Nach einem Wasserschaden spielen Halstenbeks Kinder jetzt im rund 2,4 Millionen teuren Neubau. Ein Besuch in der Kindertagesstätte.

Halstenbek. Die Gummistiefel stehen im Regal. Die Flure des Kindergartens Regenbogen in Halstenbek sind trockengelegt. Nur die Punkte auf dem Fußboden, die sich vom hellen Linoleum abheben, zeugen noch von der Überschwemmung. Ende September hatten Handwerker eine Wasserleitung nicht fachgerecht angeschlossen. Die Gemeinde hatte durch die Löcher im Fußboden Schläuche eingelassen, die warme Luft unter den Fußboden bliesen. Der Einzug in den teuren Neubau an der Birkenallee hatte sich damit auf Ende Dezember verschoben.

Nun sind die Löcher geflickt und die Räume bezogen. Es riecht noch nach Farbe und neuem Mobiliar. Die Wasserflecke an den Wänden wurden mit einem freundlichen Gelb übergestrichen. Kinderkreischen klingt aus den hellen Spielzimmern. 75 Knirpse auf 865 Quadratmeter - das kann schon mal etwas lauter werden.

"Heute durfte jedes Kind sein Lieblingsspielzeug mitbringen", sagt die pädagogische Leiterin Anke Müller, 54, bei einem Rundgang durch das neue Domizil. Jede Gruppe hat neben einem großen Spielzimmer mit Hochebene einen kleinen Rückzugsraum, die mit Kuschelecken und Spielen ausgestattet sind. In einem Zimmer stehen auf einem Tisch eine Computertastatur, ein Telefon mit Wählscheibe und ein Taschenrechner. "Um Büro zu spielen", sagt Erzieherin Birgit Veith. Sie betreut die "Sonnenstrahlen".

Anke Müller erläutert das pädagogische Konzept: "Wir praktizieren einen partnerschaftlichen Erziehungsstil nach der Reformpädagogin Maria Montessori." Das Prinzip der Freiwilligkeit spielt eine tragende Rolle. "Die Erzieherinnen fragen die Kinder, was sie zum Beispiel in der nächsten Hobbystunde ausprobieren möchten." Frei nach dem Motto: Hilf mir, es selbst zu tun - und das mit viel Spaß.

Kinder mit Handicap lernen mit Kindern ohne Beeinträchtigung und werden dabei fließend in die Aktivitäten integriert. Heilerzieherinnen unterstützen individuell. So wird niemand ausgegrenzt.

Neben der Integrationsgruppe gibt es eine Elementargruppe und eine Familiegruppe, in der Kinder von drei bis sechs Jahren wie Geschwister zusammen spielen und voneinander lernen. "Eltern brauchen keine Bedenken zu haben, dass die älteren Kinder dadurch benachteiligt werden. Sie werden individuell mit einem Vorschulprogramm gefördert", sagt Anke Müller. Zudem wurde eine Ganztagskrippe integriert, die in den alten Räumen nicht untergebracht werden konnte, obwohl der Bedarf da war. Platz ist jetzt auch für eine Eltern-Kind-Gruppe für Ein- bis Zweijährige und einen Spielkreis für Zwei- bis Dreijährige, die sich einmal die Woche hier treffen und den Nachwuchs behutsam auf die Elementargruppe vorzubereiten. Neu ist auch die Ganztagsbetreuung von 7 bis 17 Uhr.

Der Tag beginnt mit dem Morgenkreis. Alle Gruppen versammeln sich, um gemeinsam den Tag mit einem Lied zu begrüßen. Dafür war in den alten Räumlichkeiten in der Grundschule Süd kein Platz. Die Schule war in den Ortskern gezogen, anschließend wurde der Kindergarten hier untergebracht. Und der Platzmangel war nicht das einzige Problem.

