Der Satiriker und Politiker Martin Sonneborn spricht in Elmshorn über seine Zukunft im Schloss Bellevue - er hofft auf Machtübernahme 2013.

Elmshorn. Der Wahlkampf in Schleswig-Holstein hat begonnen und im Kreis Pinneberg geben sich derzeit die hochrangigen Bundespolitiker die Klinke in die Hand. Nicht nur SPD-Fraktionschef Frank-Walter Steinmeier, sondern auch Bundesverteidigungsminister Thomas de Maizière (CDU) warben in den vergangenen Wochen für die Unterstützung ihrer Parteien.

Jetzt kam sogar ein Parteichef ins ausverkaufte Jugend- und Kulturzentrum Apollo nach Elmshorn: Martin Sonneborn, Satiriker und Chef der Partei für Arbeit, Rechtsstaat, Tierschutz, Elitenförderung und basisdemokratische Initiative (kurz: Die Partei), sorgte für Jubelstürme bei den 150 Zuschauern. Im Abendblatt-Interview sprach er über seine Ambitionen, sein Programm und über die erhoffte Machtübernahme 2013 im Bund.

Hamburger Abendblatt: Möglicherweise wird bald ein neuer Bundespräsident gewählt. In einer Talkshow bekundete sogar Alt-68-er Rainer Langhans Interesse am höchsten Staatsamt. Könnten Sie sich vorstellen, ebenfalls zu kandidieren?

Martin Sonneborn: Ich möchte nicht, dass das Amt des Bundespräsidenten noch weiter beschädigt wird. Rainer Langhans soll mal die Klappe halten. Eine Zeitung hat kürzlich gemeint, ich sei praktisch der Wulff 2.0. Ich habe mal gesagt, dass ich aus Osnabrück komme, ein extrem blasser Typ bin, die falschen Freunde habe und mir gern etwas ausgeben lasse. Also werde ich jetzt als Nachfolger gehandelt. Das ist natürlich nicht unangenehm. Man braucht ja im Prinzip auch keine Vorbildung für diesen Job. Auch im Amt kann man noch lernen, wie Herr Wulff kürzlich zitiert wurde. Ich freue mich auf die Zusammenarbeit mit seinen Lakaien.

Was würden sie denn anders machen als Herr Wulff?

Sonneborn: Ich würde mich nicht erwischen lassen. Ich glaube, es ist menschlich, dass man mit seinen Freunden kungelt, wo das nur geht, allerdings sollte man sich wahrscheinlich andere Freunde aussuchen. Die Freunde von Christian Wulff werde ich nicht übernehmen. Typen wie Maschmeyer fliegen natürlich hochkant raus. Und Veronika Ferres - dieses Gesicht möchte ich auch nicht in der Nähe sehen.

Bald sind Landtagswahlen im Saarland und in Schleswig-Holstein. Die Partei ist in beiden Ländern nicht besonders gut aufgestellt. Ändert sich das noch?

Sonneborn: Um das herauszufinden, bin ich hier. Es müssen sich immer ein paar Leute finden. Wenn es die in Schleswig-Holstein gibt, werden wir mit einem Landesverband hier zur Wahl antreten. Wenn nicht, dann müssen wir dieses Land seinem Schicksal überlassen und erst mal die Macht im Bund übernehmen. Aber Schleswig-Holstein steht auf der Liste nicht ganz oben.

Wieso? Ist doch ein schönes Land.

Sonneborn: Das ist ein Nehmerland mit wenig Bevölkerung und vielen Kühen. Was hat uns Schleswig-Holstein zu bieten? Aber wir wollen das noch mal neu bewerten. Möglicherweise werden wir uns doch auf das Land konzentrieren.

Wie kann die Partei darauf einwirken, dass sich die Mitgliederstruktur hier verändert?

Sonneborn: Wir können nur ein bisschen Werbung machen und darauf setzen, dass zügellose Karrieristen, die vielleicht auch sonst beruflich keine rosige Zukunft haben, die Zeichen der Zeit erkennen, aufspringen und mit uns nach der Macht greifen.

Motivation zu politischem Engagement entsteht häufig durch Unzufriedenheit mit der aktuellen Situation. Ist das bei Ihnen in der Partei genauso?

