Die besten Apfeltaschen der Welt gibt es auf dem Hamburger Dom zu kaufen. Im Café Heidmann am Eingang Feldstraße werden sie gemacht.

Pinneberg/Hamburg. Seit 62 Jahren gibt es dort die berühmten Hefeteigtaschen mit dieser köstlichen Apfelfüllung, die längst in Internetforen diskutiert und weiterempfohlen werden. Und jetzt kommt die schlechte Nachricht für Hamburg: Der Betrieb, der die unvergleichlichen Gebäckstücke kreiert, befindet sich in Pinneberg.

Zugegeben, die Pinneberger müssen in die Hansestadt fahren, um sich während der Rummelzeiten auf dem Heiligengeistfeld mit jenen berühmten Apfeltaschen, glasierten Vanille-, Sahne-Quark-, Eierlikör- oder Marzipantaschen einzudecken. Den Rest des Jahres gehört Heidmann dafür der Provinz. Dann stehen Verkaufs- und Backwagen auf dem Betriebsgelände an der Flensburger Straße 7 im Norden Pinnebergs. Zu Silvester deckt sich hier nahezu die komplette Region mit den Heidmann-Berlinern ein. "Ganz viele Firmen und Restaurants bestellen ihre Silvester-Berliner bei uns. Und die Leute stehen am 31. Dezember in einer langen Schlange die Flensburger Straße runter", sagt Waltraut Troudi-Heidmann.

Die 62-Jährige Geschäftsfrau hat vor 20 Jahren das Café auf dem Dom vom inzwischen verstorbenen Vater Erich Heidmann übernommen. Eine Kultstätte auf St. Pauli: Hier gehen Kiez-Promis wie "Neger Kalle" und "Inkasso Henry" ein und aus. TV-Sender und coole Medienfirmen laden zu Pressekonferenzen gerne zu Waltraut Troudi-Heidmann ein. Kulturbetriebe wie das St. Pauli Theater oder das Ohnsorg-Theater feiern im Café Heidmann ihre Feste. Das Gebäck, das die Gäste dabei vertilgen, kommt von Waltrauts Schwester Edith Vorlop.

Die 57-Jährige leitet heute die mobile Bäckerei neben dem Café. Die Bäckerei Heidmann ist übrigens die wahrscheinlich älteste auf dem Dom: Von Beginn an backt und verkauft die Familie während des Großjahrmarkts auf St. Pauli, mit Leila Troudi-Heidmann (35) und den Vorlop-Töchtern Melanie (38) und Marilyn (33) in der fünften Generation. Sämtliches Backwerk, darauf bestehen Waltraut Troudi-Heidmann und Edith Vorlop, ist wie vor 200 Jahren pure Handarbeit nach altem Familienrezept.

"Der Hefeteig ist Eigenarbeit, ebenso die Füllungen wie der Sahnepudding in der Vanilletasche. Der Zutatenmix fürs Gebäck, wie die legendäre Apfeltasche oder die Pflaumen-Zimt-Tasche, stammen von Vater Erich. "Er hat die Apfeltasche erfunden", sagt Waltraut Troudi-Heidmann. "Hätte er sie patentieren lassen, wir wären steinreich."

Waltraut Troudi-Heidmann lebt heute in Wandsbek, Schwester Edith Vorlop und Mutter Helga Heidmann in Pinneberg, dort wo Firmengründer Erich Heidmann vor genau 40 Jahren mit seinem Betrieb außerhalb der Jahrmarktszeiten sesshaft wurde. Nach dem Winterdom macht Familie Heidmann erst einmal Urlaub von der Schmalzbäckerei. Aber schon zum Jahreswechsel können die Pinneberger an der Flensburger Straße wieder ihre Heidmann-Berliner kaufen. Ab Januar will Edith Vorlop regelmäßig zu den Wochenenden ihre Back- und Verkaufswagen auf dem Pinneberger Firmengrundstück in Betrieb nehmen. Öffnungszeiten und Bestellungen ab Ende Dezember unter Telefon 0177/316 15 14.