Politiker fordern eine Überprüfung des Wahlergebnisses wegen des knappen Vorsprungs von 22 Stimmen für den Amtsinhaber

Quickborn. Der Ausgang der Bürgermeisterwahl am Sonntagabend war so hauchdünn, dass es die Quickborner Politik nun genau wissen will. Gestern gab es erste Stimmen, die forderten, die 7152 abgegebenen Stimmen erneut auszuzählen. Bernd Gronewaldt, Vorsitzender der Wählergemeinschaft "Wir für Quickborn", die Johanna Skalski unterstützt hat, sagt: "Das Ergebnis ist so knapp. Das muss auf jeden Fall nachgezählt werden." Montagabend wollte die SPD darüber beraten, sagte Vorsitzender Enno Hasbargen an. Am heutigen Dienstag tritt um 17 Uhr im Rathaus der Gemeindewahlausschuss zusammen, um das Wahlergebnis festzustellen. Auch die als ungültig erklärten Stimmen werden dort geprüft, sagt Gemeindewahlleiter Volker Dentzin. Dies waren am Sonntag 53, also 22 mehr als vor einem Monat. Mit 22 Stimmen Vorsprung sicherte sich Thomas Köppl das Bürgermeisteramt. Damit lag er 0,3 Prozentpunkte vor seiner Herausforderin. Im Sport wäre dies eine Millimeter-Entscheidung.

Für Wahlsieger Köppl kommt es jetzt darauf an, nach vorn zu schauen. "Es wird meine Aufgabe sein, die Wunden zu heilen, die im Wahlkampf aufgerissen wurden, und Brücken zu bauen zwischen den verfeindeten Fronten. Es ist viel Porzellan zerschlagen worden." Deshalb werde er jetzt Kontakt aufnehmen zu SPD, Grünen und Wir-Fraktion, die seine Gegnerin unterstützt haben. Den Grünen-Vorsitzenden Dirk Salewsky hat er noch am Wahlabend sein Gesprächsangebot unterbreitet. Köppl: "Es muss jetzt ja weitergehen. Wir müssen darum zusammenarbeiten und an einem Strang ziehen zum Wohle der Stadt."

Den Wahlabend erlebte der Verwaltungschef wie seine Kontrahentin als Wechselbad der Gefühle. Erst lag er vorn, dann sie, dann wieder er, dann sie, bis am Ende die ausgezählten 1300 Briefwähler-Stimmen den Ausschlag für den Amtsinhaber ergaben (siehe Info-Kasten). "Das war ein Nervenkrieg - bis zuletzt", bekennt Köppl, der seine Getreuen aus der CDU in seinem Büro im Rathaus um sich geschart hatte und dort über das Internet die Auszählung der 13 Wahlbezirke verfolgte. Erst als feststand, dass er doch noch gewonnen hatte, trat Köppl kurz vor 20 Uhr vors Rathaus, wo ihm die unterlegene Kandidatin Johanna Skalski gratulierte. Köppl wirkte sichtlich erleichtert. Mit einem Glas Sekt in der einen und dem Handy in der anderen Hand empfing er die ersten Anrufe, die ihm zum Wahlsieg beglückwünschten. Dabei lächelte er so gelöst wie seit Wochen nicht mehr. "Der Wahlkampf war extrem anstrengend, emotional wie körperlich", sagt Köppl, der im Wahlkampfstress auch einige Pfunde verloren zu haben scheint.

Auch seine Unterstützer wirkten sichtlich mitgenommen. Bürgervorsteher Bernd Kleinhapel (CDU), seit Jahren engster Vertrauter Köppls, trat geradezu bleich vor die Kameras der Journalisten. Mit diesem engen Ausgang der Bürgermeisterstichwahl hatte er nicht gerechnet. Nach außen hatte er sich schnell wieder gefangen. Auf die Frage, ob er sich im Laufe des Abends schon mit einer Niederlage abgefunden hätte, erwiderte Kleinhapel: "Die Hoffnung stirbt zuletzt." Er sei "nur froh, dass in Quickborn keine Praktikantin auf den Chefsessel im Rathaus gelangt ist".

Diese Äußerung zeige, "dass die CDU die Botschaft des Bürgermeisterwahl offensichtlich nicht verstanden hat", sagte SPD-Ratsfrau Astrid Huemke. Der Bürger habe die zum Teil "arrogante" Politik von CDU und Bürgermeister mit einem gehörigen Denkzettel abgestraft. Jetzt könnten sie nicht einfach weitermachen wie bisher.

Das hat der wiedergewählte Bürgermeister auch nicht vor. Seine persönliche Lehre aus der Bürgermeisterwahl ist diese: "Mir ist es nicht gelungen, die Bürger mitzunehmen", sagt Köppl. "Ich muss eine bessere Kommunikationsstrategie entwickeln", wiederholte er, was er bereits vor der Stichwahl gegenüber der Pinneberger Zeitung ankündigte: "Ich werde mehr mit den Menschen reden müssen. Dazu werde ich künftig weniger im Rathaus und mehr auf der Straße sein." Er werde sich aber nicht verbiegen, betont der Amtsinhaber, der am 1. November seine zweite Amtszeit antritt. "Ich habe mich sehr exponiert und den Leuten die Wahrheit gesagt. Das ist nicht immer und überall gut angekommen. Bei manchen bin ich damit angeeckt. Aber das kann ich nicht ändern. Ich werde den Leuten auch weiterhin die Wahrheit sagen und den Menschen keine Hoffnung machen, wo keine Hoffnung ist."

Für die Opposition gibt es noch eine andere Lehre aus der Bürgermeisterwahl. "Wir haben die Wahl nicht verloren", findet SPD-Ratsfrau Huemke. Wenn sich die Opposition einig ist, könne sie in Quickborn Politik gestalten und beinahe sogar den Bürgermeister stellen. 22 Stimmen Vorsprung seien "kein großer Vertrauensbeweis an den alten und neuen Bürgermeister" findet Parteichef Hasbargen. Er dankte Johanna Skalski, die, wie Köppl anerkennt, "einen sehr fleißigen Wahlkampf" führte. Am Wahlabend hatte sie auch eine kleine Träne in den Augen, als sie sagte: "Dass es so knapp ausging, ist traurig. Es zeigt aber, dass hier ein neuer Wind hereingekommen ist." Sie danke all ihren Wählern und Wahlhelfern für die Unterstützung. "Es war so spannend. Das ist ein Superergebnis. Ich glaube, wir haben hier etwas bewegt."