Immer wieder war Wasser eingebrochen und hatte die Korkfußböden aufgeweicht. Da half auch das Flutschutztor nichts. Das Dach war zudem undicht und das Gebäude abgesackt. Ein Problem, das die Gemeinde auch bei dem neuen Haus noch beschäftigt. Da es in einem Moorgebiet liegt, wurde es bereits auf einer Anhöhe gebaut. Das reicht offensichtlich nicht aus, denn nachträglich soll im Frühjahr auch noch eine Drainage verlegt werden, um das überschüssige Wasser unterirdisch ableiten zu können. Den Ablauf im Kindergarten soll das aber nicht stören, versichert Kirsten Osius, 51. Seit drei Jahren führt sie die Geschäfte. Die Halstenbekerin ist dem Regenbogen aber schon viel länger verpflichtet. Vor 17 Jahren fing sie als Mutter hier an, zunächst im Vorstand, später kümmerte sie sich um die Finanzen.

Noch ist der Mehrzweckraum mit Kisten zugestellt. Doch bald schon sollen hier therapeutische Schaukelelemente wie Kuschelnest, Vier-Punkt-Schaukel und Motorikrolle angebracht werden. Eine zusätzliche Anschaffung, die durch Spenden von Airbus Operations, Groth Feinwerktechnik, Groth Luftfahrt- und Systemtechnik, Budnikowsky und Sparda-Bank finanziert wird. Fünf Bobby-Cars spendierte die Firma Grossmann und Berger. Auch der Regenbogen-Verein hilft mit seinen Ersparnissen aus.

Die Kleinen können sich auch in der Turnhalle der Schule Süd austoben, die dreimal die Woche mitgenutzt werden darf. Das Außengelände mit Bobby-Car-Rennstrecke, Klettergerüst und Buddelkasten ist wegen des Dauerregens noch verwaist. Die Eltern haben bei der jüngsten "Workparty" aber schon Rindenmulch verteilt. Regelmäßig kommen sie bei Kaffee und Kuchen zu Arbeitseinsätzen zusammen. "Das ehrenamtliche Engagement ist wirklich herausragend", sagt Kirsten Osius. "Da kein großer Träger hinter uns steht, sind wir als Elternverein darauf auch angewiesen." Die Zusammenarbeit mit der Gemeinde sei sehr angenehm. "Wir konnten jederzeit im Rathaus anrufen."

Die hatte trotz Zuschüssen aus Konjunkturprogramm II (703 000 Euro), Bundesprogramm zur Finanzierung von Krippenplätzen (387 000 Euro) und vom Kreis (71 000 Euro) mit rund einer Million Euro an dem Bau beteiligt. Dafür gab es auch ein Solardach.

In der Küche wird das Mittag angerichtet. Die Biokost liefert ein Hamburger Unternehmen. Zwei Haushaltshilfen richten das Essen in kleinen Gläsern an und stellen es auf Tabletts. So kann jedes Kind sich sein Essen nach Vorliebe auf seinem Teller anrichten und hat einen guten Überblick. Auch das ist Montessori. Zweimal im Monat kochen die Kinder dann unter Anleitung in ihrer Miniküche. Die Arbeitsflächen sind auf Kinderhöhe angebracht.

"Der Kochtag ist eine gute Gelegenheit, andere Kulturen kennenzulernen", sagt Anke Müller. So lernen die Nachwuchsköche zum Beispiel auch, wie Sushi zubereitet wird. "Wir fragen vorher, was sie im Sushi verarbeiten möchten", sagt die Pädagogin. "Erstaunlicherweise war das Lachs." Zwei Regenbogen-Kinder haben japanische Wurzeln und in ihren Brotbüchsen Reisbällchen statt Stulle. Ein Mädchen brachte von einem Besuch der Oma in Japan Origami-Figuren mit. Ein guter Anlass, über die Kunst des Papierfaltens zu sprechen. "Wir haben auch schon das türkische Zuckerfest begangen", sagt Anke Müller.

Eine Gruppe Kinder kommt über den Flur gefegt. Sie greifen sich ihre Regenjacken und ziehen die Gummistiefel an. Die brauchen sie, um draußen durch die Pfützen zu springen. Drinnen bleiben die Füße trocken.