Öffentliche Gebäude in Stormarn im Wärmebild-Test: Schulen schneiden deutlich besser ab als Rathäuser. Umweltbewusstsein steigt.

Ahrensburg. Ist der Kreis Stormarn ein heimlicher Klimasünder? Betrachtet man nur die Rathäuser in der Region, scheint dieser Schluss zunächst nahezuliegen. Wie in unserer Wochenendausgabe berichtet, hat der Großhansdorfer Energieberater Thomas Lange im Auftrag der Stormarn-Ausgabe des Abendblatts öffentliche Gebäude unter die Lupe genommen - zwei Jahre nach einer ersten Untersuchung dieser Art.

Das Ergebnis: Seit Dezember 2009 hat sich bei keinem der untersuchten Bauwerke etwas getan. Die Fassaden von Gebäuden wie dem Barsbütteler und dem Ahrensburger Rathaus, die in den 70er-Jahren entstanden sind, isolieren schlecht und führen dazu, dass Energie verschwendet wird. Und das in Zeiten, in denen Erdgas und -öl teurer werden, die Klimadebatte an Brisanz gewinnt und viele Privatleute ihre Häuser mit neuen Fenstern, Fassaden und Dächern ausrüsten.

Doch diese Ergebnisse, die in der Wochenend-Ausgabe veröffentlicht wurden, sind nur ein Teil der Wahrheit. Im Zuge der Umsetzung des Konjunkturpaketes II wurde auch im Kreis Stormarn viel Geld investiert - und zwar in die energetische Sanierung von Schulen. Dass diese Maßnahmen neben der Stützung der Konjunktur auch einen Effekt für die Umwelt hatten, beweisen die neuen Bilder, die Thomas Lange mit seiner Wärmebildkamera aufgenommen hat.

Ein Beispiel, das den Effekt besonders gut deutlich macht, ist die Matthias-Claudius-Schule in Reinfeld. Mit derzeit 578 Schülern ist sie die größte Grundschule Schleswig-Holsteins. Ein leuchtendes Beispiel in Sachen Klimaschutz war sie bei der ersten Untersuchung allerdings nicht: "Mangelhaft" lautete die Note des Experten im Dezember 2009.

+++ Schulzentrum am Heimgarten Ahrensburg +++

Auf dem Wärmebild, das damals vom Altbau aufgenommen wurde, war deutlich erkennbar, dass die Fassade und die Fenster viel Wärme abgaben. Doch seitdem ist einiges passiert: Rund 860 000 Euro flossen in die Sanierung des Altbaus. Die Fassade und die Fenster wurden erneuert, das Dach wurde neu eingedeckt und gedämmt. Außerdem wurde der Keller abgedichtet und gedämmt. Maßnahmen, die jetzt zu einer ganz anderen Bewertung führen.

+++ Stormarnschule Ahrensburg +++

"Die Fenster sind wesentlich besser geworden", sagt Thomas Lange beim Betrachten des neuen Wärmebilds. Die Fassade sorgt jetzt geradezu für Begeisterung: "Die hat fast Außentemperatur. Das bedeutet, dass sie besonders gut isoliert", sagt Thomas Lange. Zum Vergleich: Bei unsanierten Gebäuden wie etwa dem Ahrensburger Rathaus war eine Temperaturdifferenz zwischen Fassade und Umwelt von zehn Grad Celsius und mehr messbar. Wärme, die nach außen abgegeben wird.

Und der Einspareffekt? Thomas Lange schätzt anhand der Bilder, dass in dem Gebäudeteil der Claudius-Schule nach der Sanierung "50 Prozent und mehr" Energie gespart werden. Die tatsächlichen Zahlen stützen die Vermutung. Nach Verwaltungsangaben betrugen die Heizkosten für die gesamte MCS im Jahr 2009 rund 40 000 Euro. Im Jahr 2011 lagen sie nur bei rund 22 000 Euro. Mit einer weiteren Senkung ist zu rechnen, denn bisher ist nur ein Drittel der Schule saniert. In den nächsten Jahren sollen rund 5,6 Millionen Euro in die übrigen Gebäudeteile investiert werden.

+++ Anne-Frank-Schule Bargteheide +++

Nicht zuletzt hat die Erneuerung noch ganz andere Effekte, wie Rektor Stefan Beeg sagt: "In den Klassen ist es ruhiger, weil die neuen Fenster besser schließen." Außerdem sei das Umweltbewusstsein gestiegen: "Wir lüften jetzt bewusster. Dazu gibt es spezielle Fensterdienste, die unter den Kindern aufgeteilt werden."