aufgebracht werden.

Deshalb versucht die Politik mit Millioneninvestitionen an dieser Stellschraube zu drehen und die Gebäude aus den letzten Jahrzehnten auf zeitgemäßen und günstigen energetischen Standard zu bringen. Ins Pinneberger Heuss-Gymnasium flossen beispielsweise bisher 2,7 Millionen Euro, die Sanierung der Rübekampschule verschlingt 1,3 Millionen Euro und die Erweiterung und Sanierung der Grund- und Gemeinschaftsschule kostet 1,7 Millionen Euro. Ein Kraftakt für die hoch verschuldete Stadt, die öffentliche Förderung hält sich in Grenzen. Nur dank des Konjunkturpaketes II der Bundesregierung konnten viele Städte ihre Schulen wieder in Schuss bringen.

+++ Schulen bekommen gute Noten im Energiesparen +++

Wenn also zumindest der Schuldenstand im Haushalt nicht besonders erfreulich ist, soll zumindest die Ökobilanz stimmen und ein paar Cent an Heizkosten eingespart werden. Doch selbst nach Vollsanierungen oder Neubauten sinken die Heizkosten nicht so stark wie von vielen Verwaltungen erhofft. Zum einen findet oft keine wirkliche Erfolgskontrolle statt, zum anderen verzerren beispielsweise Jahre mit harten und kalten Winter die Heizkostenabrechnung. Aber der Verbrauch steigt auch aus einem ganz anderen Grund: Der Umstellung des Schulbetriebs auf Ganztagsbetreuung. "Was wir durch Sanierung an Heizkosten einsparen, geben wir durch den längeren Betrieb teilweise wieder aus", sagt Jens Zwicker vom Gebäudemanagement in Wedel - ein Trend in allen Städten.

Zumindest energetisch schneiden die Schulen bei unserer nicht repräsentativen Analyse deutlich besser ab als beispielsweise die Verwaltungen, die wir in unserer Ausgabe am Wochenende unter die Lupe nahmen. Thomas Lange stellt den meisten Schulen ein positives Zeugnis aus, besonders der neu gebaute Teil der Comenius-Schule in Quickborn schnitt gut ab: "Neues Gebäude, hervorragende energetische Eigenschaften."

Doch selbst wenn die Dämmung der Fenster und Fassade makellos ist, ist der Umgang mit den Bauten nicht unproblematisch. Bei den Wärme-Tests entgingen Lange nicht die zahlreichen offenen Fenster. Auch in Räumen, die offensichtlich nicht besetzt waren, standen viele Fenster offen. "Solch ein Nutzerverhalten macht Einsparungen schwierig", sagt Lange.

Um das zu verhindern, habe Städte wie Elmshorn ein interessantes Anreizsystem: Von den Kosten, die eine Schule dank des durchdachten Umgangs mit Energie jährlich einspart, erhält sie die Hälfte in Euro zurück. Auch in Pinneberg gab es diese Regelung, sie wurde zwischenzeitlich allerdings abgeschafft. Derzeit wird das Thema "Einbeziehen der Nutzer" aber wieder politisch diskutiert.

Im nächsten Teil unseres Energietests geht es um die Hallenbäder im Kreis Pinneberg.