Interessenskonflikt beim Mitveranstalter der Aktion. Metaller-Regionalchef Uwe Zabel greift Atomwirtschaft an.

Kreis Pinneberg. Während die Vorbereitungen für die größte Anti-Atomkraft-Demonstration im Kreis Pinneberg auf Hochtouren laufen, gibt es im Lager des einen Mitveranstalters eine heftige Debatte um den Atomausstieg. Uwe Zabel, Elmshorner Regionalchef der Industriegewerkschaft Metall und Gesamtveranstaltungsleiter, macht sich dafür stark, dass es beim Atomausstieg, so wie es Bundesregierung und Energieversorgungsunternehmen vereinbart haben, bleibt.

Mario Frank, ebenfalls IG Metall, kann sich dagegen eine Verlängerung der Laufzeiten der Kraftwerke sehr wohl vorstellen. Frank, der wie Zabel im Kreis Pinneberg lebt, vertritt die Interessen der gut 300 Beschäftigten der Vattenfall Europe Nuclear Energy GmbH im Kernkraftwerk Brunsbüttel als verantwortlicher Betriebsrat.

"Zukunftsängste von Kolleginnen und Kollegen, die in kerntechnischen Anlagen arbeiten, sind anscheinend nicht von Belang in unserer Gesellschaft und auch in Teilen der Gewerkschaften", beklagt Frank. Diese Position wird von großen Teilen der IG Metall in Hamburg vertreten. Für die Interessen der Kraftwerksbeschäftigten soll Rainer Kruppa, Vattenfalls Konzernbetriebsratsvorsitzender bei der Auftaktkundgebung vor dem Gewerkschaftshaus am Besenbinderhof am Sonnabend um 13.30 Uhr sprechen. Diese Rede wird auch Mario Frank sich anhören. Der Menschenkette will er sich allerdings nicht anschließen.

Auch Uwe Zabel versucht, die atomenergiefreundlichen Kollegen mit unter seine Fittiche zu bekommen. Er sagt: "Wer für die Stilllegung der Atomanlagen eintritt, muss hartnäckig auch für eine sehr lange Beschäftigungsperspektive der dort Beschäftigten kämpfen. Es ist ein bodenloser Skandal, dass die Atomwirtschaft den Energiekonsens unterschreibt mit der Politik, aber sich nicht um die Beschäftigten kümmert und nun verlangt, dass die Laufzeiten verlängert werden. Das ist nicht hinnehmbar."

Wie die IG Metall aus dem Spagat zwischen den Interessen der Beschäftigten rauskommen will, das soll innerhalb eines Diskussionsforums geklärt werden. Diese Gruppe ist von den Hamburger Metallgewerkschaftern gegründet worden - noch ohne Uwe Zabel und seine Mitstreiter. Während auf der Straße für den Atomausstieg gekämpft wird, wollen die Beschäftigten im AKW Brunsbüttel endlich wieder ihrer eigentlichen Arbeit nachgehen.

Doch seit zwei Jahren ist das Kraftwerk aufgrund von Instandsetzungen gar nicht am Netz. Nach dem gültigen Energiekonsens hat Brunsbüttel noch 21 Monate Betriebszeit. Paradox: Arbeit gibt es derzeit in Brunsbüttel deutlich mehr als bei einem geregelten Betrieb: Bis zum Wiederanfahren sind fast dreimal so viele Menschen im Atomkraftwerk tätig. Vor allem Stahlschlosser, unter ihnen viele Gewerkschafter, arbeiten daran, das Werk wieder sicher ans Stromnetz zu bringen.

Heute Abend beginnt um 19.30 Uhr im Pinneberger Ratssaal, Bismarckstraße 8, eine Diskussion mit dem Autor und Journalisten Gerd Rosenkranz. "Mythen der Atomkraft: Wie uns die Energielobby hinters Licht führt" lautet der Titel seines neuen Buches. Die Veranstaltung wird von dem Schauspieler und Regisseur Jan Georg Schütte moderiert.