Elmshorner “Klimagipfel“: Menschen im Kreis müssen sich rechtzeitig auf die Folgen einstellen.

Elmshorn. Steigendes Hochwasser an der Elbe, Schädlingsplagen auf den Obstplantagen in der Marsch, Hitzewellen, erhebliche Schäden durch Überflutungen, Sturm und Starkregen - das sind nur einige Szenarien des Klimawandels und seiner Folgen in der heimischen Region, die bei Wissenschaftlern als sicher gelten. Es wird immer wärmer - und im Winter immer nasser.

Welche Bedeutung dies für den Unterelberaum hat und welche "Anpassungsansätze" es gibt, darum ging es auf dem Elmshorner "Klimagipfel" in der Nordakademie. Neben Wissenschaftlern des Projektes "Klimzug-Nord" (siehe Kasten) nahmen etwa 100 Gäste aus Politik, Wirtschaft und Verwaltung sowie Umweltverbänden daran teil. Manchem Besucher dämmerte schon während der Vorträge, wie gravierend die Veränderungen sein werden. Die Klimawandel-Szenarien der Wissenschaftler - sie kamen vom Max-Planck-Institut für Meteorologie, der TuTech Innovation, der TU Harburg, HafenCity Universität und Hamburgisches Weltwirtschaftsinstitut - reichen teils bis Ende dieses Jahrhunderts. Bei der Prognose, dass es dann schon keinen Schneefall mehr in der Metropolregion geben wird, ging ein Raunen durch die Menge.

Alle Szenarien beschreiben bis Mitte des Jahrhunderts einen Temperaturanstieg um zwei, bis 2100 um gut drei Grad Celsius. Die Verschiebung der Niederschläge in den Winter hat zur Folge, dass weniger Regenwasser verdunsten kann, der im Winter gesättigte Boden weniger Wasser aufnehmen und so die Zahl der Überschwemmungen zunimmt.

Elmshorn, das 1962 leidvolle Erfahrungen bei der großen Sturmflut gemacht hat, versucht bereits Vorsorge zu treffen. Dort ist die Sicherstellung der Vorflutfunktion der Krückau ein dringendes Problem. Durch die direkte Einbindung der Stadt Elmshorn in ein Forschungsvorhaben der TU Harburg zum Abflussverhalten der Krückau in den nächsten Jahrzehnten sollen Lösungen aufgezeigt werden, um Stadt und Umland vor Überschwemmungen zu schützen. Dann werde sich zeigen, so Bürgermeisterin Brigitte Fronzek, welche Maßnahmen anstehen.

Die Stadtplaner jedenfalls müssten sich einstellen auf die Folgen von Hochwasser und Starkregen, so Professor Erik Pasche von der TU Harburg. "Wir müssen uns beispielsweise mit der Idee anfreunden, wie in Holland in gefährdeten Gebieten Amphibienhäuser zu bauen." Bestehender Hausbestand könne aber auch vor Wasserfluten geschützt werden. Immerhin, so Professor Jörg Knieling (HafenCity Universität), gehe es um die Werterhaltung von Immobilien.

Die Überlastung der Kanalisation sei ein weiteres Problem, das System sei nicht auf die Bewältigung der künftigen Wassermassen ausgelegt. Insofern sei die "Multifunktionalität" von Flächen wichtig, etwa Sportplätze oder Parks baulich zu Überflutungsarealen werden zu lassen. Auch die zunehmende Wärme in den Städten werde ein Problem werden, dem man planerisch beispielsweise mit Kaltluftschneisen oder Gründächern begegnen könne. "Wir liefern Ihnen Erkenntnisse und wollen Ihnen helfen bei der Vorsorge", so Pasche.