Kreis und Gemeinde wollen Flächen vom Bund für ihr Hafenkonzept geschenkt bekommen. Der könnte sie aber auch teuer verpachten.

Helgoland/Pinneberg. Die Umsetzung des zukunftsträchtigen Hafenkonzeptes für Helgoland könnte an Geldforderungen des Bundes scheitern. Wie die Pinneberger Zeitung erfuhr, will der Bund, dem große Teile des Helgoländer Südhafens gehören, die erforderlichen Flächen jetzt für rund 80 Euro pro Quadratmeter verkaufen.

Der Kreis, der im Auftrag der Gemeinde Helgoland eine Gesellschaft öffentlichen Rechts für das Projekt gründen will, müsste für die benötigten 60 000 Quadratmeter im Helgoländer Hafen fast fünf Millionen Euro bezahlen - viel zu viel für den finanziell klammen Kreis und die Insel. Die hegte die Hoffung auf eine Art Nullsummenspiel: Der Bund sollte die nicht mehr benötigten Flächen einfach abgeben und damit Helgoland die ersehnte Basis für eine neue Zukunft ermöglichen.

Umso überraschender die neue Linie aus Berlin. Hintergrund: Offenkundig haben Betreiber der bei Helgoland geplanten Offshore-Windkraftanlagen in der Nordsee Interesse angemeldet, Flächen auf Helgoland für ihre Zwecke zu pachten. Nachfrage erhöht den Preis - und so scheinen die Buchhalter im Bundesverkehrsministerium eine Quelle entdeckt zu haben, um ihren Etat zumindest ein wenig zu entlasten.

Über einen Quadratmeterpreis von 80 Euro brauche man gar nicht reden, so Helgolands Bürgermeister Frank Botter auf Anfrage. Er warte erst einmal ab, was für einen Preis der Gutachterausschuss des Kreises nach seinem Besuch auf der Insel vorlege. Im Grunde, so Botter, sei es doch "abstrus", dass die Helgoländer Teile vom Südhafen, der ihnen einst aus militärischen Gründen weggenommen wurde, "teuer zurückkaufen sollen".

Ein neues Hafenkonzept ist für die seit Jahren unter Touristen- und Einwohnerschwund leidende Hochseeinsel Helgoland überlebenswichtig. Dadurch würde das Eiland zunächst eine dringend notwendige optische Aufwertung erfahren: Die wenig charmante Landungsbrücke, mit der sich die Insel dem Großteil der ankommenden Gästen präsentiert, muss dringend modernisiert werden.

Der häufig in den frühen Morgenstunden lautstarke Frachtumschlag würde aus dem hotelnahen Binnenhaften in den Südhafen verlegt werden. Helgoland könnte neben der Hummerbudenmeile am Binnenhafen eine zweite, moderne Marina zum Bummeln und Shoppen gut gebrauchen. Zudem muss dringend die ganzjährige Anbindung der Insel ans Festland gesichert werden.

Um die Pläne in die Realität umzusetzen, wollen die Insel Helgoland und der Kreis Pinneberg eine Hafengesellschaft gründen, die zunächst als Entwicklungsgesellschaft arbeitet und später den Betrieb der Hafenanlagen übernehmen soll. Der Erfolg der Hafengesellschaft hängt allerdings von den Grundstückskaufverhandlungen mit dem Bund ab. Dem gehören derzeit Südhafen sowie Binnenhafen.

Aus einer Ausschussvorlage aus dem April dieses Jahres geht hervor, dass die Gemeinde Helgoland sowie der Kreis Pinneberg zwecks Finanzierung des Hafenprojektes Verpachtung und Verkauf einzelner vom Bund zu erwerbenden Flächen eingeplant haben. Als potenzielle Käufer oder Pächter kamen dort jene Offshore-Windparkbetreiber in Betracht, die jetzt der Insel bei ihren viel versprechenden Zukunftsplänen in die Quere kommen könnten.