Die Kandidaten für den Bundestag stehen schon fest, aber noch fehlen die Stimmzettel für den Kieler Landtag.

Kreis Pinneberg. Knapp 200 000 Bürger wählen am Sonntag, 27. September, die Abgeordneten des neuen Bundestags und des Landtags. Da das Kieler Parlament erst kürzlich den Weg für vorzeitige Neuwahlen gegangen ist, wird damit gerechnet, dass die Zahl der Wahlbriefanträge noch höher wird. Allein auf Bundesebene wählten vor vier Jahren 30 000 Bürger aus dem Kreis Pinneberg per Brief.

Das bedeutet erheblich mehr Arbeit für die Mitarbeiter, die sich um die Wahlen kümmern. In mehreren Städten ist dafür extra Personal im Einsatz. In Wedel sind statt drei sogar vier Mitarbeiter damit beschäftigt, Wahlbenachrichtigungen vorzubereiten und Wahlbriefe entgegenzunehmen.

In allen Verwaltungen stehen die Mitarbeiter vor dem Problem, dass die Wahlzettel für die Bundestagswahl bereits gedruckt worden sind, die für die Landtagswahl aber nicht., Alle, die jetzt Briefwahl beantragen und damit auch den Landtag per Post bestimmen wollen, bekommen also zweimal Post.

Der Grund: Die Kandidaten für die Landtagswahl stehen wohl erst am 6. September fest. Bis dahin muss über Einsprüche entschieden sein. "Und die wird es geben", meint Yvonne Wild (32), die das Wahlbüro in Wedel leitet.

Doch nicht nur im Vorwege gibt es mehr Arbeit. Auch am Wahltag wird es für die ehrenamtlichen Wahlvorstände spannend. Sie müssen darauf achten, die Stimmzettel für die Bundes- und Landtagswahl zu trennen. Das fällt wegen der unterschiedlichen Färbung ja noch leicht, allerdings müssen die Wahlhelfer doppelt so viele Stimmzettel auszählen. Gleichzeitig müssen sie dafür sorgen, dass die Briefwähler der Landtagswahl richtig bei der Zählung zugeordnet werden. Die Briefwähler der Bundestagswahl werden dagegen in gesonderten Stimmbezirken ausgezählt.

"Das wird wohl ein langer Zählabend", sagt Rainer Weskamp (72). Der Wahl-Wedeler hat schon in den 50er-Jahren im Wahlvorstand mitgearbeitet. Jetzt, als Rentner, ist er wieder im Einsatz. "Ich war immer darauf bedacht, etwas für meine Mitmenschen zu tun", erzählt der gebürtige Schlesier. Der ehemalige Geschäftsführer einer international tätigen Inspektionsfirma freut sich am meisten auf die Bundestagswahl, "weil da die meisten Leute kommen". Er gesteht: "Ich möchte kein Politiker sein." Da fühlt er sich wesentlich wohler, als neutraler Wahlhelfer agieren zu können.

Die größte Aufregung in seinem Wahllokal erlebte Weskamp, als ein Wähler sich empörte, die ganze Kabine sei voller Wahlwerbung. "Tatsächlich war dort Wahlwerbung der CDU angebracht. Doch ich war mir sicher, dass der Beschwerdeführer die selbst angebracht hat", erinnert sich Weskamp. Denn Weskamp hatte, wie es die Aufgabe eines Wahlvorstehers ist, gerade kurz vorher die Wahlkabine begutachtet. Gegenüber dem empörten Wähler sagte Weskamp allerdings nicht seine Meinung, sondern notierte die Beschwerde wie gefordert im Wahlprotokoll. "Damit war der Mann denn auch zufrieden."

Als "ein wenig ungerecht" empfindet der Wedeler, dass die Wahlvorstände nur das gewohnte Erfrischungsgeld in Höhe von 35 Euro erhalten, obwohl sie doppelt so viel Arbeit erledigen müssen. Das halten andere Kommunen allerdings anders. Uetersen stockt das Taschengeld für Wahlhelfer von 30 auf 50 Euro auf. Wahlbüroleiter Victor Delva: "Bei uns gibt es mehr Geld, andere geben noch ein Essen aus." In Wedel gibt es wie gewohnt Brötchen und Kuchen - aus der städtischen Kantine.