Auch ein Bürgerentscheid konnte die Übernahme durch die private SanaKlinikgruppe nicht verhindern.

Kreis Pinneberg. Ende April wird bekannt, dass die kreiseigenen Regio-Kliniken das Geschäftsjahr 2008 mit einem Defizit von annähernd neun Millionen Euro abschließen müssen.

Wenige Tage später gehen die führenden Manager mit einer Idee an die Öffentlichkeit: Sie wollen selbst 75 Prozent des Unternehmens erwerben und frisches Kapital einbringen, um es wieder flott zu machen. Einer aus dieser Riege scheidet wenig später unfreiwillig aus: Mitte Juni feuert der Klinikaufsichtsrat den seit 2005 amtierenden Geschäftsführer Alexander Schlick. Offiziell heißt es, man trenne sich "in gegenseitigem Einvernehmen". Die übrig gebliebenen Manager halten ihr Übernahmeangebot jedoch aufrecht.

Sie bekommen aber schnell Konkurrenz. Ende Juni gibt der Kreistag mit den Stimmen von CDU und FDP Landrat Wolfgang Grimme freie Hand, mit potenziellen Partnern über einen Einstieg in die Kreis-Kliniken zu verhandeln. Und der gibt mächtig Gas: Nicht einmal drei Wochen später werden dem Hauptausschuss die angeblich besten zwei Angebote zur Entscheidung vorgelegt. Zwischendurch gibt es immer neue Enthüllungen über weitere Verluste, aufgezehrtes Eigenkapital, Ermittlungen der Staatsanwaltschaft wegen Korruption sowie eine drohende Insolvenz. Schließlich spricht sich der Kreistag Mitte Juli dafür aus, 74,9 Prozent der Anteile an die private Sana-Gruppe zu übertragen. Die bietet unter anderem eine Stärkung des Eigenkapitals um 25 Millionen Euro, Investitionszuschüsse von 35 Millionen Euro, eine Standortgarantie für alle drei Kliniken über 20 Jahre sowie eine Beschäftigungsgarantie für das Personal.

Bereits seit Ende Juni sammeln SPD, Grüne und Gewerkschaften Unterschriften für ein Bürgerbegehren gegen den Klinik-Verkauf. Anfang August räumen die Initiatoren ihr Scheitern an: Es fehlen 4000 Unterschriften, um einen Bürgerentscheid zu erzwingen. Im August stimmt die Kommunalaufsicht dem Verkauf zu, so dass die Verträge unterzeichnet werden. Im September kommt der Landesrechnungshof zu dem Ergebnis, dass ein abgeschlossener Leasing-Vertrag - die Kliniken hatten ihre Immobilien verkauft und zurückgemietet - die ungünstigste Finanzierungsvariante darstellt, um an Kapital zu kommen. Das sehen auch die neuen Eigentümer so: Sana fordert im November vom Kreis 14 Millionen Euro, um den Vertrag abzulösen. Der Kreistag stimmt am 2. Dezember zu.

Im Dezember stolpert schließlich Landrat Grimme über die Klinik-Affäre. Er soll eigenmächtig den Vertrag mit Geschäftsführer Schlick kurz vor dessen Rauswurf verlängert haben. Weil Grimme sich mehrfach nicht zu den Vorwürfen äußert, kündigt ihm seine eigene Partei die Gefolgschaft auf. Die CDU will Grimme, der bereits im Januar seine Kandidatur für eine zweite Amtszeit angekündigt hat, nicht unterstützen.