Der erste ganztägige Warnstreik von mehr als 300 Busfahrern hat Mittwoch im Kreis Pinneberg zu erheblichen Behinderungen geführt.

Betroffen waren die Pinneberger Verkehrsgesellschaft (PVG), ihre Tochter Elmshorner Verkehrsgesellschaft (EVG) sowie erstmals die Kreisverkehrsgesellschaft in Pinneberg (KViP). Auf den 44 Linien der drei Unternehmen verkehrte gestern kein Fahrzeug. Auch der Schülerverkehr fiel bis auf wenige Ausnahmen aus.

Auf den Betriebshöfen der Unternehmen in Schenefeld, Elmshorn und Uetersen das gleiche Bild: Die streikenden Busfahrer hatten die Zufahrten abgeriegelt, alle Fahrzeuge standen still. "Es gibt keine Streikbrecher, darauf sind wir stolz", so PVG-Betriebsrat Wolfgang Meier.

Erstmals hatte die Gewerkschaft Ver.di den Ausstand einen Tag zuvor angekündigt. "Das hat die Lage entspannt", so PVG-Unternehmenssprecher Kay Goetze. Aufgrund der Berichterstattung in den Medien hätten sich viele vorab auf den Streik einstellen können. "Wir hatten so erheblich weniger erboste Anrufer", so Goetze weiter. Dank des Vorlaufs sei es dem Unternehmen zudem gelungen, an jeder Haltestelle den Streik per Aushang anzukündigen.

Dennoch fühlten sich nicht alle Fahrgäste ausreichend informiert. Etwa Werner von Deyen (45). Er verließ sich auf die elektronische Anzeigetafel, die ankündigte, dass die Busse wegen Glatteis unregelmäßig fahren würden. Den Aushang, der ihn über den Streik informieren soll, hat der 45-jährige glatt übersehen.

Jennifer Witzens aus Rellingen entdeckte erst an ihrer Rellinger Haltestelle den Streikhinweis. "Das ist schon ärgerlich", sagte Jennifer, die zur Julius-Leber-Schule nach Lurup wollte, um für das Abi zu pauken Ihre Alternative: "Mal sehen, ob meine Mutter mich fahren kann, sonst muss ich eben zu Hause lernen."

Kurios: Die Benutzer der Linie 195 wurden in Rellingen pünktlich bedient. Der Grund: Die Strecke nach Hamburg-Niendorf wird von den Verkehrsbetrieben Hamburg-Holstein (VHH) betrieben. Das Unternehmen mit Sitz in Quickborn ist zwar die Muttergesellschaft der PVG. Allerdings gilt für die VHH ein Haustarifvertrag, sodass dort nicht gestreikt wird.

Am ZOB neben dem Wedeler S-Bahnhof schlugen derweil die Wogen hoch. "Ich habe die Nase voll - und zwar gestrichen!" wetterte Fateme Habekost. Aus Lurup kam sie zwar mit dem Bus bis Wedel - aber mit der innerstädtischen Weiterfahrt zu ihrem Arbeitsplatz im Stadtteilzentrum "mittendrin" wurde es nichts. Zu Fuß stapfte sie durch die Kälte.

Ähnlich genervt zeigte sich Schülerin Nadine Stolz aus Quickborn, die um 6.16 Uhr dort die Bahn genommen hatte: "Leider ist in Wedel nicht mal ein Taxi zu bekommen." Sarah Nasira Khaja-Amirjan, Erzieherin in der Awo-Kindertagesstätte Traute Gothe im Moorweggebiet, wohnt in Harburg und muss täglich um 5 Uhr aufstehen, um zu 8.30 Uhr in der Kita einzutreffen. Ihrer erbarmte sich ein Autofahrer.

Immerhin: Seitdem ist der Kreis Pinneberg vom Streik nicht betroffen. Allerdings muss in der nächsten Zeit mit weiteren Streiks gerechnet werden.