Sonneborn: Einerseits bin ich extrem machtorientiert. Auf der anderen Seite ist es natürlich nicht ernst zu nehmen, was in diesem Land als Politik verkauft wird. Gerade junge Leute engagieren sich bei uns. Das haben wir im Berliner Wahlkampf gemerkt. Da haben wir 0,9 Prozent der Stimmen geholt - ein absolutes Debakel. Wir waren noch ein Prozent hinter der FDP.

+++ Zurück aus der Zone +++

An der FDP haben sie einen Narren gefressen. Was stört sie an dieser Partei?

Sonneborn: Die FDP ist eine Spaßpartei und wir wurden immer als Spaßpartei bezeichnet. Das ist ein Vorwurf, der hängen bleibt und frustriert. Umso mehr hat es mich geärgert, dass die FDP als ernst zu nehmende Partei galt. Ich habe neulich eine Wahlumfrage gelesen, da war die FDP als einzige Partei nicht mit Ziffern ausgewiesen, da hieß es: knapp unter 3 Prozent. Die FDP wird geschont, als ob die noch eine Bedeutung habe. Typen wie Brüderle sind aber auch eine Konkurrenz auf der Bühne. Das Publikum bei Brüderle lacht bestimmt genauso wie hier.

Bei der Bundestagswahl 2013 wollen sie sicher wieder antreten. Haben sie ihr Programm verändert, im Vergleich zur vergangenen Bundestagswahl?

Sonneborn: Nein, überhaupt nicht. Wir haben unser Programm schließlich bei den Grünen abgeschrieben und es etwas humanisiert. Programme sagen nichts über die Politik einer Partei aus. Die Grünen haben in ihrem Programm stehen, dass mit ihnen Kriege nicht zu machen sind. Der erste Angriffskrieg der nach 1945 von deutschem Boden ausging, wurde von den Grünen mitverantwortet. Programme haben nichts zu sagen und sind heute nicht mehr wichtig.

Was ist denn konkret das Programm der Partei?

Sonneborn: Wir haben ein links zu interpretierendes, humanistisches Wahlprogramm, das auf dem alten, idealistischen Wahlprogramm der Grünen basiert. Die sind mittlerweile auch in der Realpolitik angekommen. Wir haben das etwas humanisiert, das kann jeder nachlesen, den das interessiert. Aber an die Macht kommen wollen wir mit populistischen Phrasen. Sie können ja nicht mit originellen Programminhalten eine Wahl gewinnen.

Der Wahlausschuss hat sie 2009 nicht zugelassen, weil ihre Partei nicht richtig ernst genommen wurde.

Sonneborn: Das ist so nicht ganz richtig. Man hat uns hauptsächlich fehlende Strukturen in der Partei vorgeworfen. Der Bundeswahlleiter hat mit einem Fax gewedelt, auf dem stand, dass wir nur noch einen einzigen Landesverband haben. Wir haben aber neun und das lässt sich nachweisen. Ich habe den Bundeswahlleiter darauf hingewiesen, dass der letzte Wahlleiter, der so undemokratisch mit kleinen Parteien umgegangen ist, 1946 von einem alliierten Militärtribunal hingerichtet worden ist. Aus Häme und aus billigem Rachedurst haben wir diese Sache dann juristisch weiterverfolgt und Klage eingereicht vorm Verfassungsgericht. Ich glaube die Karriere des Bundeswahlleiters ist relativ beendet und ich glaube nicht, dass noch mal jemand in diesem Amt einen solchen Fehler machen wird.

Die SPD ist sich noch nicht sicher, wer es werden soll. Sind sie als Spitzenkandidat ihrer Partei gesetzt?

Sonneborn: Nein, das wird kurz vor der Wahl entschieden. Ich bin in Berlin im Prinzip Spitzenkandidat gewesen, hatte aber keinen eigenen Wahlkreis. Wir sind bekannt dafür, dass wir gut aussehende, junge Frauen als Spitzenkandidaten aufstellen. Wir sind die ersten gewesen, die ihre Spitzenkandidatinnen gecastet haben, deshalb haben wir auch nicht Angela Merkel an der Spitze.

Seit diesem Jahr gilt die Rente mit 67. Sie haben also noch ein paar Jahre Zeit. Was kommt noch vom Menschen Sonneborn?

Sonneborn: Ich hoffe, dass ich irgendwann diesen Amtseid ablege - so wahr mir Gott helfe. In führender Funktion, als Bundeskanzler oder Bundespräsident, denn drunter einzusteigen lohnt sich nicht. Da hat man zu wenig Gestaltungsspielraum.