Starkregen und steigende Meeresspiegel werden zur Gefahr für Norddeutschland. Nur Deiche schützen - doch sie sind teuer.

Lüneburg. Wenn alles glatt läuft für Hans Ebeling, dann ist der östliche Lüneburger Landkreis von Mitte 2011 an hochwassersicher. Zumindest bis auf Weiteres: "Unsere Elbedeiche sind schon fertig", sagt der Vorsteher des Deichverbands Neuhaus. An den Rückstaudeichen der in die Elbe mündenden Flüsse wird noch gearbeitet: "Die erste Hälfte kriegen wir dieses Jahr noch fertig", sagt Ebeling. "Für den zweiten Abschnitt findet in dieser Woche die Anhörung zum Planfeststellungsbeschluss statt." Läuft alles nach Plan, soll Mitte nächsten Jahres alles fertig sein.

Der Neuhauser Deichverband ist für den Hochwasserschutz im östlichen Landkreis verantwortlich: für 46 Kilometer Elbe- und rund 15 Kilometer Rückstaudeiche. Kostenpunkt für alle Bau- und Erneuerungsmaßnahmen: rund 80 Millionen Euro, zu 100 Prozent gefördert vom Deichbauprogramm des Landes Niedersachsen.

In Richtung Norden wird der Landkreis Lüneburg von den Deichen des Artlenburger Deichverbands geschützt: 57 Kilometer lang sind die Elbedeiche zwischen der Ilmenau-Mündung und Bleckede, dazu kommen 17 Kilometer Rückstaudeiche.

Doch Sicherheit ist relativ: "Wir bauen nach den neuesten technischen Erkenntnissen und Anforderungen", erklärt Ebeling. Die Deiche müssen hoch genug sein, um auch dann vor Hochwasser zu schützen, wenn der Pegelstand die Höchstmarke des Elbehochwassers von 2006 um einen Meter übersteigt - diese Marke ist das für Deichbauten verbindliche Bemessungshochwasser. "Bei Ortschaften bauen wir sogar 1,20 Meter höher", sagt Ebeling.

Was passiert, wenn künftige Hochwasser auch diese Marke übersteigen, lässt sich am Beispiel von Hitzacker (Kreis Lüchow-Dannenberg) ablesen: Als im Frühjahr 2006 die Elbe über die Ufer trat, stand die historische - und von Deichen ungeschützte - Altstadt für mehrer Tage unter Wasser. Inzwischen wurde dort nachgerüstet und für 70 Millionen Euro umfangreiche Hochwasserschutzanlagen errichtet (die Lüneburger Rundschau berichtete). Vier Jahre zuvor, im Sommer 2002, war die Elbe schon einmal über die Ufer getreten. Ob diese Hochwasser Zufall oder bereits erstes Anzeichen des Klimawandels sind, ist unter Fachleuten umstritten.

Das Problem, die Frage nach langfristig ausreichendem Hochwasserschutz, bleibt indessen ungelöst. "Theoretisch", sagt Ebeling, "kann man Deiche unbegrenzt hoch bauen. Dann werden sie aber auch immer breiter. Je höher ich den Deich baue, desto mehr Grundfläche brauche ich. Finanzierbar wäre das kaum, doch eine andere Möglichkeit, uns vor Hochwasser zu schützen, gibt es nicht."

Mit Blick auf die Prognosen aus der Klimaforschung, die für die kommenden Jahrzehnte vermehrt Starkregenfälle, aber auch einen Anstieg des Meeresspiegels aufgrund schmelzender Polkappen voraussagen, sind solcherlei Probleme wenig beruhigend.

"Es weiß doch niemand, wie stark die Auswirkungen des Klimawandels überhaupt sein werden", beschwichtigt Ebeling erst einmal. Sollten allerdings tatsächlich weitere umfangreiche Aufrüstungen im Hochwasserschutz nötig werden - "dann", sagt Ebeling, "ist das aus heutiger Sicht fast unmöglich zu bezahlen."