Stadt verbraucht mehr Energie - soll aber sparen

Elmshorn. Verlust an Einwohnern, an Kaufkraft, an Unternehmen - für eine Stadt im Kreis gibt es solche Probleme nicht: Elmshorn. Seit 1990 hat die Stadt um 10 000 Einwohner zugelegt, die Wirtschaft blüht. Nur auf einem Gebiet kommt die Krückaustadt nun mit ihren selbst gesetzten Zielen in Konflikte - beim Umweltschutz. Dabei hat sich Elmshorn als einzige Stadt im Kreis schon 1994 der "Klimabündnis"-Initiative angeschlossen. Die 1600 Mitglieder, Städte, Gemeinde, Bundesländer weltweit, haben sich unter anderem verpflichtet, alle fünf Jahre ihre CO2-Emissionen um zehn Prozent zu kürzen. Die Pro-Kopf-Emissionen sollen bis spätestens 2030 (Ausgangsbasis 1990) sogar halbiert werden. Doch von diesen selbst gesteckten Zielen ist Elmshorn weit entfernt. Ursprünglich sollen mit dieser Initiative auch die weltweiten Tropenwälder und "indigenen Völker" geschützt werden.

Laut dem ersten vollständigen Klimabericht - eine Klimabilanz nicht etwa für Unternehmen oder die Verwaltung, sondern für die gesamte Stadt mit allen Akteuren - verzeichnet Elmshorn sogar einen deutlichen Anstieg beim Energieverbrauch. 18 Prozent mehr Energie und somit die stärkste Steigerung ist beim Verkehr zu verzeichnen, mit elf Prozent Anstieg haben auch die privaten Haushalte von 1995 bis 2007 deutlich mehr Energie benötigt. Und auch Industrie und Gewerbe verbrauchten 3,6 Prozent mehr. Unterm Strich bleibt ein Anstieg um 9,9 Prozent oder um 109 600 Megawatt. Grundlage sind unter anderem Daten der Stadtwerke und der Kfz-Zulassungsstellen.

Im gleichen Zeitraum sieht es beim CO2-Austoß etwas besser aus, weil die steigende Energienachfrage mit CO2-effizienteren Maßnahmen erreicht wurde. Industrie und Gewerbe sparten so 16 Prozent an Emissionen ein, private Haushalte sieben Prozent, dafür produzierte der Verkehr 15 Prozent mehr CO2. Unterm Strich bleibt in zwölf Jahren Betrachtungszeitraum nur ein Minus von fünf Prozent. Damit erreicht die Stadt weniger als die Hälfte der selbst gesteckten Ziele. Ein wenig besser sieht es beim Pro-Kopf-Ausstoß aus: Weil die Bevölkerung weiter wachsen wird, sinkt der rechnerische Ausstoß pro Person, weil er sich auf mehr Einwohner verteilt: So sank der Ausstoß pro Kopf im Jahr 1990 von 9,01 Tonnen auf 6,75 im Jahr 2007. Zwar sei die Stadt bei den Pro-Kopf-Emissionen auf dem "richtigen Weg", bei den absoluten Werten sei jedoch eine "große Abweichung von den Zielwerten erkennbar", heißt es. Die Experten der Berliner Be ratungsfirma empfehlen der Stadt deshalb deutlich mehr Maßnahmen, um die Klimaziele zu erreichen. Potenzial sehen sie vor allem bei Einsparungen im Bereich der Wirtschaft.

Um diesen Prozess zu beschleunigen, hat die Stadt seit Februar mit Markus Pietrucha einen "Klimamanager" engagiert. "Ich will vor allem die Unternehmen ins Boot holen. Energetische Sanierung und sparsamer Umgang mit Ressourcen sind leider oft immer noch rote Tücher", sagt Pietrucha. Umweltfreundliches Verhalten sei ein wichtiges Signal an die Bevölkerung und nebenbei noch Imagegewinn für die Stadt.

Pietrucha soll deshalb alle Akteure an einen Tisch bringen, erster Ansprechpartner für Schulen und Unternehmen sein, und er will auch die Verwaltung auf Öko-Linie trimmen.

"Der Computer muss nicht laufen, die Lampe muss nicht leuchten, wenn man nicht am Platz ist. Und statt Auto kann man für kurze Wege auch das Dienstfahrrad nehmen", sagt Klimamanager Pietrucha.