Die Fahrer fordern 10,7 Prozent mehr Geld. Die Gewerkschaft Ver.di hatte zum Ausstand aufgerufen. Zehntausende Fahrgäste sind davon betroffen.

Hamburg. Die Busfahrerstreiks in Schleswig-Holstein werden seit den frühen Morgenstunden fortgesetzt. Das gab ein Sprecher der Gewerkschaft Ver.di am Donnerstagmorgen bekannt. In Ahrensburg im Kreis Stormarn stehen die Busse seit 3.30 Uhr in den Depots. In Niebüll im Kreis Nordfriesland stehen die Busse seit 5.30 Uhr still. Der Streik soll den ganzen Tag und die Nacht zum Freitag andauern. Am Vormittag soll es die ersten Sondierungsgespräche in Lübeck zu den Tarifforderungen der Gewerkschaft geben. Die Fahrer des privaten Omnibusverkehrs hatten den Streik in einer Urabstimmung beschlossen, nachdem die Tarifverhandlungen nach sechs Runden gescheitert waren.

Die Busfahrer fordern mehr Geld: Es geht um durchschnittlich 10,7 Prozent. Doch bisher konnten sich die Gewerkschaft Ver.di und der Omnibus Verband Nord (OVN), dem auch die der Pinneberger Verkehrsgesellschaft (PVG) angehört, trotz mehrerer Verhandlungsrunden nicht einigen: Das bekamen am Mittwoch Zehntausende Fahrgäste im Hamburger Westen zu spüren. Die etwa 300 Busfahrer der PVG streikten 24 Stunden lang. Auf den beiden Betriebshöfen blieben rund 200 Busse stehen.

Allein die PVG bedient unter anderem die stark frequentierten Metrobuslinien 1, 2 und 3: "Wir haben keine andere Wahl, als unseren Forderungen mit dieser drastischen Maßnahme Nachdruck zu verleihen", sagte der stellvertretende Betriebsratsvorsitzende Andreas Riedl. In einer Urabstimmung hatten sich 92 Prozent der Abstimmungsberechtigten für einen "unbefristeten Arbeitskampf" ausgesprochen. Ver.di verhandelt seit September mit dem OVN über Lohnerhöhungen. Es gab bereits fünf Verhandlungsrunden. Der OVN hatte rückwirkend für die Monate September bis einschließlich Dezember eine Einmalzahlung von 400 Euro angeboten. Ab dem 1. Januar dieses Jahres sollten dann alle Tabellenlöhne um fünf Prozent angehoben werden.

"Viel zu wenig" findet Andreas Riedl: "Wir fordern je nach Tarifgruppe 100 bis 300 Euro brutto mehr pro Monat." Während die Busfahrer vor dem PVG-Betriebshof in Schenefeld Streikwache hielten, warteten wenige Kilometer weiter am Schenefelder Platz die Kunden auf ihren Bus - vergeblich: "Ich stehe jetzt seit mehr als einer halben Stunde hier und warte auf den Metrobus 1. Mein Chef wird mich jetzt abholen, denn anders komme ich nicht zur Arbeit", sagte Netzwerkadministrator Andreas Schadl (43). Auch Sophie Hollmann (23) gehörte zu den Leidtragenden: "Ich weiß nicht, wie ich jetzt zur Arbeit kommen soll.

Das ist nicht der erste Streik der Busfahrer, so langsam habe ich kein Verständnis mehr dafür", sagt die Grafikdesignerin. Das sieht Azubi Ulas Yilmaz (28), der einige Haltestellen weiter an der Bahrenfelder Trabrennbahn steht, anders: "Die Busfahrer machen einen harten Job und bekommen eine verdammt schlechte Bezahlung. Da kann ich gut verstehen, dass sie jetzt streiken." Unterdessen gibt es noch keinen Termin für eine weitere Verhandlungsrunde zwischen dem OVN und Ver.di. Aber Gewerkschaftssekretär Andreas Bahn kündigte an: "Wenn die OVN nicht auf uns zukommt, dann wird nächste Woche wieder gestreikt. Das kann dann auch schon mal zwei Tage hintereinander dauern."